2. Jahrgang. Das Blatt erscheint monatlich und ist durch den Ortspfarrer zu beziehen. Jährlicher Bezugspreis 60 Pfennig, nach auswärts mit Porto 1.10 Mark. August 1917. Seiö fröhlich in Hoffnung, gedulöig in Trübsal, haltet an am Gebet. Römer 12,12, Gib Frieden! §^aß, Vater, unsre Not zu Lude gehen! Das Feld laß grünen, das der Krieg zerstampft, das Blut versiegen, das zum Fimmel dampft, die tausend 5eufzer laß den lVind verwehen! Verkläre alles in dem Glanz der stunden, da wir aufatmend das zerhaune 5chwert in Lhren senken und zum heilgcn Herd der letzte Kämpfer wieder hcimgefunden. Wir tragen schwer, was uns befchieden. Herr, gib uns Frieden! Erich Bstmark. Zuversicht. Zum dritten Male jährt sich am 1. August der Tag, der unserm Vaterland den Frieden nahm. Drei Jahre Krieg! Für- wahr: eine inhaltsschwere Fülle völkischen Erlebens liegt in den drei Worten. Wieviel Not und Weh klingt daraus wieder, und doch auch wieviel Kraft und Sieg. Drei Jahre Krieg! — Das geht nicht ohne Spur vorüber am Leben eines Volkes. Schmerzlich haben wir's erfahren in diesen 156 Wochen schweren Ringens. Wir sind andere geworden als wir 1914 waren. Kummer und Herzeleid, Mühe und Sorge, harte Arbeit und mancherlei Entbehrungen haben an unfern Kräften gezehrt und uns die Malzeichen des Kriegs ausgeprägt; uns daheim. Vor allem aber unfern Kämpfern draußen, die nun drsi Jahre schon im Felde stehen. Wie hat auf sie die harte Zeit gewirkt! — Wie anders schaut uns heute auch unser Wirt- schasts- und Berkehrsleben an. Wir fühlen uns in eine andre Welt versetzt. Ja, ja, der Krieg, der ändert viel. Eins aber hat er nicht geändert: Fest blieb und unerschütter- lich der Siegeswille unsers Heers und Volks. Was half es unfern Feinden, daß sie die halbe Welt gegen uns entboten und mit Lüge und Verrat im Bunde an unsrer Vernichtung arbeiteten? Nirgends sind sie durchgekommen. Fest standen unsre Linien, wie granitne Wälle, an denen die wilde Brandung der Millionenheere jäh zerschellte; die Flotte machte den Traum von Englands Ueberlegenheit zur See zunichte; die U-Boote packten wacker zu und wurden mit den Fliegern im Verein zum größten Schrecken unsrer Feinde. Aus Nord, Ost, Süd und West klingt uns entgegen der alte Schlachtgesang: „Lieb Vaterland, kannst ruhig sein!" Den Wettersturm des Kampfes übertönt der Schlachtruf der Getreuen: „Wir lasten sie nicht durch!" — Un- erschüttert wie am ersten Tage ist der Siegeswille unsers Heeres. Dankbar müssen, nicht dankbar genug können wir unserm Heer und seinen Führern sein, unserm Kaiser, unserm Hindenburg, die die ganze schwere Last dieser drei Kriegsjahre so pftichtgetreu und todesmutig trugen für Volk und Vaterland. Auch unsers Volkes Kraft blieb fest. Zwar wurde brennen- der denn je die Sehnsucht nach des Krieges Ende. Und unsers Kaisers Weihnachts-Friedensangebot erschien wie eine Himmels- gabe allen. Aber als der Feind die dargebotene Friedenshand voll Hohn zurückstieß, straffte aufs neue sich der Wille des Volks, in Treue auszuharren bis ans Ende. Die Opferfreudigkeit blieb wach, des Reiches Kasten wurden stets gefüllt; die letzte Kriegs- anleihe übertraf in ihrem Ertrag alle vorherigen; alle Be- rechnungen der Feinde, uns auf die Knie zu zwingen, scheiterten: Dank dir, du deutsches Volk, für deinen Opfermut! Wer gab ihn dir? — Gott sorgte, daß wir Mut behielten. Er gab uns, was uns nötig war. So öffnet uns der Dank an Volk und Heer, der heute unser Herz bewegt, das Auge, Gottes Gaben zu erkennen: „Lobe den Herrn, meine Seele." Gerade dieses Lob wird manchem schwer. Denn der Krieg mit seinen Heimsuchungen und Nöten hat — Gott sei es geklagt! — manchem den Glauben erschüttert an einen Gott, weil er sich nicht abfinden kann mit dem Gedanken, daß der Gott, der jetzt im Schrecken des Gerichts über die Erde geht, derselbe ist, der sich voll Gnade zu den Seinen neigt. Aber wir dürfen die Zu- versicht nicht lasten auf den allmächtigen Gott, denn wir brauchen mehr, als Menschenkrast, um nicht schwach zu werden in dem schweren Ringen, das uns noch bevorsteht gegen den Feind draußen und gegen alle Irrungen und Wirrungen daheim. Darum soll dieser dritte Jahrestag des Kriegsbeginns uns allen den Weg öffnen hin zu Gott. Er muß unsre Zuversicht und Stärke sein. Was auch Erfolg und Siegespreis dieses beispiel- losen Ringens sein mag: eines muß durch ihn an uns erreicht werden: das Ende dieses Krieges mit all seiner göttlichen Hilfe, mit all seinen blutigen Opfern darf uns innerlich nicht an der alten Stätte der Gottesferne finden, wie sein Anfang. Wir mästen reifere, tiefere, ernstere, gottesfrohere Menschen werden, die mit dem Dichter des 46. Psalms sprechen lernen: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke." Im Glauben an Gott drum vorwärts ins vierte Kriegsjahr hinein! Dann können wir leben der starken Zuversicht, daß er, der uns den Krieg gesandt, uns auch den Sieg verleihen wird. Zwar, wer von Gottes Walten spricht, muß vorsichtig sein in seinem Voraussagen. Aber das dürfen wir mit aller Bestimmt- heit aussprechen: Kein großes Volk stirbt durch andrer Völker Schuld; wenn es stirbt, bringt seine eigene Sünde ihm den Tod. Gott aber wird unser Volk nicht sterben lassen, solange es mit ihm zu leben begehrt in dem fröhlichen Vertrauen: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke." Ohne dieses Vertrauen sind wir bald am Ende unsrer Kraft. Daher das Murren und Klagen, das Unzufriedensein und Nörgeln so vieler. Es fehlt ihnen die Zuversicht auf Gott, weil ihnen der Glaube fehlt. Glaube gibt Zuversicht und Stärke; der Glaube an den allmächtigen Gott, der unser Vaterland und unser Leben in seiner Hand hält; der Glaube an den ewigen Gott, der die Welt durch alle Wirren zu seinem Ziele führt. Wer diesen Gott im Herzen trägt, der braucht nicht zu verzagen. Der steht in Kraft und Zuversicht, auch wenn der Feind noch lange droht; der hält geduldig still auch unter den schwersten Schickungen Gottes; der lebt der starken Gewißheit: „Es kann mir nichts geschehen, als was mir selig ist." So lasse Gott uns ferner seine Gnade leuchten im neuen Kriegsjahre. Er gebe Trost den Trauernden; neuen Mut den Zagenden; den Schwachen Kraft, den Kämpfern Sieg; uns allen Glauben und Vertrauen. Ja, Herr, hilf uns weiter! Wir lasten Dich nicht, Du segnest uns denn. Hilf uns zu Sieg und Frieden! Was mir der Krieg gebracht. Was mir der Krieg gebracht? — Ein starkes Herz und einen starken Sinn, so blank wie Erz. An frischer kühner. Tat die helle Lust, dazu die lichte Sonne in die Brust und felsenfesten Glauben, der nicht weicht, der von der Erde bis-zum Himmel reicht. — Nun komme Lust und Leid und Not und Tod — ich weiß: Mich führt ein jeder Pfad zu Gott. Ein U-Boot-Offizier. Jesus und der Krieg. In seinem Buch: „Das ewige Licht" erzählt der bekannte Volksschriftsteller Rosegger: „In der heutigen Nacht hatte ich folgenden Traum: Der Ewige saß auf dem Richterstuhl und ließ die Großen der Menschheit an sich vorüberschreiten. Da kam Moses. Der Herr fragte ihn: „Was hast du deinem Volk gegeben? — „Das Gesetz." — „Was hat es daraus gemacht?" — „Die Sünde." — Dann fragte er Karl den Großen: „Was hast du deinem Volke gegeben?" — „Den Altar!" — „Was hat es> daraus gemacbt?" — „Scheiterhaufen!" .— Dann fragte er den Napoleon Bonaparte: „Was hast du deinem Volke ge- geben?" — „Den Ruhm!" — „Und was hat es daraus ge- macht?" — „Die Schmach." — So hat er sie gefragt, die Großen der Erde einen nach dem andern, und alle führten Klage darüber, wie ihre Gaben von ihren Völkern entwürdigt worden seien, und jede Klage ward eine Anklage. Zuletzt aber erschien Jesus Christus, und der Ewige fragte ihn: „Mein lieber Sohn, was hast du den Menschen gegeben?" — „Den Frieden!" — „Und was haben sie daraus gemacht?" — Da antwortete Jesus nichts, sondern verhüllte sein Angesicht in seine durchgrabenen Hände und weinte." Wehe den Menschen und Staaten, welche die Verantwortung für das namenlose Elend des Weltkrieges trifft. Ihnen ruft die ewige Wahrheit und Gerechtigkeit zu: „Ihr habt es gewollt!" Wohl uns, daß wir auf die Gerichtsfrage: „Was habt ihr aus meinem Frieden gemacht?" mit unserem Kaiser reines Gewissens bekennen dürfen: „Herr, unser Gott, du weißt es! Wir haben es nicht gewollt!" Die filtcfteit Bewohner des Altenburger Canto sollen die Hermunduren gewesen sein, ein germanischer Volks- stamm, der von dem römischen Schriftsteller Tazitus als ein Zweig der suevischen Völkerschaften genannt wird. Ob diese Nachricht freilich richtig ist, bleibt sehr zweifelhaft. Namen von Wohnsitzen dieses Stammes haben sich jedenfalls nicht erhalten; auch werden diese Wohnsitze nur spärlich über das Land verstreut gewesen sein, wie das nicht häufige Vorkommen von Grabstätten jener Zeit, der sogenannten Hünengräber, vermuten läßt. — Im 5. und 6. Jahrhundert begannen die Slaven von Osten her über die Ober- und Mittelelbe einzuwandern und hatten sich zur Zeit der Entstehung des Deutschen Reiches über den ganzen Nordosten des jetzigen Deutschland ausgebreitet, sodaß die Saale bis zu ihrer Mündung in die Elbe und von da an der Haupt- fluß selbst die Grenze zwischen Deutschen und Slaven bildete. Im Osten hatten sich längs der Saale, also auch in den Gebieten unsers Landes, die westlichen Ausläufer des slavischen Stammes der Sorben angesiedelt. Deshalb wurde dieser Landstrich Sorbenland genannt. Sie saßen in kleinen Dorf- und Stamm- gemeinschaften, die Supanien hießen und unter erwählten Aeltesten, den Supanen, standen, und trieben Feldbau, Kleintier- zucht, Handel und Fischfang. Eine größere Anzahl Wohnplätze bildete einen Gau; diese Gaue waren von einander getrennt durch ausgedehnte Wälder oder Strecken unbebauten Landes. Im Ostkreis war bedeutend der Gau Plisni (Pleiße d. h. Schlammfluß) mit dem Hauptort Plisne, der heutigen Residenz Altenburg. Im Westkreise lagen die Gaue Weitao, von dem bei Hainspitz entspringenden Flüßchen Wethau benannt und die Gegend um Eisenberg umfassend; Strupenize, von Bürgel her über die Wölmße und das Rodatal bis zum Orlagau sich er- streckend; und der Gau Husiti, der die Gegend um Kahla in sich begriff. Der Gau Plisne im Ostkreise wurde die Wiege der dortigen Bauern, bei denen sich trotz der späteren Verschmelzung mit den Deutschen die eigentümliche Tracht nebst vielen Bräuchen lange erhalten hat. Von den Sorben stammen auch die ersten festen Niederlassungen im Altenburger Lande, die sich noch jetzt namentlich an ihren Endungen en (in), itz. itzsch, ick, sk und au als sorbische Gründungen erkennen lassen (z. B. Franken, Latschen; Nobitz, Ilmnitz; Zschernitzsch, Kriebitzsch u. s. w. — Gegen die angrenzenden Deutschen verhielten sich die Sorben anfangs feindlich und machten im 8. Jahrhundert häufig Ein- fälle in deutsches Land, bis seit 815 ihre Unterwerfung durch die Thüringer begann. Aus dem den Sorben abgenommenen Grenz- lande wurden die thüringischen Marken errichtet, die seit 839 Vorkommen. Ihr Gebiet umfaßte aber nicht das der jetzigen thüringischen Herzogtümer. Vielmehr erstreckte sich die nord- thüringische Mark etwa von Merseburg saalabwärts und die südthüringische vom obern Lauf der Saale bis zur Mulde, sodaß letztere das später sogenannte Osterland und demnach auch die von der Saale ostwärts gelegenen Teile unsers Herzogtums um- faßte. Jeder dieser Marken stand ein Markgraf vor, deren uns keiner dem Namen nach bekannt ist. Seit 892 scheinen alle Sorben von den Deutschen unterworfen zu sein; wenigstens zahlen sie ihnen seitdem Abgaben und unterhalten mit ihnen friedlichen Verkehr. Im heutigen Westkreis hatten sich nach Unterwerfung der Sorben zahlreiche deutsche Niederlassungen gebildet, z. B. Laas- dorf, Drackendorf, Hainbücht, Geisenhain, Eineborn, Tautendorf, Hellborn, Renthendorf u. a., von denen die auf -dorf meist die Namen ihrer Gründer tragen. Die slavische Bevölkerung aber wurde in ein Hörigkeitsverhältnis zu deutschen Kriegern ge- bracht, denen als königlichen Dienstmannen in ihrer Mitte Lehen übertragen wurden. Daher rühren die zahlreichen Rittergüter. Doch galten ursprünglich nur diejenigen Lehensgüter als Ritter- güter, deren Besitzer dem Landesherrn Ritterdienste leisteten, d. h. zum Kontingent ein oder mehrere Ritterpferde zu stellen hatten. Vom Christentum wollten die Sorben lange Zeit nichts wisten, vielmehr hielten sie fest an ihrem heidnischen Glauben, dessen vornehmste Götter Swantewit und TJscherrmbog waren. Erst seit ihrer Unterwerfung durch Heinrich I. (927—930) erlitt ihr Heidentum eine Erschütterung. Im Jahre 968 aber be- gründete Otto I. zur Ausbreitung des Christentums unter den Sorben die Bistümer Meißen, Merseburg und Zeitz. Zur größeren Sicherheit vor den verheerenden Einfällen der benach- barten Slaven wurde das Zeitzer Stift im Jahre 1030 nach Naumburg verlegt. Hindenbuvgworte. Gott der Herr ist sichtbar mit uns gewesen. Er wird sein Deutschland auch in Zukunst nicht verlassen! Möge der Geist der Einigkeit, der Liebe und Treue zu Kaiser und Reich, der Gottessurcht, der ernsten Pflichterfüllung und der Hochhaltung aller Ideale unserm Volke in den langen Friedensjahren, die Gottes Gnade uns nach ehrenvoller Beendigung des Krieges schenken wolle, als wert- vollstes Vermächtnis aus großer Zeit dauernd erhalten bleiben! Wer jetzt seinen Gott nicht findet, dem ist nicht zu helfen! * Ich danke den Erfolg Gott dem Herrn und meinen braven Truppen. 8-N Wie sieht's daheim aus! £)%! ^^V.r::=r:z::::=r:rrrr5'ir:i:.-ri:r:z.-rr.-:.-:srrrr:=:srKr=::riSKi:s:i™.^.-ri:' Eiscnberg. Der Johannistag, der dies Jahr gerade auf den Sonntag siel, war wieder so recht ein feierlicher Gedenktag unserer Toten. Trennungsschmerz und Abschiedsweh zittert aus diesem Tag uns durch die Seele. Nichts ist ja, das im Lauf der Welt dem Herzen ach so teuer fällt, als Scheiden. Eben weil es dem.Herzen so schiver, ankommt, deshalb treibt es die Sehnsucht immer wieder hinaus auf die Gottesäcker, an die Gräber. In treuem Gedenken erneuern wir den lieben Toten, die da ruhen, den Dienst der Liebe. Wir schmücken ihre Gräber mit den Blüten des Lenzes, um mit einem Kranz frischer Blumen ihnen den Dankesgruß einer unaus- löschlichen Liebe zu bringen, für uns selbst aber die schmerzliche Befrie- digung zu gewinnen: wir können ihnen doch noch etwas tun. Der Io- hannistäg mit seinem Rosenslor verwandelt den Friedhof in einen Blumes» garten. Er kleidet die Stätte des Totes in den vollen Reiz des blühenden duftenden Lebens. Darin sucht der Christenglaube einen tieferen Sinn. Der Tvtenackcr bestellt uns einen Lebensgruß. Auf den Gräbern erblüht uns Lebenshoffnung, Hoffnung des ewigen Lebens. Die Herrlichkeit, in welche die prangende Natur sich kleidet/ läßt den Geist, läßt den Glauben noch in eine anders Herrlichkeit schauen, die den Kindern Gottes aufbehalten ist, als ihr ewiges Erbe. Daran soll unser Glaube festhalten, zumal auf dein Johännistäg im Weltkriege. Wie ein Schrei des Todes geht es durch die Welt. Wer zählt allein in unserem deutschen Volke die Thränen der Mütter und Väter, der Witwen und Waisen, der Frauen und Bräute, die mit tiefsteni Weh im Herzen .gerade zum Johannisfesr ihrer lieben Ge- fallenen umso lebhafter gedenken. Ihre Gräber liegen in so weiter, weiter Ferne. Keinem in der Heimat ist es möglich, auch nur einen stillen Augen- blick'an dem Hügel der Geliebten zu verweilen. Keinen Kranz, keinen Blumenschmuck kann die Liebe der Angehörigen an dem schlichten Holz- kreuz niederlegen, das Kameradenhand aus dem Heldenqrab errichtet hat. Ihr Stolz, ihre Hoffnung, ihre Freude, ihr Glück ist dahin, unwiederbring- lich dahin. Gerade deshalb aber wird der Schrei des'Todes ganz von selbst zum Schrei' nach Leben. Aber sollen all die Lebenswerte, die im Weltkrieg der Menschheit verloren gingen, all die geistigen und wissen- schaftlichen und künstlerischen Anlagen, all das reiche edle Glück der Herzen und Häuser — soll all das seine letzte Ruhestatt wirklich nur in dem Massengrab auf dem Schlachtfeld finden? Nein, das ist wider die Natur, das ist wider unser innerstes Empfinden. Unser Herz schreit auf: das kann nicht sein und die Seele schreit nach Leben. Diesem sehnenden Schrei gibt das Evangelium, gibt der Heiland Antwort: „Ich gebe ihnen das ewige Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben." Und wir dürfen der Gewalt des Todes, dem Massensterben dieser Kriegszeit das Hallelufäh des Glaubens entgegenstellen: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung-Jesu von den Toten." — Die Mittags- stunde des Johannistages ließ wieder das Ehrengeläut zum Gedächtnis unserer gefallenen Helden vom Turm her'ab erklingen. Es war das letzte Mal, daß wir alle drei Glocken der Stadtkirche für die Ehren- und Ge- dächtnisfeier läuten konnten. Seitdem haben wir auch Glocken-Abschied gehalten. Seitdem hat es uns auch getroffen: „Nun holt die Glocken herab vom Turm, die sonst frohlocken iin Jubelsturm. Ihr habt ja Millionen —- Und gießt daraus Kanonen!" Zwei unserer Stadtkirchglocken, die mittlere und die kleine, haben wir dem Vaterlande zum Opfer bringen müssen. Nur die große Glocke bleibt uns erhalten, die fortan einsam aus der Glockenstube Hausen wird. Sie stammt aus dem Jahre 1450. Im Jahre 1781 war sie zersprungen und wurde in demselben Jahre von den Gebrüdern Ulrich aus Apolda hier in Eiscnberg, im Mohren, mit den beiden anderen Glocken umgegossen, wie die Inschrift sagt, „zu einem akkordmäßigcn Geläut." Sie wurde gleichzeitig um 4% Zentner ver- größert und wiegt jetzt 1400 Kilogramm. Ueber die mittlere Glocke. 700 Kilogramm schwer, sagt das eingeholte Gutachten des Architekten Albrecht Möckel in Roda: „Sic hat einen Durchmesser von 1 Meter. Die Krone ist einfach und glatt. Am Halse hat sie zwei sehr schöne modellierte Friese mit Barockmotiven, dazwischen die Inschrift: Giema in excelsis Deo. Auf dem langen Felde befindet sich ein von einem Friese gebildetes Viereck mit der Inschrift: „Gegossen im Jahre 1500. Umgegossen zu einem akkordmäßigen Geläute durch Gebr. Ulrich in Apolda und Laucha." Am Kreuze führt sie einen sehr schön ausgeführten Fries aus Akanthusblättcrn. Die kleine Glocke, 375 Kilogramm schwer, mit 85 Zentimeter Durchmesser, paßt sich in ihrer Ausführung ganz den anderen Glocken an. In richtigem Verhältnis sind die Dekorationen angebracht. Am Halse die Umschrift Soli Deo gloria. Die Inschrift auf der Tafel auf dem langen Felde lautet wie bei der mittleren, nur als Jahr, in dem der erste Guß erfolgte, ist das Jahr 1749 angegeben." — In einer Kriegsbetstundc über das Wort aus der Apostelgeschichte (3, 16): Was ich habe, das gebe ich dir — nahm der Oberpfarrer von den abzuliefernden Glocken bewegten Abschied. Diese 'clbst öffneten im vollen Chor am 12. Juli gegen Abend ihren metallenen Mund, um zum letzten Male mit ihrem wunderbar schönen Dreiklang zu der Gemeinde zu reden. Seit 1781 — nahezu 140 Jahre, seit sie der Gemeinde zum ersten Male läuteten — was. haben sie nicht alles erlebt. Wie viel' Gottesdienste haben die hehren Akkorde eingeläutet — in wie viel Freude und wie viel Leide haben sie mit gesprochen. Nun sind zwei von ihnen für immer verstummt. Am 13, Juli wurden sie von dem Monteur der Glockengießerei Schilling Söhne in. Apolda abgenommen, auf dem Turm zerschlagen und stückweise herabgeschasft. Wir haben sie noch photographieren lassen, um wenigstens ihr Bild noch zu behalten.. Der Abschied tat bitter weh. .Die tzammerschläge, die dumpf und dröhnend das grausame Zerstörungswerk vollendeten, waren weithin zu hören. Das klang so wehmütig erschauernd und konnte ein empfindendes Gemüt zu Thränen bringen.Auf dem Schloßkirchturm sind ebenfalls zwei Glocken abgenommen worden. Die Glocke aus dem Türmchen der Gottesacker- kirche, 1686 von Herzog Christian gestiftet, bleibt uns erhalten. — Ab- schied fürs ewige Leben haben von uns'genommen der auf dem Felde der Ehre gefallene Jäger Willy Schumann, der Pslegesohn der Frau Emilie verw. Schumann. Ein Kopfschuß setzte seinem Leben am 18. März ein Ziel. Etzdorf. Am 7. Juni fiel in den Kämpfen am Wytschaete-Bogen, als er vor heftigem Artilleriefeuer Deckung suchen wollte, durch Granat- Volltresser Emil Ritter aus Etzdorf. Er war schon vor Jahresfrist einmal vor Verdun durch Oberschenkelschuß verwundet worden, war dann ziemlich lange in der Heimat und befand sich erst seit kurzem wieder an der Front. Auch in Hartmannsdorf hat der Krieg wieder ein Blutopfer gefordert, wohl schon das 14. aus dieser Gemeinde: der Pionier Otto Malz wurde durch eine zu früh explodierende' Handgranate getroffen und verstarb bald darauf an der schweren Verwundung. Seit November vorigen Jahres ist Lehrer Fischer aus'Hartmannsdorf, der als Leutnant der Reserve und Kompagnie- führer an der Westfront stand, an Bronchitis erkrankt, die wohl, weil er sie erst nicht beachtete, sondern ruhig seinen Dienst weiter tat, einen ernsteren Charakter annahm. Er befindet sich gegenwärtig in-einer Heilanstalt in Schönebcrg bei Wildbad. Möchte das Leiden dort bald gehoben werden. — Der Gefreite Kurt Just aus Thiemendorf wurde neuerdings zum zweiten Mal durch Schrapnellschuß im Gesicht nicht unerheblich verwundet. Eine Schrapnellkugel ging durch den Kiefer, wobei sie drei'Zähne herausriß. Er liegt in einer Zahnklinik in München. — Der Kanonier.Oswald Pctzold aus Etzdorf erkrankte, nachdem'er eben erst an die Front gekommen war, an Magen- und Darmkatarrh und befindet sich in einem Lazarett. n Edingen (Belgien). — Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet wurde der Musketier Erich Reichärot, Sohn des Lehrers Reichardt in Rauda; der Unteroffizier Max Voigt aus Thiemendorf erhielt zu dem Eisernen Kreuz die Altenburgische Tapferkeitsmedaille und der Musketier Otto Ritter aus Etzdorf bekam die Sächsische Friedrich-August-Medaille. — Am 1. August muß nun auch Lehrer Benndorf in Etzdorf dem Ruse des Vaterlandes folgen. An seiner'Stelle soll während seiner Abwesenheit der Schulamtskandidat'Enke aus Altcnburg die Schulstelle verwalten, mit der auch die Schulstelle Thiemendorf, während des. Krieges verbunden' ist; — Am 8. Juli starb in Etzdorf Rentner Oswin Kertscher, der Schwiegervater des Rittergutsbesitzers Knof, nachdem er erst seit'8 Tagen von Posä, wo er bisher ein großes Gut verwaltete, hierher llbergesiedelt war. Am II. Juli wurde er unter großer Beteiligung beerdigt. — Am 15. Juli feierte das Reinhold Naupoldsche Ehepaar in Thiemendorf ganz' in der Stille, wie es dem Ernst der Zeit entspricht, in großer geistiger und leiblicher-Frische im Kreise zahlreicher Kinder und Kindesrinder und Verwandter ihr Goldenes Ehejubiläum. Vom Ortspfarrer, Pastor Bohne, wurde dem Jubelpaare unter herzlichen Segenswünschen als Ehrengeschenk Sr. Hoheit des Herzogs: eine Prachtbibel überreicht. — Die Kirschernte.ist nun zu Ende; sie hat einen schönen Ertrag ergeben; und heute, am 16. Juli, beginnt die 'Getreide». ernte. Möchte sie mit Gottes Hilfe glücklich von statten'gehen. — Ein denkwürdiger und schwerer Tag war für die beiden Gemeinden Etzdorf und Thiemendorf der Donnerstag, der 12. Juli. An diesem Tage ließen die' Glocken zum letzten Mal ihr volles Geläut erschallen, um dann bis auf. die kleinen, die als Läuteglocken verblieben, heruntergenommen und nun auch auf den Altar des Vaterlandes gelegt zu werden, nachdem schon die! Orgeln den schönen Schmuck ihrer Prospektpfeifen zu demselben Zweck hatten' her geben müssen.' Rauda wird in den nächsten Tagen von demselben Schicksal betroffen werden. Wahrlich, der Krieg fordert große Opfer, aber > wir wollen sie gerne bringen, da cs die Not des Vaterlandes gebietet. — , Schwer verwundet wurde am 20. Juni am Pöhlberg der Grenadier Walther Kötterihsch aus Rauda durch Kopfschuß (Granate), der eine linksseitige' Lähmung zur Folge hatte. Hainspitz. Unsere Ritterguts- und Patronatsherrschaft ist nach sechs- * wöchentlichem Sommcraufenthalt nach Leipzig zurückgekehrt. Auch unsere - kleinen Gäste aus Altenburg haben uns wieder verlassen. Sie scheinen sich | alle bei uns recht wohl gefühlt und gut erholt zu haben. Mittwoch, den > 11. Juli, wurden zwei unserer Glocken, die große und die kleine, abge»' nommen, um dem Vaterlande zum Opfer dargebracht zu werden. Die - mittlere, im Jahre 1518 gegossene, ist uns wegen ihres Altertumswertes' gelassen worden. Als sie kurz vor der Abnahme zum letzten Male über j unser Dörfchen am Waldesrande dahinklangen, waren aller Herzen tief, bewegt und manches Auge sah man voll Tränen. Ist doch gerade im dörf- lichen Leben Freud und Leid eng mit den Glocken verbunden. Besonders * leid tat es uns um unsere große, im Jahre 1914 bei der Erneuerung unseres Gotteshauses zum bleibenden Gedächtnis an die beiden Wohltäter - unserer Kirchgemeinde, Herr und Frau Geh. Ockonomierat Vollsack, ge- stiftete Glocke, die mit ihrem vollen, tiefen, wohlklingenden Tone unser Geläut so verschönte. .Aber das Vaterland fordert dies Opfer! Möchte die uns gebliebene Glocke, die nun einsam droben auf unserm Turme hängt, bald den Frieden einläuten! — Auch ein lebendiges, und daher noch viel schmerzlicheres Opfer hat der Krieg in unserer Gemeinde wieder gefordert. In der Nacht vom 28. zum 29. Juni gegen 10 Uhr mußte der Unteroffizier Karl Ritter in den schweren Kämpfen an der Aisne beim Sturm auf die französischen Gräben sein junges Leben lassen. „Er war ein tapferer und pslichtgetreuer Soldat", so schreibt sein Oberst. Ehre seinem Andenken! — Auch in der Heimat hielt der Tod seine Ernte. Nach kurzem, schwerem Leiden starb.Plötzlich und unerwartet der Gutsauszügler Arno Pilling in einem Alter von erst öS Jahren. Wie beliebt und geschätzt er war, ersah man aus der zahlreichen Versammlung, die Sonntag, den 8. Juli sein Grab umstand. Er ruhe in Frieden! — Dem Pionier Otto Fischer und dem Kanonier Max Bittner ist für tapferes Verhalten vor dem Feinde das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen worden. — Zum ersten Male sind ins Feld gekommen die beiden jungen Musketiere Emil Schütze und Oswald Stehfest. Wieder ins Feld gerückt sind nach Genesung von ihrer Verwundung der Unteroffizier Albin Kurze und der Schütze Walter Haufe. Auf Urlaub weilten in letzter Zeit Alfred Plötner am Wall, Paul Martin, Max Bittner, Otto Schnabel, Karl Grubert, Oskar Gruber (Aubitz) und Otto Baum. Hermsdors. Uns hat der Tod in diesen vier Wochen der Monate Juni und Juli an allen drei Orten: Hermsdorf, Oberndorf, Reichenbach, gnädig verschont. Dagegen konnten wir wiederholt allenthalben die Tausglocken läuten und in Oberndorf gar eine Goldene Hochzeit mitseiern. Dies seltene Fest wurde von Hermann Präßler und Frau am 14. Juli in aller Stille gehalten. Doch hatten sichs Freunde nicht nehmen lassen, die Pforten des Hauses mit Fichten und grünen Girlanden zu zieren. Seine Hoheit der Herzog bezeugte durch Uebersendung einer Hochzeitsbibel mit eigenhändiger Widmung seine Teilnahme; der Gemeinderat, Kirch- und Schulvorstand überbrachten dem Jubelpaare seine Glückwünsche und wird nachträglich noch ein Geschenk überreichen: Zwei schöne Steindruckbilder im Rahmen: „Im goldenen Abendscheine".und „Am Dorsteich" betitelt, welche dem Ehepaare ausdrücken sollen, daß die. Gemeinde dankbar Anteil nimmt. Hermann Präßler ist eine lange Reihe von Jahren Gemeindcratsmitglied. Kirchenvorstands- und Schulvorstandsmitglied gewesen und hat 34 Jahre hindurch treu seines Anites als Steuerschulze des Ortes gewaltet. Gott schenke dem Ehepaare Kraft und Gesundheit, sich auch fernerhin noch in Frieden des Lebensabends zu freuen. — Eine frohe Ueberraschung wurde tzermsdorf bereites durch die Anwesenheit der Inspektion im Gottesdienst am 1. Juli. Herr Kirchenrat Bretschneider hielt eine Ansprache, in der er vor allem der Orgel und der Glocken gedachte, die nun auch in unserem Hermsdorf zum letzten Male voll ertönen, und in der er zum Ausharren in rechter Treue ermahnte. Die Worte trafen uns ins Herz. — Das Kinderheim wurde von neuem eröffnet und wird von einer wachsenden Zahl kleinerer Kinder, die auch ihr Mittagessen erhalten, täglich jetzt in Anspruch genommen. Auch die Heidelbeerernte hilft leben und Kirschen hat es öfters gegeben. Hier hat unser Rosenkranz fleißig geliefert. Am meisten Genugtuung bereitet eS wohl, daß alle, die ihren Antrag gestellt, so reichlich Einmachzucker erhalten. Nun aber, liebe Hausfrauen, sparen und nicht „Kompott", sondern vielmehr Marmelade einkochen! — Unsere Schwester lebt sich gut ein. Sie besuchte im Juni 28 Kranke in 300 Be- suchen und hat 4 Nachtwachen bei ihnen gehalten. Außerdem machte sie 6 Besuche im Interesse der Kranken, 18 Altersfürsorbe und 34 Kinder- fürsorae-Besuche, sowie 1 bei einem Tuberkulosen. Obgleich sie nur Krauken- hausschwester bisher gewesen, macht ihr die freie Arbeit viel Freude. Unser Ortsausschuß für Jugendpflege hat wieder getagt, konnte 700 Mark Staats- beihilfe verteilen, will auch weibliche Jugendpflege mit treiben, beantragte dafür beim Landesausschuß 200 Mark und wendet sich gleichzeitig an die Behörden des Ortes mit der Bitte um lausende Unterstützung der Sache. Mögen sie ein Herz dafür haben. Unsere Jugendpflege hat es verdient und sic wird nicht ohne Segen arbeiten, will sie der Jugend doch jetzt gerade helfen, mit vernünftigen Dingen ihre freie Zeit zu verbringen und müssen wir doch um so mehr an der Bildung unseres Volkes arbeiten, je mehr sich unsere Zeiten jetzt wandeln. Gott lenke diese Zeiten zum Frieden! Klosterlausnitz. Für Tapferkeit und treue Pflichterfüllung erhielt Land- wehrmann Hermann Bauer am 17. Juni das Eiserne Kreuz, mit dem auch Musketier Willi Födisch, Kanonier Willi Prager, Kanonier Karl Nothnagel und Tambour Paul Plötner ausgezeichnet wurden. Zu dieser fröhlichen Nachricht kam leider dix schmerzliche Meldung, daß der Kellner Hugo Prüfer, als Fußartillerist an der Somme durch Kopfschuß verwundet, im Reservelazarett Ilsen bei Hannover und Alfred Schmidt von Füsilier-Re- giment 37 an den Folgen seiner schweren Verwundung in einem Feld- lazarett verstorben ist. — Gott wolle den Hinterbliebenen mit seinem Tröste nahe sein. — Aus der Gemeinde starben: Frau Pauline Wilhelmine verw. Holzhändler Meißner, Jenaische Straße, 78 Jahre alt; Gendarmeriewacht- meister a. D. Paul Mählig. 39 Jahre alt,' und Fleischermeister Karl Fried- rich Louis Tümmler im 66. Lebensjahre. Getauft wurden die Kinder des Diplomingenieurs Steiger, Gertrud Irmgard, und des Fabrikarbeiters Jäger, Fritz Hermann vön hier und des Lehrers Götze, Hanna Annemarie, des Fabrikarbeiters Lippold, Kurt Hermann, und des Holzwarenhändlers Theil, Otto Rudolf, in Weißenborn. — Am 3. Juli feierten Bäcker Voigts, am 7. Gastwirt Weihmanns chre Silberhochzeit. — Als Vorsitzender des Flotten-Vereins erhielt Kantor Büchel die Herzog-Ernst-Medaille mit der Jahreszahl 1914. — Mit Beginn der Schulferien fst wieder eine Anzahl Sommergäste eingekehrt. — Die Kinder und Envachsenen waren fleißig beim Sammeln der Heidelbeeren, die eine ergiebige Ernte versprechen. Dabei wurde auch der Lazarette gedacht, für die rund 90 Liter zum Ein- kochen an den Agnes-Frauen-Vercin abgegeben wurden. Königshofen. Der Wehrmann Richard Wulschner von hier, Sohn der verw. Pauline Lina Wulschner geb. Walther, wurde mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet. Petersburg. Am 12. Juli in früher Morgenstunde entstand Feuer bei Karl Hoppe in Tünschütz, das das Wohnhaus und Stallaebäude einäschertc. Die Bewohner haben ihr Leben gerettet, aber viel Hab "und Gut verloren, das jetzt schwer zu ersetzen ist. — Oswald Piller, Paul Heinecke, Friedrich Sänger, Albin Schenker, sämtlich aus Petersberg, sind verwundet worden, der letztere schwer. Wir wünschen allen Heilung und Genesung. — Ser geant Osmar Baum aus Pretschwitz erhielt das Eiserne Kreuz, Emil Eis- mann aus Törpla die Altenburgische Tapfcrkeitsmedaille. Rüdersdorf. Eine wehmutsvolle Abschiedsfeier, wie sie nur der Krieg mit sich bringen kann, steht uns in Kürze bevor. Unsere lieben Glocken, die mit ihrem harmonischen Geläute so lange Jahre hindurch in frohen wie in ernsten Stunden erklungen sind und gleichsam Freud und Leid mit uns geteilt und getragen haben, sollen bis auf je eine Läuteglocke ihre hohe Warte in den Kirchtürmen verlassen, um dem Dienste fürs Vaterland ge- opfert zu werden. Es ist uns, als ob liebe Kameraden von uns gingen. Mit dem Abbau wird Mitte Juli begonnen werden. In Rüdersdorf dars die mittlere, in Reichardtsdorf die kleine, in Pörsdorf die große als Läute- glocke verbleiben. — Am 1. Juli fand in üblicher Weise die Gedenkfeier für den gefallenen Helden Willi Schlauch von hier statt. Wir alle trauern um den tüchtigen, mit vortrefflichen Eigenschaften begabten Menschen. Aber in tiefstes Leid sind seine junge Gattin und seine Eltern versetzt worden, die bereits einen gleichfalls verheirateten Sohn für das Vaterland haben hingeben müssen. — Nachdem die reichliche Heuernte bei sehr warmer Witterung in kurzer Zeit glücklich geborgen worden ist, rückt nun auch die Getreideernte mit Schnelligkeit heran. Einige haben schon mit dem Roggenschnitt begonnen. — Unsere Schulkinder haben unter Leitung ihres Lehrers mit großem Fleiß für das Gemeinwohl gewirkt, indem sie 130 Pfund Heidelbeeren für die Lazarette in Gera und 45 Pfund Brennesseln gesammelt haben. Auch Wildgemüse und Obstkcrne werden von ihnen ivie voriges Jahr fleißig gesammelt. Seifartsdorf. Vizescldwebel Ulrich und Landwehrmann Wulschner aus Seifartsdorf wurden mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet. — Die U-Bootspende ergab in Caaschwitz den reichen Ertrag von 365 Mark. — Dem Landlvehrmann Otto Roßmann in Seifartsdorf wurde am 29. Juni der 6. Sohn geboren, der einen Tag nach der Geburt wieder verstarb. — Am 8. Juli hielten der Reservist Ernst Hugo Giegold, Gärrncr aus Langcn- berg, und Hedwig Anna Brömel in der Kirche zu Caaschwitz Kriegstrauung. Am Morgen desselben Tages wurde Caaschwitz erschüttert durch die Kunde, daß der dortige Gärtnereibcsitzcr Robert Patzer sich entleibt habe. Er hat sich im Packschuppen seiner Gärtnerei erschossen. Schwermut, veranlaßt durch den Tod seiner Frau, seines einzigen Sohnes und seiner Mutter, die er alle drei in einem Jahre verlor, haben den allgemein beliebten Mann in den Tod getrieben. — Im Laufe des Juli werden die beiden Kirchen unserer Parochie ein neues Opfer bringen: jede Kirche muß ihre qroße Glocke dem Vaterlande geben. Das ist ein herbes Muß, das für die Ge- nieinden einen schmerzlichen Verlust bedeutet, besonders für Seifartsdorst. dessen Geläut sich durch die Reinheit und Fülle des Klanges vor vielen Dorfkirchen auszeichnct. — In einigen Tagen gehts in die Ernte. Sie ver- spricht einen guten Ertrag trotz der Hitze und Dürre des Sommers. Etwas Regen ermöglichte endlich das Pflanzen der Rüben und kräftigte die Kar- toffelstöcke. Gott gebe gutes Erntewetter und einen gesegneten Herbst! Serba. Seit dem 7. Juni wird Walter Götze vom Grenadier-Regiment Nr. 4 von seinem Truppenteil vermißt. Er war Inhaber des Eisernen Kreuzes und der Altenburger Tapferkeitsmedaille. Als Waise hat er seit seinem 4. Lebensjahre Aufenthalt im Hause des Seilermeisters Helbig hier gehabt, wo er noch in diesem Frühjahr seine Urlaubszeit perlebte. Treue Anhänglichkeit wünscht^ daß ihm frohe Heimkehr beschieden sei. — Der Ertrag der U-Bootspende ergab in Serba 55.20 Mark, in Hetzdorf 52 Mark, in Klengel 51 Mark, in Droschka und Silberthal 35.70 Mark, zusammen 193.90 Mark. Dazu kommt der Reinertrag einer vaterländischen Aus- führung in Serba am 29. Mai in Höhe von 100 Mark. — In Hetzdorf sind 12, in Serba 7 Kinder aus Altenburg uud Gößnitz untergebracht, die sich alle bei ihren freundlichen Psleqeeltern wohl fühlen unv bedauern, daß nun bald das Ende der schönen Erholungszeit naht. — Seit dem 11. Juli fteut sich unsere Schuljugend der Heidelbeerferien und sammelt fleißig die in diesem Jahre so besonders kostbare Frucht. Tautenhain. Aus Urlaub sahen wir daheim Jäger Richard Kurze, Pionier Paul Kurze, Gefreiter Kurt Schütze, Grenadier Richard Hädrich, Pionier Reinh. Hänseroth, Gefreiter Kurt Hädrich, Gefreiter Friedrich Plötner, Wehrmann Reinh. Hänseroth, Unteroffizier Ed. Plötner, Wehr- maun Emil Straube, Musiker Willi Köcher, Landsturmmann Rob. Schütze, Herm. Schütze, Unteroffizier Karl Putzer, Musketier Willi Kurze, Musketier Edw. Roßmann, Landsturmmann Rich. Brendel. — Verwundet wurden Vizefeldwebel Hermann Putzer (Kopfschuß) und Kanonier Oswin Dörf (Fußvcrletzung).'— Das Eisenkreuz erhielten Landsturmmann Emil Bieder- mann und Gefreiter Walter Gräfe. — Im übrigen ging das Leben in der Gemeinde seinen stillen Gang. Wie alle Kirchen, mußte auch die unsere eine Glocke dem Väterlande opfern, und zwar die kleine, die aus dem Jahre 1863 stamnit und 58 Kilogranim wiegt. — Beerdigt wurde der herrschaft- liche Holzhauer a. D. Johann Friedrich Gottlob Straube, gestorben am 10. Juli im Alter von 7114 Jahren, Landwirt Friedrich Traugott Schütze (Pieter), der, im 70. Jahre stehend, in einem Anfall von Schwermut sich im Dorfteiche ertränkt hatte, und Friederike verw. Triebe, die im Alter von 71% Jahren ganz plötzlich am Herzschlag starb. Wcitzcnborn. Hier hat der Krieg wieder zwei Opfer gefordert: Am 6. Juni fiel bei den Abwehrkämpfen vor Wytschaete durch Bauchschuß der Gefreite Hermann Hänseroth, 22 Jahre alt, und wurde auf dem Helden- friedhof Werwigue-Nord im Einzelgrab bestattet. Und am 21. Juni fiel der 32jährigc Gefreite Reinhold Petermann, Inhaber d.es Eisernen Kreuzes und der Alteuburgischen Tapserkcitsmedaille, als Führer eines Maschinen- gewehrs durch Granatsplitter. Wir nehmen herzlich Teil an der Trauer dieser beiden Familien und befehlen sie der Gnade besten, der verheißt: „Ich will dich trösten, wie einer seine Mutter tröstet." — Das Eisenkreuz erhielt Karl Schuster. Herzlichen Glückwunsch! Herausgegeben von der Eisenberger Pfarrerkonserenz. Schriftleiter Pfarrer Hüttenrauch, Klosterlausnitz. Gedruckt in der Hofbuchdruckerei P. Kaltenbach in Eisenberg, S.-A. 2. Jahrgang Das Blatt erscheint monatlich und ist durch den Ortspfarrer zu beziehen. Jährlicher Bezugspreis 60 Pfennig, nach auswärts mit Porto 1.10 Mark. Septem&er 1917. Der ist nicht stark, öer in öer Not nicht fest ist. Sprüche Sal. 2% JO. Gebet. Ü}errc Gott, die Nacht der Not finstert nieder auf das Land, du hältst Leben und hältst Tod staubkorngleich in deiner Hand. Was ist Trug und Lug und List, daß es dir den Weg verstellt — du fährst auf und alles ist wie ein Baum, vom Blitz zerfpellt. Straf' uns hart, denn unser Herz fiel von dir, du treuer Hort. Gib uns in den schärfsten Schmerz, aber wirf uns nur nicht fort! Laß' nur nicht verloren fein deine Saat, in uns gesät, daß nicht wüst ins Feld hinein alles wird zugrund gemäht! Gib uns Wacht von deiner Wacht, Herr der Fimmel, steh uns bei, daß nach allertiefster Nacht doch der Ausgang Sonne sei! Gustav Schüler. Der Krieg ein Wettlauf. Der Apostel Paulus vergleicht im ersten Briefe an die Korinther, Kapitel 9, Vers 24 das christliche Leben mit dem Wettlauf, der damals bei den Griechen in hohen Ehren stand, wenn er schreibt: „Wisset ihr nicht, daß die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt das Kleinod? Laufet nun also, daß ihr es ergreifet." — Aus diesem Ver- gleiche können wir manche Lehre ziehen für unsre kriegdurchtobte Gegenwart. Auch der Krieg gleicht einem Wettlauf der Völker, die gegen einander im Felde stehen. Wer wird als erster durch's Ziel gehen und die andern schlagen? Unter den vielen Feinden, die uns in den Tod zwingen wollten und uns den Platz an der Sonne streitig machten, sind manche schon im Lauf zurückgeblieben und aus der Reihe der um den Siegespreis Ringenden ausgeschieden. Immer mehr spitzt sich der Krieg zu einem zähen Kampfe zwischen dem deutschen Volke und der angelsächsischen Rasse zu. Freilich, das Ringen mit diesem Gegner dehnt sich weit länger, als wir es erwartet hatten. Aber zweifellos kann auch der Wettlauf des Deutschen und des Engländers nicht endlos dauern. Wir kommen dem Ziele unaufhaltsam näher, und eines Tages wird die Entscheidung unwiderruflich gefallen sein. Der allmächtige Gott hat diesen Tag schon längst festgesetzt; wir brauchen nicht eine Stunde länger auszuharren, als er es uns auferlegt. Wenn aber der herrliche Tag des Friedens endlich anbricht, so wird der Krieg nicht wie das Hornberger Schießen ausgehen. „Einer erlanget das Kleinod"; es können nicht alle zugleich den Preis des Wettlaufs einheimsen, und keiner unbesiegt bleiben. Wie man auch über die Kriegs- und Friedens- ziele denke, so wird sicherlich das Ende des furchtbaren Streits eine neue Machtverteilung unter den Völkern bringen. Entweder die Deutschen oder die Angelsachsen: einer wird zu guter Letzt das Heft in der Hand behalten. Wehe aber unserm Volke, wenn es nach all seinen Opfern in diesem ungerechtesten aller Kriege zuletzt noch unterliegen sollte! Darum laufet also, daß ihr das Kleinod ergreifet! Die Mahnung richtet sich an uns daheim und an euch, ihr Lieben im Felde. Wir stehen in unablässiger Arbeit, ihr im blutigen Streit. Euch ist das schwerere Los zugefallen; wir danken euch, daß ihr bisher so treulich ausgehalten habt. Aber nun gilt es, auch fernerhin nicht zu ermatten! ^Die letzte Kraft, der letzte Hauch von Mann und Roß sei angespannt! Lasset uns nur dabei das Wichtigste nicht vergessen, nämlich die göttlichen Kräfte des Glaubens und des Gebetes! Ohne den Beistand des Allmächtigen ist es für uns unmöglich, im Wettlauf vor allen andern, vor der Uebermacht, die uns bedroht, das Ziel zu er- reichen. Aber Er, de,r bisher geholfen hat, wird uns gewißlich auch bis ans Ende aufrecht halten und stärken! Darum ermanne sich ein jeder in festem Gottvertrauen und schüttele sie ab, Unmut, Ungeduld und Müdigkeit! Es ist kein Zeitverlust, wenn du je und je einen Augenblick stille hältst und im Gebet neue Kraft j schöpfest durch einen Atemzug aus der ewigen Welt. Hernach ’ geht es um so besser voran. Darum seid unverzagt, laufet und : ergreifet das Kleinod! Der Sieg muß unser sein! Im vierten Kriegsjahr. Wir betteln nicht um Frieden, wir ringen stolz um Sieg, wir schlagen unsre Schlachten und treiben harten Krieg. Wir zählen nicht die Jahre, daß wir am Werke stehn; die Hand am Schwerte tapfer wir unser Ziel ersehn. i Nur eins umsorgt die Seele: des Tages heiße Pflicht, bis Feindes Macht und Lüge im Sturm zusammenbricht. Gott segnete die Waffen und schützte unser Land; daheim und draußen aufrecht die deutsche Treue stand. Und jährt sich große Stunde im Kampf zum vierten Mal — Der steile Weg zur Sonne führt stets durch's finstre Tal. Es kennt der Herr die Seinen und trägt die kleine Schar: Vorwärts und aufwärts weiter mit Gott im vierten Jahr! S. Swierczewski. Lutherworte. Gott ist's allein, der beides hat: Trostwort und Hülfefaust, wie groß und mancherlei auch die Not und Feinde sind. Gott weiß es besser, wozu das Leiden dient, denn wir selbst. Unser Herrgott ist wie ein Drucker; der setzt die Buchstaben zurück; seinen Satz sehen wir und fühlen ihn wohl, aber den Abdruck werden wir dort sehen; indeß müssen wir Geduld haben. Wenn Du eine Lilie, eine Rose Christi bist, so wisse, daß Dein Wandel unter Dornen sein mnß. Ä- 0 Schweig, leid, meid und vertrag, dein' Not allein Gotte klag! An Gott ja nicht verzag, dein Glück kommt alle Tag. Unsers Herzogs Gruß an sein Regiment. Seine Hoheit der Herzog schickte am 2. August folgenden Drahtgruß an die 153er: „Heute, an dem Tage, an dem ich vor drei Jahren die Führung meines Altenburger Regiments übernehmen durfte, gedenke ich seiner und aller seiner Angehörigen in herzlichster Erinnerung. Ich gedenke namentlich in fortdauernder tiefster Dankbarkeit all der Tapferen, die in ihm Blut und Leben für unser deutsches Vaterland dahingaben und ihre Treue gegen Kaiser und Reich sowie unser geliebtes Altenburger Land mit dem Tode besiegelten. Ihr Gedächtnis wird in der ruhmreichen Geschichte des Regiments unauslöschlich und unvergessen bleiben. Ihnen und den jetzt noch in den Reihen des Regiments stehenden braven Streitern ist es zu danken, daß das Regiment in diesem unvergleichlichen Kriege sowohl in den Tagen siegreichen Vor- wärtsdrängens, als noch mehr in den schweren Zeiten todes- mutigen Ausharrens in heftigst bedrängten Stellungen unver- gänglichen Ruhm und reiche Erfolge davongetragen hat, die zu wiederholten Malen ehrenvollste Erwähnung in den Heeres- berichten gefunden haben. Ich bin fest überzeugt, daß der bisherige, so bewährte Geist das Regiment weiter beseelen und es befähigen wird, auch dem jetzt wieder bevorstehenden heißen Anstürmen unserer Feinds siegreich und mit neuen Ehren zu trotzen. Hierzu sende ich meinem lieben Regiment am heutigen Erinnerungstage meine innigsten Wünsche. Ernst." Was tut das Rote Kreuz? In unserm Herzogtum soll in der Zeit vom 1. bis 10. Sep- tember eine Geldsammlung gehalten werden zum Besten der; Zwecke des Roten Kreuzes. Sind wir auch von vornherein davon überzeugt, daß diese Bitte der großen Zusammenfassung aller freiwilligen Arbeit in der Krankenpflege und sonstigen Fürsorge für die von den Härten des Krieges Betroffenen willige Herzen und offene Hände in unfern Gemeinden finden wird, so wird die Gebefreudigkeit gewiß erhöht unter der Wirkung der schlichten Sprache der bisherigen Leistungen dieses Liebeswerks, wie sie in einer bis September 1916 reichenden Übersicht zahlen- mäßig nachgewiesen werden. Demnach wurden in Ergänzung des Heeres - Sanitätsdienstes in den ersten 2% Kriegsjahren von den Mobilmachungsausschüssen des Roten Kreuzes nach und nach an weiblichem Personal für das Etappen- und Heimatgebiet 79 207 und an männlichen Hilfskräften 100 438 Mann auf- gestellt, also insgesamt ein Heer von 179 645 Köpfen, das auf die Lazarette im Felde und in der Heimat und aus die Vereinslazarcttzüge, Verband- und Krankcnerfrischungsstellen, Depots usw. verteilt wurde. Dazu kamen die ungezählten Frauen und Männer der verschiedenen Vereinigungen vom Roten Kreuz und der mit ihnen verbundenen Frauenvereine, die als Dele- gierte des Kaiserlichen Kommissars und Militär-Inspektors der freiwilligen Krankenpflege, als Leiter von Sammelstellen, als Leiter und Helfer in den verschiedenen Einrichtungen für die Volksernährung, in den Beratungs- stellen aller Art, in den Soldatenheimen, in der Säuglingsfürsorge und sonstigen Kinderfürsorge und in den vielen anderen Wohlfahrtseinrich- tnngcn, die unter dem Zeichen des Roten Kreuzes daheim und in den Kriegsgebietcn wirken. Ein Hanptzweig der Arbeit des Roten Kreuzes ist die Einrichtung und der Betrieb der B e r e i n s l a z a r e t t e und Genesungsheime in der Heimat. Es gibt deren im ganzen nicht weniger als 3080 mit 170 580 Betten! Dazu kommen 84 Lazarcttzüge, 514 Verbaizd-Kranken- erfrischungsstellen, 370 Bahnhofs- und Rettungswachen; und 329 Ver- pflegungs- und Uebernachtungsslationen in oder nahe den Bahnhöfen wur- den errichtet, und durch 345 Soldatenhcime und Lesezimmer wurde dafür gesorgt, daß die geistigen Bedürfnisse unserer Truppen nicht zu kurz kommen. Die riesige Aufgabe, die das Rote Kreuz zu erfüllen hat, bedingt auch riesige Mittel; sie wurden durch Sammlungen aufgebracht, die bis zum Rechnungsabschluß im September 1916 in barem Gelde und an Materialwert die Summe von rund 42614 Millionen Mark einbrachten! Was das bedeutet, welche ungeheure Kleinarbeit hierbei verrichtet wurde, erkennt man erst, wenn man bedenkt, daß diese fast einhalbtausend Mil- lionen zum nicht geringen Teil in Fünf- und Zehnpfenniqstüclen gesammelt und verrechnet werden mußten. Aus der Fülle der Leistungen des Roten Kreuzes sei weiter auf folgende wichtige Arbeiten hingewiesen. In den Sommern von 1915 und 1916 wurden zusammen 1591 Eisenbahnwagen mit je 9000 Flaschen Mineral- wasser und 305 000 Liter Fruchtsaft an die Truppen und Lazarette ins Feld gesandt, was zur Verhütung von Seuchen wesentlich beigetragen hat. Auch für den so sehnlichst begehrten Lesestoff hat das Rote Kreuz in hervorragendem Maße gesorgt. Durch ausgedehnte Sammlungen hat der „Gesamtausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Laza- retten" — ebenfalls eine Abteilung des Zentral-Kvmitees — Bücher und Schriften im Werte von etwa 9 Millionen Mark zusammengebracht. — Von großem Segen ist auch die Flüchtlingsfürsorge geworden, deren weir- ausgespannte Fäden ebenfalls in eine besondere Abteilung zusammengefaßt worden sind. Bis Spätjahr 1916 wurden hierfür 4 Millionen aufgewanor. Was vom Deutschen Roten Kreuz in der Fürsorge für die gefan- genen Deutschen getan wuiHie und dauernd getan wird, ist wieder- holt rühmend anerkannt worden. Die hierfür eingesetzte Abteilung arbeitet Hand in Hand mit dem Kriegsministerium. Ihr liegen die Erhebungen über die Gefangenen und Vermißten ob und die Versendung von Liebes- gaben, Geldunterftützungen, warmer Kleidung usw. unter Vermittelung der Roten-Kreuz-Organisation im neutralen Auslande, wie andererseits das Deutsche Rote Kreuz auch für die fremden Kriegsgefangenen in Deutschland als vermittelnde Stelle wirkt. — Gedenkt man noch der Für- sorge für die Wiederherstellung der A r b e i t s v e r w e n - d u n g s f ä h i g k e i t aller derjenigen Kriegsbeschädigten, die nach ihrer Entlassung aus dem Heeresdienste einer Heilkur in Bädern und besonderen Anstalten bedürfen, was in einem Jahre rund 1 Million kranker Kriegs- teilnehmer zugute kommen kann, und gedenkt man weiter der Hilfe, die unser Rotes Kreuz durch Entsendung von Abordnungen und reichen Ma- terialtransporten nach dem verbündeten Ausland, insbesondere nach der Türkei, bringt, so hat man in großen Zügen ein 93i1b_ von dem, was die Gesamtorganisation unseres Roten Kreuzes selbstlos leistet, und wird umso lieber durch sein Scherflein mithelfen, daß diese Segensarbeit zum Besten unserer Kämpfer und ihrer Angehörigen in dem bisherigen Umfang weiter erhalten bleibt. Auf denn zum fröhlichen Geben! Unsre Zungen. Durch die Zeitungen geht folgende Nachricht: Bei der Firma Krupp in Essen ist aus Reichenbach in Sachsen-Alten- burg folgender zeitgemäße Brief eingelaufen: „Lieber Herr Krupp! Wir Jungen im Dorfe haben eine Konipagnie Soldaten gemacht, und ich bin der Hauptmann. Wir haben Säbel und Flinten, bloß eine Kanone fehlt uns noch. Vielleicht haben Sie eine alte kleine Kanone, die Sie nicht mehr brauchen und mir schenken können. Sie machen doch so viel Kanonen und verdienen viel Geld dabei, da wird schon eine dabei sein, die einen Fehler hat und die Sie nicht verkaufen können, sie braucht ja nicht groß zu sein. Also ich bitte Sie, seien Sie so gut und schenken Sie mir eine Kanone, ich bedanke mich dann später. Das Porto bezahle ich. Es grüßt S. Sch." Wird sich da das Haus Krupp gefreut haben, daß es wenigstens keine Portoauslagen hatte. KW Wie sieht's daheim aus! KK Eisenbcrg. Der Wind weht über die Stoppelfelder. Kurze Zeit noch und die Ernte ist völlig eingebracht. Fleißig haben sie draußen geschasst, jung und alt, und vor allem die Frauen, die in bewundernswerter Kraft und Zähigkeit die Lasten tragen, die der Krieg auferlegt. Und mit Freuden hat man an die Arbeit gehen dürfen. Denn die Befürchtungen, die man bezüglich der Ernte hegte, sind zu Schanden geworden. Die Körnerernte wird eine gute werden. Und auch sonst dürfen wir hier in der Heimat zuversichtlich in die Zukunft schauen. Die anhaltende Trockenheit, die schon manchen verzweifeln lassen wollte, hat sich nun doch gewendet. Der lang entbehrte, heiß ersehnte Regen hat sich „gerade noch zur rechten Zeit" eingestellt, die ergiebigen Regengüsse der letzten Tage haben auf den Fluren geradezu noch Wunder gewirkt. In den Gärten und auf den Wiesen ist an die Stelle des trostlosen Braun saftiges Grün getreten, und Rüben und Kartoffeln gedeihen zusehends. Wenn nicht noch ganz unvor- hergesehene Umstände eintreten, so können wir getrost auch einem etwaigen 4. Kriegswinter entgegensehen. Wir können durchhalten! — lieber unsere Feldgrauen ist folgendes zu melden (so weit es durch Veröffentlichung in den heimischen „Nachrichten" bekannt wurde): Den Heldentod fürs Vaterland haben erlitten Fleischer Peter Klier, Musketier Max Röhr, Ge- freiter Heinrich Peters, Ersatzreservist Bruno Schaller, sämtlich aus Eisen- berg, und Landsturmni'ann Otto Wetzet aus Friedrichstauneck. — Kriegs- auszeichnungen erhielten: Kriegsfreiwilliger Kurt Lippert und Gefreiter Reinhold Dix die Altenburgische Tapferkeitsmedaille; Musketier Ernst Hahn, Füsilier Willy Ulrich, Unteroffizier Alfred Schaller, Vizewacht- meister Otto Peters, Landsturmmann Max Zettel, Gefreiter Paul Köhler, Landsturmmann Fritz Fricke, Landsturmmann Arno Vetterlein, Land- sturmmann Soph und Alexander Schneider, sämtlich aus Eisenberg, sowie Fritz Oehrlein aus Kursdorf das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Für hervor- ragende Betätigung bei den harten Kämpfen im Westen wurde der Leut- nant der Reserve und Batterieführer Dr. Erich Schuster mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse geschmückt. Ja, sogar ein weibliches Glied unserer Ge- meinde hat sich durch ihre Tätigkeit im Felde seltene Auszeichnung er- rungen: Schwester Martha Gumpricht vom Roten Kreuz, tätig in einem Feldlazarett im Westen, ist mit dem Ehrenkrcnz für freiwillige Wohlfahrts- pflege im Kriege und mit der Roten-Kreuz-Medaille ausgezeichnet worden. Zu Leutnants befördert wurden der Vizewachtmeister Gerhard Schneider und der Vizeseldwcbel Walter Bergner. Buchhcim. Verstorben ist am 14. Juli Frau Emma Jda Schirmer, geborene. Steinbrück, Ehefrau des Mühlenbesitzers Hermann. Bruno Schirmer. — Der Beschlagnahme zu Heereszweckcn verfiel von den Glocken unseres Gotteshauses die aus dem Jahre 1864 stammende kleinste Glocke. Sic trug die Aufschrift: „Mein Klang ruft euch zu Gottes Ruhm, Kommt Christen, kommt ins Heiligtum." Etzdorf. Zwei Opfer hat der Krieg wieder aus unserer Kirchfahrt ge- fordert: Am 17. Juli wurde der Landwehrmann Artur Lobenstein aus Thiemendori an der Westfront durch Granatschuß getötet und am 22. Juli fiel in Galizien der Schütze Karl Kräh mann ans Hartmannsdorf. In beiden Fällen trauern eine Witwe und vier unversorgte Waisen um den Ernährer. — Der Jäger Paul Grübe aus Etzdorf und der 2. Sohn des Lehrers Reichardt in Rauda, Erich Reichardt, wurden mit dem Eisernen Kreuz 2. Klaise ausgezeichnet. Vom 23. bis 28. Juli war Leutnant der Res. Kettwich aus Thiemendorf zu cineni Gas-Kursus nach Berlin ab- kommandiert. — Vor kurzem hat sich Leutnant d. Res. Fischer aus Hart- mannsdorf. der noch immer in Schömberg bei Wildbad krank darnieder- liegt, einer schweren Operation unterzogen, die hoffentlich Heilung zur Folge hat. — Am 1. August mußte Lehrer Benndorf aus Etzdorf nun auch noch dein Rufe des Vaterlandes folgen; er wurde einem Eisenbahnregiment in der Nähe Berlins zugeteilt. An seiner Stelle hat Schulamts-Kandidat Enke aus Altenburg die Verwaltung der hiesigen Schulstelle übernommen und am 13. August mit Wiederbeginn der Schule nach den Ernteserien sein Amt angetreten. — Die Ernte wurde in letzter Zeit durch Regen etwas aufgehalten, der aber andern Feldfrüchten, wie Kartoffeln, Rüben. 1 und Kraut, sowie auch dem Futter sehr zu statten kam. — In Hartmanns- dors starb im Alter von 73 Jahren die Frau verw. Ernestine Weiser geb. Lippold, Schwiegermutter des Bahnbeamtcn Geinitz daselbst; beerdigt wurde sie in ihrem früheren Wohnsitz Zossen bei Weida, wo auch ihr Mann schon begraben liegt. Hainspitz. Am 1. August ist unser Rittergut von einem großen Schaden- feuer heimgesucht worden. Dasselbe brach nachmittags %5 Uhr aus und legte in kurzer Zeit die über den massiven Stallungen befindlichen Futter- böden mit dem gesamten Heuvorrat, sowie die Hofscheune mit ungefähr 100 Zentner Roggen im Stroh in Asche. Auch sind in einer Kammer über dem Kuhstallc Ivertvolle Vorräte an Betten, Kleidungsstücken und Nahrungsmitteln ein Raub der Flammen geworden. Sämtliches Vieh wurde noch rechtzeitig gerettet. Ein Ueberspringen des Feuers im Westen auf das Pächter- und Herrenhaus, im Osten auf den erst vor wenig Jahren angebauten Wagenschuppcn mit darüber befindlicher Kutscherwohmmg konnte glücklicherweise verhindert werden. Der Schaden für Besitzer und Pächter ist groß. Auch die Allgemeinheit wird durch das Feuer gerade in dieser Kriegszeit schwer zn leiden haben. Ist doch Herr Schmalz durch den Verlust seiner Futtermittel gezwungen, den größten Teil seines Milchviehes zu verkaufen. Die Entstehungsursache des Feuers ist Brandstiftung durch einen erst zwei Tage auf dem Rittergute weilenden, im Dienste des feind- lichen Anslandes stehenden 17jährigen Scholar. Derselbe hat seine Tat eingestanden und sieht seiner schweren Bestrafung entgegen. — Wieder hat der Kriegen unserer Gemeinde ein Opfer gefordert. In den heißen Kämpfen in Flandern ivurde der erst vor kurzem ins Feld gekommene junge Musketier Emil Schütze mit mehreren Kameraden im Unterstände durchweinen Volltreffer verschüttet. Auch sein Name wird unter uns un- vergessen bleiben und allezeit in Ehren gehalten werden. Gott tröste die tieftrauernden Eltern und Geschwister mit seinem reichsten Himmelstroste. Unser Lehrer Reinhard Ruppe ist von dem Truppenübungsplätze Beverloo nun auch in die Front gekommen. Er ist der 5. Kompagnie des Reserve- Jnfanterie-Regiments Nr. 5ö zugeteilt worden. Gott schütze und schirme ihn! Auf Urlaub konnten wir begrüßen den Landwehrmann Artur Hanf. — Dem Gutsbesitzer Oskar Tonndorf in Aubitz wurde ein Söhnchen ge- boren. Hermsdors wird noch Garnison! Im Schützenhaus, Rathaus, im Gast- haus zum Bären und vielen Privathäusern liegen Feldgraue, nicht um in Hermsdorf für Ordnung zu sorgen, sondern um beim Heidekrauchacken Beschäftigung und Erholung zu finden. Zumeist sind sie schon im Felde gewesen und krank in die Heimat zurückgcschickt worden. Mögen sie in unserer Waldlust bei reichlicher Kost bald alle genesen. Auch unsere Ernte ist glücklich geborgen. Wir können zufrieden sein mit dem, was Gottes Güte uns dies Jahr bescherte. Die ersten Frühkartoffeln wurden verteilt, Frühgemüse ist noch in Menge bei unserer Gemeindeverwaltung zu haben, das vierte Pfund Brot hilft vor allem wirtschaften und Champignon und Steinpilze nicht weniger. — Wir haben Glockenabschied gefeiert. Da sie nicht ausgebaut iverden konnten, wurden die Glocken in den Türmen zer- schlagen. Das ist uns allen nahe gegangen. Aber die verbliebenen Glocken durften auch schon wieder Frohes verkünden. Wir haben die großen und schönen Erfolge int Osten, die Gott uns im letzten Monate bescherte, trotz allem mit dem Klangs der Glocken und mit wehenden Fahnen gefeiert. — Der Tod hat uns diesmal empfindlich getroffen. In Oberndorf starb das neugeborene Söhnchen des Schrankenwärters Geßner daselbst. In Reichen- bach starb Erich Paul Vogel, Söhnchen des Handarbeiters Hermann Vogel, ferner nach langjährigem Leiden in Roda der einzige Sohn unseres Kantors Hädrich und endlich Oskar Emil Friede!, ebenfalls ein einziger Sohn des Schmiedemeisters Friedrich Franz Friede!. Gott helfe den Hinterbliebenen ihr schweres Leid tragen. In Hermsdors verstärken: Johanne Christiane Magdalcne Schulze, Tochter des Modelleurs Erdmann Schulze im zarten Alter von 4 Jahren, ferner Frau Anna Therese Rüdiger geb. Wittig, Ehe-« frau des Landwirts Gustav Rüdiger vom Berge, an einer schweren Ope- ration in der Klinik zu Jena und endlich unser Kirchvater, Holzhändler Friedrich Louis Wittig, der, an Magenvcrhürtung erkrankt, schon seit längeren Wochen hinwelkte. Mehr als 27 Jahre war er Mitglied des Ge- mcinderatcs hier. Wohl ebensolange versah er gewissenhaft unseren Kirchvaterposten, und viele Ehrungen, die noch dem Toten zugedacht waren, bezeugten, wie sehr wir diesen schlichten und treuen, friedfertigen und auf- rechten Mann schätzten und liebten. Durch Feldpost aber ward uns die Kunde, daß unser Lehrer Fritz Zschiegner an schwerer Verwundung in Ga- lizien gestorben. Das hat wohl jeden besonders ergriffen. Hat uns Herr Zschiegner doch lange noch während des Krieges treu und gewissenhaft an unseren Kindern gedient, ist er doch freudig danach ins Feld mitgezogen, eifrig bestrebt, auch seine Pflicht als Soldat zu erfüllen. Nun hat ihn die feindliche Kugel getroffen und uns und seiner Familie geraubt. Wir haben mit ihm den zweiten Lehrer hingeben müssen, seitdem der schwere Krieg ausgebrochen. Er ruhe auch fern der Heimat in Frieden! — Kriegs- getraut wurden: Der Gefreite August Opel von Hermsdorf und Elsa Wöllncr aus Eineborn; Paul Seise, Zimmermann aus Klengel und Frieda Schütze von hier; Hornist Albin Plötner und Frieda Plötner von hier; Witwer Julius Serfling von hier und Frieda Klöppel aus Trossin. — Unsere Gemeindeschwester hat im Juli 484 Besuche bei 45 Kranken, Kindern, Alten gemacht, darunter 5 Tuberkulosefürsorge-Besuche, 23 Kinderfürsorge- und 20 Altenfürsorgebesuche. Eine große Freude wurde uns dadurch bereitet, daß die Ortsbehörden von Hermsdors zur männlichen und weiblichen Jugendpflege am Orte für 1017 im Ganzen 300 Mark Beihilfe verwilligt haben. Das ist viel in Anbetracht der Steuerlage. Das ist genug, der männlichen Jugendpflege durch Anstellung und Entschä- digung eines Jugendpslegers einen geregelten Fortgang, der weiblichen einen neuen Anfang zu geben und das wird helfen, mit der Unterstützung der Porzellanfabrik zusammen unsere Jugendpflege ain Orte aus eigenen Kräften weiter auszugestaltcn. Möge sie'bald in Frieden gedeihen!' Hohendorf. Am 25. Juli haben wir zwei unserer Glocken dem Vatcr- lande zur Verfügung gestellt. Die große Glocke, aus dem Jahre 1752, ist der Gemeinde erhalten geblieben. In Rauschwitz wurde die kleine Glocke abgeliefert. — Der Gefreite d. L. Hermann Müller aus Göritzberg wurde zum Unteroffizier, kurz darauf zum Sergeanten befördert. Klosterlausnitz. Eine große Freude widerfuhr unserer Gemeinde da- durch, daß die Kirchenglocken vorläufig von der Ablieferung befreit wurden. Das kam so: Das Pfarramt hatte erfahren, daß im Ostkreise verschiedene Geläute infolge Gutachtens des Sachverständigen von der Enteignung zurückgestellt worden waren wegen ihrer vortrefflichen Harmonie, die als Kunstwert nngesprochen wurde. Infolgedessen wurde, obwohl schon die Vorbereitungen zur Glockenabnahme getroffen waren, sofort ein Gutachten über den musikalischen Wert unseres Geläutes eingeholt, das. wenn auch nach manchen Schwierigkeiten, das eben gemeldete erfreuliche Ergebnis hatte. So sind wir noch im Besitze unserer schönen Glocken. Und wenn wir sie später gewiß auch noch werden abgeben müssen, da die Zurück- stellung nur eine vorläufige ist, so wollen wir doch recht dankbar dafür, daß wir sie jetzt behalten durften, sein und unsere Dankbarkeit vor allein. dadurch beweisen, daß wir ihrem Rufe zu den Gottesdiensten gern und freudig folgen. Daran hat cs leider in den letzten Monaten sehr, sehr ge- fehlt. — Das Gedächtnis der Mobilmachung feierten wir durch eine Kriegs- betstnnde, in der wir mit besonderem Danke der Gefallenen, und in herz- licher Fürbitte eurer gedachten, liebe Kameraden im Felde, wie auch beini ersten Sonntagsgottcsdienst im vierten Kriegsjahr. Wärt ihr doch bald wieder bei uns! Das möchtet ihr wohl selber. Jetzt aber heißt es „Aushalten bis zum letzten!" Und dieser Wille kam zum Ausdruck auch in den zahlreichen Briefen und Karten aus dem Felde, die viel Erfreuliches zu melden wußten über Stimmung und Ergehen ihrer Schreiber. So die von Kurt Voigtsberger, Paul Knüpfer, Franz Prüfer, der erst kürzlich ins Feld kam; Fritz Prüfer, der, kaum genesen, wieder schwere Tage erlebt hat; Otto Pfaucht, der in den Kämpfen der ersten Augusttage in Flandern mit focht; Ewald Eckardt, der aus einem Feuerübcrfall einen Tag nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub wie durch ein Wunder gerettet wurde; Hugo Rosenkranz, der bald auf Urlaub zu kommen hofft; Fritz Döhn, der von seiner Verwundung wieder hergestellt ist; Otto Riedel, Fritz Hädrich usw. Allen für ihr Gedenken herzlichen Dank! — Auch von Albin Rahn kam am 4. August eine Karte an, die am 24. April im Kriegsgefangenenlager Nino- schima (Japan) geschrieben ist. Sie enthält herzliche Pfingstgrüße. — Das Eiserne Kreuz erhielt Gefr. Otto Müller (Klempner) und Ordonnanz Willi Dietrich; die Friedrich-August-Medaillc Gefr. Otto Steingrüber. Sa- nitäts-Gefreiter Hermann wurde zum Unteroffizier befördert; Max Trenschel zum Gefreiten als Kraftfahrer seiner Fernsprechabteilung. Ein- gestellt wurden Albin Prüfer (Kutscher) und Otto Zelle als Pioniere. — Gefallen ist leider Wehrmann Hermann Rosenkranz am 21. Juli, kurz nach Rückkehr aus dem Urlaub, durch Kopfschutz im vordersten Graben. Er wurde unter dem Geleit von 5 Offizieren und 50 Kameraden auf dem deutschen Soldatenfriedhofe in Pulhanh am 28. Juli früh 8 Uhr vom Feldgeistlichen Pfarrer Kaiser begraben, der über Hebräer 13, 14 sprach. Ferner am 27. Juli der Bankbeamte Arthur Menzel. Gott sei den Trau- ernden Tröster im Leid! — Vermißt wird seit 29. Juni Hermann Rosen- brock, der in Galizien stand und vermutlich in russische Gefangenschaft ge- kommen ist. Möchte seiner besorgten Gattin bald Gewißheit werden! —■ Schwer verwundet wurde Paul Kluge. Ihm wünschen wir gute Genesung. — Beerdigt wurde Frau vcrw. Friederike Kaiser, die im Alter von 63Vi Jahren an Lungenentzündung starb, sieben Wochen nach ihrem Mann. — Getauft wurden die Kinder des Bankbeamten Lanz, Werner Hugo Felix, und öiä Fabrikarbeiters Schröter, Emma Ilse, sowie ein uneheliches Kind. — Hochzeit i>atten Kaufmann Otto Kurt Litzenberg aus Halle und Luzie Helene Irmgard geb. Llldke. — Pastor Besser, der noch immer beurlaubt ist, übernimmt sein hiesiges Amt nicht wieder, sondern wird Anfang September nach Hasclbach bei Ronneburg versetzt. Das Diakonat wird bis aus weiteres vom Pfarramt mit verwaltet. — Pfarrer Hüttenrauch erhielt als Hilfsofsizier der militärischen Vorbereitung das preußische Vcr- dienstkreuz für Kriegshilfe. Königshofen. Am 30. Juni starb den Heldentod fürs Vaterland, beini siegreichen Vordringen vor Höhe 304 im Westen, der Unteroffizier und Offiziersaspirant Martin Etzold von hier, Student der Theologie in Straß- burg, der einzige Sohn des hiesigen Pfarrers. Voll heißer Vaterlands- liebe hatte er 2'/2 Jahre lang, zuerst im Osten, dann im Westen das harte Kriegslos getragen. Gott lasse ihm das ewige Licht leuchten! — Von den 11 Stadtferienkindern haben 5 fünf Wochen hier geweilt, 4 neun Wochen lang und zwei bleiben noch auf unbestimmte Zeit hier. — Am 10. August verparü hier nach schwerem Krankenlager der Maurer Karl Richard Streit im Alter von 48 Jahren 11 Monaten. Er wurde am 13. August hier beerdigt. Kraftsdorf. Am 22. Juli hielt Pastor Kobitzsch aus Kahla die Probe- predigt. Er wurde vom Gesamtkirchenvorstande einstimmig zum Pfarrer von Kraftsdorf gewählt und wird voraussichtlick) Mitte Oktober in sein neues Amt eingesührt werden. — Das diesjährige Erntefest wird in unfern Gemeinden am 9. September begangen werden. Petcrsberg. Am Sonntag, dem 22. Juli, nach dem Gottesdienste, haben unsere Glocken das Abschiedsgelüut erklingen lassen. Bon nun an haben wir in Petersberg nur noch eine, die mittlere, die zugleich Schlagglocke ist. In Tünschütz blieb uns die größere erhalten, die einen kunstgeschichtlichen Wert hat; sie ist 1730 in Zeitz gegossen. — Dem Kutscher Emil Fink hier, z. Z. im Felde, wurde anl 14. Juli eine Tochter geboren, die am 22. Juli getauft wurde; dem Handarbeiter Paul Zorn, z. Z. im Felde, am 17. Juli ein Sohn, der am 29. Juli die heilige Taufe empfing. — Bernhard Kunze von Kischlitz im Gefangenenlager in Gardelegen wurde zum Sergeanten befördert. — lieber Willi Sonnenschein aus Petersberg, der als Regie- rungsbautechniker in Daressalam beschäftigt und eben im Begriff war, nach Europa sich einzuschiffen, als der Krieg ausbrach, ist endlich Nachricht hierher gekommen. Er ist als Sergeant bei der Schuhtruppe in Ostafrika seit 19. März d. I. gefangen in Blautyre in Britisch-Nyassaland. Rüdersdorf. Geboren wurde dem Oskar Planerischen Ehepaar hier rin Söhnchcn. — Am ü. Juli verstarb im Krankenhause zu Milbitz Frau Johanne Christiane Henriette verw. Fuchs aus Stübnitz, in einem Alter von 75 Jahren. In demselben Krankenhause starb am 26. Juli Frau Fanny Elfte aus Rüdersdorf, im Alter von 37 Jahren 4 Monaten. Dieser Todesfall hat den Gatten und seine fünf Kinder in tiefste Trauer versetzt. Ferner starb, nahezu 73 Jahre alt, die Witwe Pauline Födisch hier am 1. August. — Vom schönsten Wetter begünstigt, ist die Getreideernte flott vor sich gegangen und ist bis auf den Hafer glücklich geborgen. Die letzten 14 Tage' haben reichlich Regen gebracht und die Aussichten in Bezug auf die Hackfrüchte wesentlich gebessert. Am 2. September wird voraussichtlich das Erntefest in unseren Gemeinden begangen werden. Saasa. Nun haben auch wir eine unserer Glocken, die größere, dem Vaterlande zum Opfer gebracht. Nachdem wir im feierlichen Abschieds- gottesdicnste am 22. Juli noch einmal dankbar dessen gedacht, was die Glocke der Gemeinde gewesen ist, und nachdem sie sodann noch einmal ihre Stimme über unser Dörflein hatte erschallen lassen, wurde sie am 23. abgenommen und am 26. dem staatlichen Kommissar übergeben. Fortan wird uns nur noch die kleinere, aus dem Jahre 1577 stammende, die uns wegen ihres Altertums- und Kunstwerkes vorläufig belassen worden ist, dienen. —■ An demselben Tage, an dem in der Heimat zum letzten Male das Geläut der größeren Glocke erscholl, ist in der Ferne, in Frankreich, ein Glied unserer Gemeinde vom tödlichen Geschoß getroffen worden: der Sanitätssoldat, früher Maurer, Karl Friedrich Serfling. Seit Kriegs- beginn stand er mit im Felde. Mit welcher Tapferkeit und Treue er seines schweren Dienstes gewaltet hat, davon zeugen nicht nur das Eiserne Kreuz und die verschiedenen Tapferkeitsmcdaillen, die ihm verliehen wurden, sondern auch die herzlichen und anerkennenden Worte, mit denen sowohl seine Kameraden, wie die ihm Vorgesetzten Aerzte seiner gedachten. Aus dem Gottesacker zu Mauregny (östlich von Laon) hat er seine Ruh- statt gefunden. Im Gottesdienste am 5. August haben wir seiner gedacht. Gott lasse ihm das ewige Licht leuchten und nehme seine Witwe und sein Kind in seinen gnädigen Schutz! — Zwei andere Glieder unserer Gemeinde wurden wegen hervorragender Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuze aus- gezeichnet: der Sanitätssoldat Karl Berthold und der Füsilier Arno Beil- schmidt, letzterer unter gleichzeitiger Beförderung zum Gefreiten. — In der Heimat wurden dem Chauffeur Schwarzer und dem Landwirt Kurt Schöllncr je ein Knabe, dem Bahnschaffner Otto Prüfer ein Mädchen ge- boren. — Die ledige Anna Peter wurde durch den Tod von langem Leiden erlöst. Seifartsdorf. Aus dem Felde der Ehre fiel der Landwehrmann Artur Just, ältester Sohn des Schmieds Franz Just in Seifartsdorf. Er war verheiratet in Burkersdorf bei Weida. — Ungefähr 60- Pfund Beercn- früchte wurden von den hiesigen Frauen gesammelt und ins Lazarett nach Alteuburg gesandt. -— Am 20. Juli wurde dem Geschirrführer Johann Kindl in Caaschwitz eine Tochter geboren. — Am 28. Juli starb daselbst Frau Alwine Pauline Eichhorn geb. Wolf in einem Alter von 78 Jahren 10 Monaten. — Der Musketier Willy Buschendorf in Caaschwitz erwarb sich das Eiserne Kreuz. — Am Donnerstag, dem 9. August, wurde Caasch- witz und Umgebung von einem gewaltigen Sturmwind hcimgesucht, der starke Bäume entwurzelte. Ein Wolkenbruch ging nieder, dessen Wasser- massen glücklicherweise durch den Sturm vom Dorfe fortgetricben und auf die Berge nach Nickelsdorf zu getragen wurden. Serba. Die letzten schweren Kämpfe im Westen haben unserer Ge- meinde zweifachen schmerzlichen Verlust gebracht. Am 3. Juli ist der bisherige zweite Lehrer in Serba, Gefreiter Karl Rösch lau, in Frankreich durch Verschüttung gefallen. Seit Michaelis 1913 stand er hier im Schul- dienst. Er ist Mitkämpfer in der Masurenschlacht gewesen. In den Kämpfen im Gebiet der Rokitnosümpfc erhielt er eine schwere Schulter- schußverlctzung. Seit Anfang Mai d. I. stand er gegen Frankreich im Felde. Von den drei Söhnen seiner Eltern, die alle Kriegsteilnehmer sind, war er der Aelteste. Am 3. Januar d. I. hat er das 26. Lebensjahr voll- endet. Am 27. Juli ist Kanonier Max Wittig aus Klengel vom feindlichen Geschoß hinweggerafft worden. Auch er stand seit den ersten Kriegstagcn im Heeresdienst, hat drei Kriegswinter in Rußland durchlebt, am Sicgcs- zug Hindcnburgs durch Polen tcilgenommen. ist siegreich in Warschau 'mit eingerückt, war Mitkämpfer in den Karpathen, in Siebenbürgen und Ru- mänien, wofür er mit der Altcnburgischen Tapferleitsmedaille ausge- zeichnet worden ist. Seit dem letzten Frühjahr stand er in Flandern, wo ihn das Los des Helden ereilte, nachdem er kurz zuvor sich im Hcimats- urlaub noch einmal der Liebe seiner verwitweten Mutter und seiner vier Geschivister erfreuen durfte. Er ivar am 29. Mürz in sein 37. Lebensjahr eingetrcten. Gott heile die Herzwundc» aller Trauernden. Den beiden tapferen Getreuen blicken wir in unauslöschlicher Dankbarkeit nach! — Am 25. Juli wurde die kleine Glocke unserer Kirche abgenommen. Sie war 1853 durch K. F. Ulrich in Apolda gegossen worden. Bis 1892 war sie die mittlere, seit der Verschmelzung der' damaligen kleinen zu einer neuen großen die kleine Glocke. Sie trug die Spruchinschrisl: „Wie hören wir denn ein jeglicher seine Sprache" und „Kommt, es ist alles bereit." Sie wog 136 Kilogramm. Möge auch dieses Opfer der Kirchfahrt Serba dazu beitragen, daß uns bald ein guter deutscher Friede beschieden sei. — Am 29. Juli sind der Handarbeiter Max Willy Lindner, z. Zt. im Felde, und Marie Martha Schumann aus Klengel hier kricgsgetraut worden Tautenhain. Wieder sind zwei Angehörige unserer Gemeinde dem Kriege zum Opfer gefallen: Offizier-Stellvertreter Albin Gräfe und Sa- nitäts-Soldat Karl Serfling, der kurz zuvor mit dem Eisenkreuz ausge- zeichnet worden war. Gott sei den Trauernden mit seinem Tröste nahe! Serfling starb an den Folgen seiner schweren Wunden in einem Feld- lazarett, nachdem er noch Grüße an die Seinen bestellt und mancherlei letztwillige Verfügungen getroffen hatte., lieber Gräfes Tod ist näheres nicht bekannt geworden. — Mit dem Eisernen Kreuze wurden ausge- zeichnet: Schütze Ernst Hebenstreit, Füsilier Kurt Köcher, Krankenträger Reinh. Schütze, Unteroffizier Aug. Kurze. — Beurlaubt waren: der kürzlich zum Sergeanten beförderte Richard Müller, Unteroffizier Paul Wetzel, Unteroffizier Louis Brendel, Musketier Emil Straube, Franz Kaiser, Kanonier Oswin Dörf, Gefreiter Louis Brendel, Fahrer Oskar Schütze, Gefreiter Walter Gräfe, Musiker Emil Schütze, Gefreiter Arthur Hornbogen. — Die Erntearbeitcn find nun fast beendigt. An den Pflaumenbäumen hat der harte Winter starken Schaden nngcrichtet. Eine ganze Anzahl mußten beseitigt werden, so daß das Dorfbild namentlich an der Schule ein ganz anderes geworden ist. — Getauft wurde das Kind des Gutsbesitzers Hermann Franz Eichhorn, Erna Frida. — Allen Kameraden schönen Dank für ihre Grüße aus dem Felde. Möchten cs bald die letzten sein! Walpernhain. Verstorben ist am 10. August der Schuhmacher Karl Friedrich Bernhard Schütze im hohen Alter von 80 Jahren 4 Monaten. — Dem Dienst des Vaterlandes mußten von den Glocken der Kirche zur Verfügung gestellt werden die ini Jahre 1864 umgegossene mittlere Glocke und die ous dem Jahre 1830 stammende kleine Glocke. Die mittlere Glocke trug die Inschrift: „Wir rufen zwar das Volk zusammen, Hilf, Gott, nur nicht zu Fcuersflammen"; die kleine: „Ueber dieses Gotteshaus breite, Herr, die Hände aus". Weitzcnborn. Kanonier Otto Riedel wurde bei Arras durch Granat- splitter verwundet (Kopfschuß), befindet sich aber wieder auf dem Wege der Besserung. — Füsilier Karl Hänseroth, bis jetzt vermißt, hat aus englischer Gefangenschaft ohne Ortsangabe geschrieben, daß er verwundet ist. — Musketier Ernst Dämmrich, der als schwerverwundeter Kriegsgefangener ausgetauscht wurde und zuletzt in Chur (Schweiz) lag, ist aus dem Lazarett entlassen und ist seit 4 Wochen auf Urlaub daheim. — Vermißt wird leider Theodor Schünzel. Hoffentlich wird den Seinen bald beruhigende Aus- kunft. — Das Eisenkreuz erhielt Musketier Walter Büchner. Hoffentlich kann er's noch lange im Frieden tragen. — Beerdigt wurde das Söhnchen des Schlosscrmeisters Riedel, das im Alter von 7 Monaten an Brech- durchfall starb. Herausgegeben von der Eisenberger Pfarrerkonferenz. Schriftleiter Pfarrer Hüttenrauch, Klosterlausnitz. Gedruckt in der Hofbuchdruckerei P. Kaltenbach in Eisenberg, E.-U. 2. Jahrgang. Das Blatt erscheint monatlich und ist durch den Ortspfarrer zu beziehen. Jährlicher Bezugspreis 6V Pfennig, nach auswärts mit Porto 1.10 Mark. MsSer 1917. wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark! \. Korinther s6, s3. psakn ^6, Vers \ bis 8. ^gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns betroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenn gleich das Meer wütete und waltete und von seinein Ungestüm die Berge einsielen. Dennoch soll die Stadt Gottes sein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des höchsten sind. Gott ist bei ihr drinnen, daruni wird sie fest bleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen. Die Heiden müssen verzagen und die Königreiche fallen, das Erdreich muß vergehen, wenn er sich hören läßt. Der Herr Zebaoth ist mit uns; der Gott Jakobs ist unser Schutz. Unser Luther. Vierhundert Jahre sind's am 31. Oktober, daß Martin Luther mit seinen 95 Streitsätzen gegen den Ablaß das Werk begann, zu dem ihn Gott gesandt. Im Kriege müssen wir begehen diesen Tag, der einst der Welt das Evangelium zu neuer Kraft erschloß und damit auch den Boden schuf, aus dem das deutsche Volkstum sich erhob. Das will uns scheinen, als sollten Quellen sieghafter Kraft erschlossen werden uns, die wir der Stählung bedürfen, in zäher Pflichterfüllung auszuharren bis ans Endi voll Gottvertrauen, Mut und Zuversicht, als sollte uns gesag werden: nichts kann euch Freudigkeit und Willen, in Trem dieses Krieges Last zu tragen bis ans Ende, nachhaltiger stärken als wenn ihr Luthers Bild euch tief in eure Seele prägt uni die Bedeutung seines Werkes für Volk und Land erkennen unk verstehen lernt. Denn dieser Krieg ist im letzten Grunde eil Kampf um den Fortbestand deutscher Geistesart und deutscher Volkstums und darum ein Ringen um das Erbe Luthers. Das Erbe Luthers — worin besteht es? — In der Füllt all der hehren Güter unsers Volks und Lebens, die wir zw sammensassen in den beiden Begriffen „Religion" und „Volks' tum". Die haben wir von Luther. Als er, vielleicht zu seiner eigenen Ueberraschung, 1517 an die Spitze der größten Volks' bewegung der Geschichte gestellt wurde, begann er sein Wirker nicht als politischer Führer, wie seine Anhänger das hofften sondern als religiöser Mensch, der die Lehre verkündigte, das die innere Gesundheit eines Volkes nicht gebaut und gewahri wird durch Verordnungen und Gesetze, sondern durch ewige Wahrheit. Dann aber ist es nicht getan mit Einreißen und Umstürzen bestehender Ordnung, nein: von innen heraus muß ein Volkstum gebaut werden, das äußeren Stürmen kraftvoll trotzen will. Fromme Menschen gilt es zu schaf- fen, die den Weg zu Gott suchen und finden nicht durch an- geblich besonders verdienstliche Leistungen, sondern einzig und allein in der Nachfolge dessen, der als Retter und Heiland der Menschen in die Welt kam von Gott gesandt: Jesus. Diese Nachfolge aber besteht nicht in einem äußerlichen Nachleben dessen, was er uns vorgelebt; nicht im Verzicht auf Besitz und in Flucht vor der Welt, sondern darin, daß wir Gott als unfern Vater lieben, dieses Vaters Willen gehorsam erfüllen und die Welt in uns und um uns überwinden in der Kraft des Glaubens, der Gottes Gedanken in sich aufnimmt und an ihrer Durchsetzung arbeitet auf Erden. Also ist Glaube nicht ein Fürwahrhalten kirchlicher Lehrsätze, nicht ein mechanisches Wandeln in den Bahnen kirchlicher Ordnungen, nein: Glaube ist ein Leben des Willens in Gott und ein Handeln aus Gott. Dann aber ist der Mensch ein Freiherr aller Dinge, der nur einen Maßstab seines Handelns und nur eine Grenze seines Willens kennt: - sein an Gottes Wort und Willen gebundenes Gewissen. Solcher Glaube macht den Menschen zum Kind Gottes, das einen freien Zugang zum Vater hat nicht durch Menschen und durch Heilige, sondern durch Christus allein. So wird jeder Mensch berechtigt zum Eingang in die Seligkeit und ihrer gewiß, wenn er zum persönlichen Glauben kam und zur persönlichen Sittlichkeit. Denn er ist als Einzelperson von Gott geschaffen nd wird dereinst als Einzelperson vor Gott Rechenschaft geben rüssen von seinem Leben in Wort und Tat. Mit dieser Betonung der Einzelpersönlichkeit ellte Luther der römischen Vorstellungswelt entgegen das eutsche Empfinden, dem Geist mittelalterlichen Kirchenwesens ntgegen den Geist deutschen Volksbewußtseins und spricht mit er Darstellung der Religion als dem Bewußtsein der sittlichen Zerantwortlichkeit des Menschen vor Gott eine kräftige Absage n Askese und Möncherei. Diese Absage aber gibt die Weihe ein irdischen Beruf. Der Glaube kennt keine Vorrechte >es Standes und der Geburt, kann sich also betätigen an jedem )rte und in jedem Kleid. Vor Gott hat die Arbeit einer Magd acht weniger Wert als die eines Königs, wenn sie nur aus dem Glauben geschieht. Der Stand, in dem wir Gott dienen sollen, st der Beruf, in dem wir stehen. Wahre christliche Vollkommen- eit ist eben nicht Welt flucht, sondern Welt beherrsch ung ind Welt Überwindung innerhalb der von Gott aufge- ichteten heiligen Weltordnungen, mit deren Mitteln wir, jeder n seiner Stelle, für den Aufbau des Gottesreichs auf Erden as unsrige zu leisten haben. Eine solche Ordnung ist die : h e , die der Mönchswahn geschmäht und entwertet hat; solche )rdnung ist der Besitz, das persönliche Eigentum, das der lsket verachtet, der Christ aber schätzen und brauchen soll als ttliches Gut; solche göttliche Ordnung ist vor allem der Staat, der alle seine Untertanen zur Erfüllung ihrer staats- ürgerlichen Pflichten anzuhalten hat. Denn der Gehorsam egen die Obrigkeit ist allgemeine Christenpflicht, die keine Aus- ahme duldet, und ein starker, wohlregierter Staat ist die sicherste Bürgschaft für das Gedeihen aller, auch der sittlichen Arbeit. 5o heiligt der Glaube jedes Werk in allen Ständen, in Ackerbau nd Handel, Gewerbe und Handwerk, Kunst und Wissenschaft, m Herrschen und Dienen. Nun ist die Welt nicht mehr, wie die rittelalterliche Kirche lehrte, ein Exil der Seele, ihr Gefängnis nd Jammertal, sondern der herrliche Garten Gottes, in dem ;der schaffen darf, und Religion der unermüdliche, freiwillige dienst an dieser irdischen Welt in stetem Gedenken an Gott, hren Schöpfer, ihren Erhalter, ihren Lenker, ihren Erlöser. Mit solcher Auffassung der Religion wird. Luther zum Schöpfer einer volkstümlichen deutschen Kultur nd Bildung, die gottinnig ist und doch weltfroh, welt- ffen und doch weltmächtig vor allem dadurch, daß sie as Weltliche sittlich überwindet, nach dem an Gott allein ge- undenen Gewissen zu gestalten strebt und dadurch die Pflegerin er freien, selb st ändigen. Persönlichkeit wird. 80 aber die sich voll entfalten darf, wird auch der Wissen- ch a f t und ihrer Forschung der Weg bereitet. Wo wäre unsere Vissenschaft heute, wo die Welt der Erfindungen und Ent- eckungen, die gerade im gegenwärtigen Kriege eine ungeahnte iereicherung erfuhr und dadurch unsreKräfte machtvoll stärkte, mre Luther nicht gewesen, der mit dem Grundsatz der protestanti- chen Freiheit, die nicht Schrankenlosigkeit ist oder Frechheit, andern rechte Gebundenheit des Gewissens in seiner Verant- wortlichkeit vor Gott, der wissenschaftlichen Selbständigkeit das ieben gab? Dieser Geist der Gewissenspflicht, das Bewußtsein der Selbst- erantwortung, das Luther in der Kraft des Evangeliums neu weckte, trägt heute den gesamten Bau des modernen staatlichen nd sozialen Rechts. Protestantische Staatsgrundsätze, Preß- reiheit, Vertretung des Volks in den Parlamenten, allgemeine Vehrpflicht, religiöse Duldung und anderes mehr gehören heute um eisernen Bestand in Leben und Verfassung der Staaten der lebildeten Welt, auch denen katholischen Bekenntnisses. So hat Luther das deutsche Volkstum ausgestattet mit einer Kräftefülle, >ie unser Volk befähigten und beriefen zur gewaltigen Aufgabe md Pflicht, Träger der Volksbildung zu sein in aller Welt. Zeit vier Jahrhunderten sind die Deutschen das führende Volk; eine Universitäten, seine Schulen, seine Maschinenhallen, seine Werkstätten, seine Fabrik- und Industrieanlagen, seine Museen >er Anziehungspunkt für Angehörige aller Völker der Welt. Zeit vier Jahrhunderten das Volk der Kraft, das gegen alle z-einde sich behauptete, nicht ein einziges Mal durch Eroberung, Mord, Raub und Gewalt, sondern allein durch die Kraft des Geistss. Dieser Aufstieg deutschen Volkstums ist die Wirkung der Arbeit Luthers, des Mannes, der unserm Volke wieder Eisen ins Blut gegossen hat. An solchem Aufstieg aber hat nicht nur der evangelische Teil unsers Volkes Anteil: auch der katholische. Denn er wäre nicht möglich gewesen ohne unsre deutsche Sprache, die Luther uns gegeben hat. Was unsre Denker schreiben, was unsre Dichter singen, was unsre Parlamentarier reden: sie haben es von Luther- Jedes deutsche Buch, das wir lesen, jedes Zeituugsblatt, das wir zur Hand nehmen, wäre in dieser Gestalt nicht möglich ohne Luther. Er schuf uns in der deutschen Sprache das Gefäß, in dem wir unsre Geistesspeise bereiten und weitergeben nicht nur von Kanzel und Katheder, Gelehrtenklausen und Zeitungsstuben, sondern auch von dem für die Hebung unsers Volkstums hochbedeutenden Kreise des deutschen Schul- wesens, diesem Kinde der Reformation. Luther hob den Lehrerstand heraus aus der Botmäßigkeit des Klerus, brachte ihn hoch zu Ehren und schenkte ihm als reiche Quellen gesegneten Unterrichts die köstlichsten Unterrichtsbücher: die deutsche Bibel, den deutschen Katechismus und das deutsche evangelische Gesangbuch, drei Volks- bücher deutschen Geistes, deutschen Glaubens und deutschen Gemüts, die neben der deutschen Predigt von unermeßlicher Be- deutung geblieben sind bis aus diesen Tag, nicht nur für das religiöse Leben des Einzelnen. Als während des 30jährigen Krieges unser Vaterland der Tummelplatz wurde für die Völker Europas, als schließlich Napoleon I. hohnlachend das Deutsche Reich zerschlug; da ist die deutsche Bibel, der deutsche Katechis- mus, das deutsche Kirchenlied, die deutsche Predigt der starke Schutzdamm gewesen »egen die welsche Flut. Und was sind sie uns im gegenwärtigen Kriegs aufs neue geworden, die Sprüche aus der Lutherbibel, die Lieder deutscher Lutherkrast, uns daheim und euch Kämpfern draußen! Das Trutzlied von der festen Burg ward zum Marsch- und Schlachtgesang unsrer Soldaten, der katholischen wie der evangelischen, ward der ge- meinsame Quell kraftvoller Entschlossenheit zu heiliger Hut deutschen Volkstums, deutschen Vaterlands wider alle seine Feinde. Ein lebensfroher Beweis der bleibenden Bedeutung der Reformation Luthers für unser gesamtes deutsches Volk und der volkstümlichen Kraft seines Wirkens. Ein Volk, das in Luthers Geist und Kraft gewurzelt ist, hält stets das Feld. So wird Luthers Reformationstat von 151? zur Mahnung an das Volk von 1917: Steh fest, deutsches Volk, in Gottvertrauen und Gottestrotz! Heiß das Herz von der Liebe zu dem hart bedrängten Vaterlande und Volk; stark den Willen zu Hut und Wehr der schwer bedrohten Güter deutschen Volks- tums; fest im Glauben an den Herrn des Evangeliums und demütig im Gebet um Gottes bewahrende Hilfe. Luthers Erbe ringt mit seinen Feinden. Mit Luther drum entgegen ihrer Schar, bewußt unsrer Verantwortung vor Gott und Welt, deren Frohgefühl und Schwergewicht des Dichters Wort uns kündet: Ein heilig Gut liegt in eurer Hut. Das ist nicht Wind, damit spielen ist Sünd, dürft nicht wanken, noch weichen! Nehmt hin das Schwert, ist Mannes Hand wert; heißt: Luthers Geist und Mut, trefflich es hauen tut: Ein gute Wehr und Waffen. Seit wann ist unser Land evangelisch? Die erste Stadt unsers Herzogtums, die der Lehre Luthers zufiel, war Roda. Hier soll schon 1521 evangelisch gepredigt worden sein, und 1526 nahmen die Nonnen des dortigen Zister- zienserinnenklosters die neue Lehre an. Im Jahre 1522 fand sie Eingang in Kahla, dessen Bewohner sich aber bald an Karl- stadt anschlossen. Als Luther 1521 zur Schlichtung der Karl- stadtschen Händel nach Orlamünde ging, hat er bei der Durch- reise, am 23. August, in Kahla gepredigt. — Von Treben wird berichtet, daß hier die Reformation 1525 schon Anhänger ge- Wonnen hatte. Der erste evangelische Pfarrer hier, namens Ruprecht, war Luthers Freund. Am spätesten Wohl fand die Reformation in Eisenberg Boden, erst nach 1525. In Meusel- witz wurde der evangelische Gottesdienst vom Pfarrer Anton Zimmermann eingeführt, der bis 1525 Pfarrer in Teuchern und seit 1539 erster evangelischer Propst in Listen bei Osterfeld war. In Altenburg setzt die Reformation 1522 ein mit der Tätigkeit des vom Rat der Stadt auf Luthers Empfehlung zum Prediger an der Bartholomäikirche berufenen ehemaligen Augustiner- mönchs Gabriel Didymus. Wie sieht's daheim aus? Eisenberg. „Riga genommen!" Wir stehen noch unter dem Eindruck dieser neuesten Siegesnachricht. Das war eine Frcudcnpost, die wir mi: jubelndem Dante ausgenommen haben, die uns wieder einmal aufatmen lies; unter dem harten, bangen, schweren Ernst, der nach drei furchtbaren Kriegsjahren auf uns liegt. Bewundernswert, welch eine Kraft in unseren deutschen Feldtruppen lebendig ist, beivundernswert, wie unser Hindenburg sie verwendet und einsetzt. Während die „Generalosfensive" zu ihrem mörderischsten Schlage gegen uns ansholt, während Engländer, Franzosen, Italiener im fürchterlichsten Ringen die eiserne Kette zu sprengen ver- suchen, haben wir noch Kräfte genug, um diesen Vorstoß gegen Rußland zu wagen und dnrchznsetzen. Heil Euch und Dank, ihr wackeren Feldgrauen! Die ersten Tage des Monats September sind wieder — wie schon im Jahre 1870 — durch eine deutsche Großtat ausgezeichnet. — Der erste September- sonntag, der 2. September, fand uns in der Heimat festlich vereint, nicht zur „Riga-Feier" — die Einnahme Rigas wurde uns erst Tags darauf bekannt —, auch nicht zur „Sedan-Feier" — die ist ja durch die Ereignisse dieses Krieges 'weit überholt —, wohl aber zur Nachfeier des Herzoglichen Geburtstages. Unser Herzog hat feinen Geburtstag wieder in Feindesland gefeiert. Sein Regiment, dem er solchen Ehrengrnß widmen konnte, wie er in der vorigen Nummer der „Heimatgrüße" zu lesen war, sein „liebes Regiment", sein Stolz, seine Ehre hatte ihn wieder einmal nach sich ge- zogen. Er stand auch diesmal wieder an seinem Wiegenfeste unter seinen 153crn. Die heimatliche Nachfeier seines Geburtstages vereinte die Ge- meinde, die Militärvereine. die Jugendkompagnie zum Festgottesdienst in der Stadtkirche. „Vater, kröne Du mit Segen unfern Herzog und sein Haus" — so begann unser Festlied. O wolle Gott, der treue barmherzige Gott, unserm Herzog ein freundlicher Führer auch im neuen Jahre sein mit seiner hütenden, stärkenden, beumhrenden Gnade und ihm in allen: bei- stehen zu seines Landes Glück und Wohlfahrt und dazu helfen, daß sein neues Lebensjahr ihm und uns ein Friedcnsjahr werde, in welchen: nach dem gewaltigen Gewittersturm die Sonne lind und freundlich die Wolken wieder zerteile. Die Predigt hielt der Oberpfarrer über Psalm 61. An die Predigt schloß sich die Ehrung der Gesnllencn an. Auf dem Altarplatz umringten die Fahnen der Vereine die Ehrentafeln, ans welche die Jugend- kompagnie die Namen der Helden eingetragen hat. Der Geistliche widmete ihnen Worte ehrenden, dankenden, feiernden Gedenkens im Anschluß an das Bibelwort 2. San:. 1, 19: „Die Edelsten in Israel sind erschlagen; wie sind die Helden gefallen." In welcher Zahl! So oft wir sonst am 2. Sep- ten:ber den Sedanrag feierten, haben wir jedesmal auch der Toten gedacht ans jener Zeit. Aber was bedeutet das gegen jetzt. Auf dem Siegesdcnk- niale auf unserem Markte sind 5 Namen eingegraben. Das sind'die ge- samten Verluste ans Eisenberg in: ganzen 70er Krieg. Und aus diesen: Kriege waren es bis zum 2. Septenrber schon 318, wieder 39 nrehr, als wir zur letzten Kaiserfeier zu betrauern hatten. Und unterdessen hat sich die Zahl schon wieder noch weiter vermehrt. Aus den letzten Wochen sind als Gefallene gemeldet worden: Wehrmann Bruno Huhn, gefallen am 12. August im Westen; Sanitatsuntcroffizicr Kurt Hoffinann, gefallen am 3t. Juli in den Kümpfen in Flandern; Gefreiter Kurt Schwarze, gefallen am 17. August im Westen,'getötet durch die Bo:nbe eines Fliegers; Sani- tätsgefreiter Arthur Prager, gefallen am 14. August bei Focsani; Fahrer Milcyhändler Ernst Weigel, gefallen in: Westen am 20. August; Unteroffi- zier Paul Rüttger, am 30. August an den Folgen einer schweren Verwun- dung in einen: Feldlazarett verschieden; Wehrnnann August Stahl, gefallen an: 4. September in Frankreich; Gefreiter Johann Schenkel, am 29. August schivcr verwundet, am 3. September in einem bayerischen Feldlazarett ver- storben, in Odobesti beerdigt. Die Edelsten in Israel sind erschlagen; wie sind die Helden gefallen." Preisen wir Gott, das; trotz der Trübsal nicht Leiden und Sterben das Ende seiner Wege ist, sondern Leben in seiner Herrlichkeit! — Um den noch jetzt im Kampfe Stehenden und unseren Ver- wundeten den Dank der Heimatgemeinde zu bezeugen, hatte der Landes- ansschus; vom Roten Kreuz durch das ganze Herzogtum zur öffentlichen SamnUnng aufgefordct, Für uns in Eisenberg war der Sammeltag auf den 2. September festgesetzt, aus denselben Tag, der uns die Feier des landesherrlichen Geburtstages und die Ehrung unserer Gefallenen brachte. Uebcr das Ergebnis kann noch nicht berichtet werden, da hierüber bis jetzt noch nichts bekannt gegeben ist Wohl aber müssen wir noch eine Nachricht wcitergeben, die uns Eisenberger tief erschüttert hat, die Traucrkunde von den: Ableben eines unserer gcachtesten Mitbürgers, des früheren Lehrers an der Mädchenschule, Herrn Emil Planer. Nicht allein als Lehrer, sondern auch als langjähriger Organist an unserer Stadtkirche, als Musikfreund, als Chormeister des Fellerschen Gesangverein, als prächtiger, gediegener Mensch hat er sich bei Vielen, Vielen ein dankbares Andenken gesichert. Nack, der Nacht, die seinen Geist umdüsterte, lasse Gottes Gnade das ewige Licht ihm leuchten! Etzdorf. Ins Feld gerückt ist am 3. September der Tambour Willy Petzold von hier. Aus dem Heeresdienst entlassen wurde auf Grund einer Reklamation des evangelischen Landeskonsistoriums in Dresden der cand. theol. Theo Bohne, bisher Unteroffizier bei einem Trainbataillon; er wind in kurzem in Pulsnitz bei Dresden das Amt des 2. Diakonus über- nehmen. Als vermißt gemeldet wurde von seiner Kompagnie Oskar Heil- niain: aus Rauda, der mit in den schweren Kämpfen im Westen stand. Es darf wohl angcnoinmen werden, daß er in Gefangenschaft geraten ist. Werner Reichardt aus Rauda wurde, nachdem er an einem Osfizierskursus in Liban teilgenommen hatte, zum Vizefeldwcbel befördert. — Am 9. September feierten wir in der ganzen Parochie das Erntedankfest. Wir konnten es mit fröhlichem Herzen tun, da die Ernte doch noch besser ausge- fallen war, als man erst erwartet hatte, und besonders auch der Ertrag der Kartoffeln, Rüben und des Herbstfutters infolge des noch rechtzeitig ein- setzendcn Regens ein recht befriedigender geworden ist. — Die in der Zeit vom 2. bis 10. September veranstaltete Sammlung für das Rote Kreuz ergab in hiesiger Parochie im ganzen 268.10 Mark, wovon entfallen auf Etzdorf 95 Mark, auf Rauda 69.10 Mark, auf Hartmannsdorf 32.95 Mark, auf Thiemendorf 71.05 Mark. — Seit kurzem sind die beiden Schulen von Etzdorf und Thiemendorf, die bisher in Etzdorf vereinigt waren, wieder getrennt worden und der Unterricht wird nun mit verkürzter Stundenzahl von Herrn Lehrer Enke in beiden Orten gesondert erteilt. — Am 14. Sep- tember starb im Johanniter-Krankenhaus zu Eiscnberg nach vierwöchent- licher Erkrankung an Typhus der Gutsbesitzer Erdmann Max Löbel aus Thiemendorf. Hainspitz. „Die Ernt ist nun zu Ende, der Segen eingcbracht." Herr- liches Erntewetter war uns beschicden. Wir hatten Grund, am 16. September ein jrohes Erntefest zu feiern. — Am 7. September folgte die im 76. Lebens- jahre stehende Alwine Walther ihrem am 21. Januar d. I. Heimgegan- genen Ehemanns. den: Herzog!. Waldarbeiter Eduard Walther, im Tode nach. Sie wurde am 11. September nachmittag 2 Uhr zur letzten Ruhe bestattet. — Dem Herzog!. Hilfskreiser Robert Preßler wurde am 10. August ein Söhnchen geboren. — In unfern Opferengel in der Kirche wurden für vaterländische Zwecke weiter eingelegt 72.62 Mark, im ganzen nun seit Kriegsbeginn 817.76 Mark. Die Haussammlung für das Altenburger Rote Kreuz ergab in unserer Kirchgemeinde 401 Mark. — lieber unsere Feld- grauen ist folgendes zu melden: Verwundet wurden der Fahrer Max Haufe aus Aubitz und zum zweiten Male der Musketier Emil Rühl. Der Leut- nant Gottfried Schmalz erkrankte im Felde an der Ruhr, der Musketier Moritz Theilig an Furunkulose. Alle vier gehen Gott sei Dank ihrer Ge- . ncsuug entgegen. — Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse wurden ausge- f zeichnet: der Landwehrmann Paul Walther und der Telegraphist Otto j Krause. Herzlichen Glückwunsch! Auf Urlaub konnten wir zu unserer Freuds unter uns begrüßen: Unteroffizier Johannes Richter, Landwehr- maun Alfred Mißlitz, Kanonier Hermann Kohlstedt, Unteroffizier Mb::: Kurze, Gefreiter Alfred Theil, Unteroffizier Heinrich Schmalz, Musketier- Paul Walther, Landwehrmann Paul Walther, Musketier Oswald Ziegler, Sanitätsgefreiter Oswin Geitncr, Musketier Moritz Theilig, Musketier Ernst Martin und den Gefreite:: Ernst Schütze. Hcrmsdorf. Wie sind dieses Jahr gleichwie auf Meereswogen gegangen, immer wieder durch Hoffnung auswärts getragen, immer "wieder durch Sorgen in die Tiefe geführt. Und trotzdem durften auch wir in Hermsdorf ein dankbar frohes Erntefest feiern, denn Korn und Weizen sind trefflich geraten, die Kartoffeln besonders groß und gesund, erweisen sich gut im Geschmack und mehlig bei::: Kochen, die Kleefelder sind wieder üppig im Wuchs. So hat Gott auch dieses Jahr wieder geholfen. Wir wollen das Danken nicht vergessen, um sv fester zu stehen und um so treuer für ein- ander zu sorgen. Werden wird doch auch in der Heimat stets wieder an den Ernst unserer Zeiten erinnert. Wir haben in Hermsdorf Frau Johanne Christiane Friederike Schlegel geb. Heuschkel begraben, die am 27. August an einem Herzleiden starb, ferner: den Fuhrmann Johann Julius Plötner, der au: 28. August infolge Arterienvcrkaltung verstarb, ferner: Louise Hen- riette Plötner geb. Beyer, am 29. August verstorben; Luzie Ilse Hertrich, Tochter des Fabrikarbeiters Johannes Hertrich, am 31. August verstorben, und Friedrich Wilhelm Hänseroth, Fuhrmann und Landwirt hier, au: 8. September verstorben. Wir haben in Reichenbach beerdigt: Frau Therese verw. Hädrich am 31. August und Johann Friedrich Traugott Kraft, Guts- besitzer daselbst, am 4. September. Außerdem erhielten wir die traurige Kunde, daß der Feldwebel Hermann Julius Steingrüber in Reichenbach, Schwiegersohn des Gastwirts Müller, einer schweren Verwundung in Frankreich erlag. Er ruhe in Frieden! Auch sein Gedächtnis bleibe bei uns in Ehren! — Wir haben die Einnahme Riga's gefeiert und cnanchen begrüßt, der frisch und gesund von Ost oder West auf Urlaub gekommen. — Unsere Schwester hat im vergangenen Monat 53 Kranke gepflegt, 451 Besuche gemacht, darunter 42 bei kleinen Kindern, und 27 Kranke in Pflege behalten, während 21 Kranke genasen, 5 aber starben. Und wir brauchen noch viel mehr Kräfte, die Männer durch weibliche Kraft zu er- setzen und vor allem Kriegsbedarf, Munition und anderes zu schaffen. Daher wurde in: vergangenen Monat ein Kriegshilssausschuß auch für Hcrmsdorf begründet. Diesem ist die Aufgabe geworden, weibliche Hilfs- kräfte für die Kriegsindustrie und den Dienst auf Etappe zu werben, zugleich aber für die Kinder und die Familien zu sorgen, Daher soll der Kinder- heimsbetrieb womöglich verlegt und neuausgestaltet werden, bei Bedarf eine Krippe errichtet und eine Volksküche in Betrieb gesetzt werden. Möge die Werbetätigkeit viel Erfolg und die Fürsorgetätigkeit auch für die Zu- kunft dauernd - Fortschritte bringen, damit wir siegen und die Wunden heilen, die auch uns der schwere Krieg leider schlägt. — Die Sammlung für das Rote Kreuz brachte in Hermsdorf etwa 430 Mark. Den freund- I licheu Gebern auch hier froher Dank! Hohendorf. Der hiesige Pfarrer wird voraussichtlich bereits im Monat Oktober, einer Berufung des Herzog!. Ministeriums folgeleistend, nach Monstab bei Altenburg übersiedeln. Ob die Psarrstelle bei dem herrschen- den Theologenmangel gleich wieder besetzt werden kann, ist sehr fraglich. — Die Sammlung für das Altenburger Rote Kreuz erbrachte in der Ge- meinde den Betrag von 144.60 Mark. — Verwundet wurde im Osten der Oberfahnenschmied Hermann Huthuff, kurz nachdem er von einem Heimat- urlaub zurückgekehrl war. — Aus Urlaub weilte unter uns der Sergeant Hermann Müller aus Göritzberg. Klosterlausnitz. Den Tod fürs Vaterland starben in den letzten schweren Kämpfen im Westen am 16. August Musketier Ernst Triemer, der erst seit drei Wochen im Felde stand, 18% Jahre alt; Sanitätsgefreiter Max Voigtsberger, bei Ausbruch des Krieges in Finnland ansässig, dann in Leipzig, Sohn des Holzhändlers Christian Friedrich Voigtsberger in der Bahnhofstraße, 43 Jahre alt; Musketier Otto Füchsel, der bereits einmal verwundet war als'Nebenmann des am 26. September 191b vor Suain gefallenen Karl Louis Max Voigtsberger aus der Forststraße, 22% Jahre alt; und am 21. August Kanonier Franz Kluge, Sohn der Witwe Wilhel- mine Kluge, Steinstraße, der am 23. August auf dem Ehrenfriedhof in Annveulin bei Lille unter zahlreicher Beteiligung seiner Kameraden be- graben wurde. Der Feldgeistliche hielt die Grabrede über Psalm 77, 14. — Ferner wurde am 14. September Hermann Franke, Sohn des Holz- hauers Franke, ein Altersgenosse des gefallenen Ernst Triemer, in den Leuna-Werken bei Merseburg von hereinstürzenden Kohlenmassen ver- schüttet und konnte nur als Leiche geborgen werden. Er wurde unter zahl- reicher Teilnahme der Gemeinde am 18. September hier beerdigt. — Wir nehmen an dem Schmerze der durch diese Todesfälle Betrübten herzlich teil und befehlen sie der trostvollen Barmherzigkeit unseres Gottes. —• Vermißt wird seit 20. August der Schütze Willy Weihmann (Bahnhofstraße), . der noch am 18. schrieb, daß sie seit 17. abends im Vormarsch wären. Dagegen kam Die Meldung, daß Hermann Rosenbrock, der seit 29. Juni vermißt wurde, in russische Gefangenschaft geraten und im Kriegsgefan- genenlager Darnika bei Kiew untergebracht ist. In einem Brief an seine Frau, den er am 4. Juli auf dem Transport geschrieben hat, teilt er mit, daß er unverwundet ist. — Der in französischer Gefangenschaft befindliche Friedrich Plötner (Liesens) ist in Bordeaux und befindet sich wohl —• Unteroffizier Otto Pfaucht erlitt durch Verschüttung (vor Verdun) eine Quetschung, befindet sich aber erfreulicher Weise wieder aus dem Wege der Besserung.— Eingezogen wurden am 15. September Walter Geyer (zu den Fliegern) und Karl Dämmrich. — Gefreiter Hugo Tümmler wurde zum Unteroffizier, Unteroffizier Ernst Rudolph (Lehrer) zum Vizefeldwebel befördert. Das Eisenkreuz erhielten Paul Lehmann, Schütze Friedrich Prüfer (Alluschens), Gefreiter Otto Meißner (Sicler), Willi Riedel, Hugo Schröter; die Altenburger Tapferkeitsmedaille: Franz Lehmann; das österreichische Karl-Truppenkreuz der k. k. Korporal August Pust. — Ferner wurde an Herzogs Geburtstag unserm Amtsvorsteher Matthes die Goldene Verdienstmedaille verliehen. Allen Ausgezeichneten herzlichen Glückwunsch. — Getauft wurden die Kinder des Holzarbeiters Otto Schlupper, Kurt Walter; des Holzarbeiters Bruno Jentzsch, Kurt Paul, und des Wacht- meisters Hesselbarth in Griesheim, Erhard Paul Bernhard. — Beerdigt wurden der fast 36jährige Kreiser a. D. August Röller, die 76%jährige Witwe Pauline Schulze geb. Giersch (Mutter des Fleischermeisters Schulze) und der I8jährige.Hermann Franke. — Wie in Hermsdorf, wurde auch hier eine Kriegshilfsstelle begründet zur Werbung und Beratung der Frauen, die in den Dienst der Kriegsindustrie treten wollen, sowie zur Errichtung einer Kriegsküche und, wenn möglich, eines Kinderheims. --- Die Samm- lung für das Rote Kreuz ergab einschließlich einer Schulsanimlung von 40.50 Mark und einer Gabe des Frauenvereins von 70 Mark die Summe von 510.65 Mark von 298 Gebern. Ihnen und den eifrigen Sammlerinnen sei auch hier herzlicher Dank ausgesprochen. — Ein alter Klosterlausnitzer, Pfarrer Meister in Niederwiera (Post Waldenburg, Sa.) bittet um Auf- nahme folgender Mitteilung: Am Anfang dieses Jahrhunderts bestand eine „Vereinigung alter Klosterlausnitzer", die jährlich im Hochsommer im Friedrichshose eine Sitzung abhielt. Gedruckte Mitteilungen suchten das Band der auswärts wohnenden Klosterlausnitzer immer enger zu knüpfen. Seit 1904 fehlten die Mittel zur Herausgabe dieser Mitteilungen. Die vorliegenden „Heimatgrüße" geben aber die Hoffnung, diese Vereinigung neu zu begründen. Die auswärtigen Empfänger dieses Monatsblattes werden gebeten, dem bisherigen Leiter dieser Vereinigung (Pfarrer Meister in Niederwiera, S.-Altbg.) ihren Beitritt zu erklären und zugleich die An- schrift anderer Heimatgenossen mitzuteilcn. Königshosen. Bei den letzten Kämpfen in Flandern wurden der Ge- freite Paul Winter und der Fahrer Otto Schreiber von hier mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet. Beide fahren seit Anfang des Krieges noch ihre ersten Pferde bei ein und demselben Zuge. — Die Haussammlung für das Rote Kreuz ergab in Königshofen die Summe von 83.75 Mark, in Gösen die Summe von 23.75 Mark. Krastsdors. Ein tieferschütternder Unglückssall ereignete sich in Kalten- born. Die Witwe Placht, deren Mann im Juli 1915 den Heldentod starb, war auf der Wiese mit Mähen beschäftigt. Hierbei traf sie ihr einziges vierjähriges Söhnchen, das von ihr unbemerkt herangekouimen war, so unglücklich in den Hals, daß der Tod augenblicklich eintrat. Die herzlichste Teilnahme begegnet der unglücklichen Mutter von allen Seiten. — Am " 9. September fand in der hiesigen Parochie das Erntedankfest statt; die Kirchenkollekte ergab 25.30 Mark. An demselben Tage wurden der Kauf- mann Karl Holstein aus Kassel und Olga Martha Rüdiger von hier kriegs- -getraut. — Seit Anfang September ist unser Kirchschullehrer Bauer, der von Kriegsbeginn an an der Front gestanden und durch eine Minen- cxplosion eine schwere Schädigung des Gehörs erlitten hatte, zurückgekehrt und hat den Schulunterricht und Kirchendienst wieder übernommen. Pctersberg. Emil Eismann aus Törpla erhielt zu der Tapferkeits- medaille das Eiserne Kreuz. Bruno Burkharüt aus Pretschwitz, von Kriegsanfang beim Reginieutsstabe des Res.-Jnf.-Regts. Nr. 93, wurde zum Vizefeldwcbel befördert. — Der langjährige Kassierer des Militärvereins, , Moritz Klank in Petersberg, wurde zu Herzogs Geburtstage mit der Herzog-Ernst-Medaille ausgezeichnet. — Gefreiter Hermann Berg, Kranken- träger, aus Tünschütz, wurde in Flandern durch Granatsplitter verwundet. — Am 19. August starb Edwin Kurt Schönfeld aus Tünschütz im Alter von 2 Mon. 18 Tg., am 3. September der Sattlermeister Traugott Len- dorf in Petersberg, 64 I. 11 Mon. 18 Tg. alt. — Die Haussammlung für das Rote Kreuz ergab in Pctersberg 86.15 Mark, in Törpla 18.50 Mark, in Pretschwitz 45.6t) Mark. Tünschütz 23 Mark, zusammen 173.25 Mark. Rüdersdorf. Wiederum ist unsere Gemeinde durch den Krieg in große Trauer versetzt worden. Am 14. August fiel in den Kämpfen bei Focsani der Vizeseldwebel A. Hadlich von hier. Nach bestandener Reifeprüfung am Schleizer Seminar war er als Kriegsfreiwilliger 1914 mit ins Feld gezogen und hatte im Westen und Osten und zuletzt in Rumänien an vielen schweren Kämpfen sich beteiligt. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse und die reußische Tapferkeitsmedaille schmückten seine Brust. Mit seinen Eltern und Geschwistern trauert die ganze Gemeinde um den tapferen Helden. Die Gedenkfeier für ihn fand am 23. September statt. — Am 2. September feierten wir in unseren drei Kirchen das Erntedankfest; es verlief in aller Stille und Einfachheit. Die Kirchenkollekte betrug 28 Mark. — Kriegs- getraut wurden der Offizierstellvertreter Papke aus Erika und Paula Rüh- ling von hier, ferner der Mühlenbesitzer Otto Vorberg aus Frankenthal und Marie Wittig von hier. — Folgendes kleine Kriegserlebnis dürfte für unsere feldgrauen Leser draußen von Interesse sein. Am 29. August gelang es dem Pfarrer, zwei Turkos, die zum Arbeitskommando in Gießen gehörten und entlausen waren, festzuhalten. Sie hatten wahrscheinlich die Nacht vorher in den Wäldern der Umgebung zugebracht und waren durch den heftigen Regen und durch großen Hunger gezwungen worden, unser Dorf aufzusuchen. Beide waren im April dieses Jahres bei Arras ge- fangen genomnien worden. Nachdem sie dem hiesigen Amtsvorsteher über- geben worden loaren und bei ihm Speise und Trank erhalten hatten, wurden sie durch den Gendarmen ihrem Bestimmungsorte zugeführt. Saasa. Die Sammlung zum Besten des Roten Kreuzes ergab 54.50 Mark. — Oberjäger Max Gundermann wurde mit dem 'Eisernen Kreuz 2. Klasse und der Altenburgischen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Serba. Die Sammlung für das Rote Kreuz ergab in Serba 57.40 Mark, in Klengel 33.75 Mark, in Hetzdorf 22.50 Mark, in Droschka mit Silberthal 10.40 Mark, insgesamt also 124.05 Mark. — Am 25. August sind der Schmiedemeister Paul Kurt Preller aus Bobeck und Elly Liddy Plötner aus Hetzdorf getraut worden. — Geboren wurden dem Hand- arbeiter Emil Robert Göhrig in Droschka am 24. August eine Tochter, dem landwirtschaftlichen Arbeiter Heinrich Henning in Klengel am 25. August ein Sohn. — Nachdem die Getreidernte geborgen ist, wurde am 16. September Erntedankgottesdienst abgehalten, der durch eine Gesangs- darbietung eines Doppelguartetts des Jungfrauenvereins bereichert wurde. Tautenhain. Am 1. September wurde Pastor Besser, der krankheits- halber seit 4. Dezember 1916 beurlaubt war, nach Haselbach bei Ronne- burg versetzt. Der Kirchenvorstand sprach ihm schriftlich den Dank der Ge- ■ meinde aus, der er seit 7. Januar 1912 als Pfarrer gedient hat. Wir wünschen ihm von Herzen Segen fürs neue Amt und^Gesundheit für die weitere Zukunft. — Lehrer Thurmann wurde am 1. September endgültig aus dem Heeresdienst entlassen, so daß wir von der Sorge um einen Lehrer nun wieder befreit sind. Wir heißen ihn auch hier herzlich will- komnien an der Stätte seiner früheren Tätigkeit. — Auf Urlaub waren daheim: Fahrer Bruno Gottschalk; Ersatzreservist Richard Sturm; Pionier Rich. Schubert; Fahrer Arthur Hornbogen, die Lnndsturmleute Hugo Häuschen, Franz Opett, Albert Blumtritt; der Feldbäcker Otto Bieder- mann und Kanonier Oskar Hünseroth. — Mit dem Eisenkreuz wurden ausgezeichnet: Richard Sturm und Gefreiter Friedrich Plötner. Herzlichen Glückwunsch! — Die Sammlung für das Rote Kreuz ergab 64 Mark. — Am 23. September feierten wir das Erntedankfest durch einen Gottesdienst, den der Chor durch Darbietung des Hymnus „Gott, deine Güte reicht, so weit die Wolken gehen" festlich ausgestaltete. Wcißenborn. Das Herzogliche Ministerium berief den bisherigen zweiten Lehrer Goetze mit Zustimmung des Schulvorstandes zum ersten Lehrer und auf die zweite Schulstelle den jetzt in Größenstein stehenden Lehrer Roßner, während der Verwalter der zweiten Stelle, Vikar Gruber, nach Tautendorf versetzt wird. Möge dieser Wechsel, der zum 1. Oktober vor sich gehen wird, zum Besten der Gemeinde sein! — Die Sammlung für das Rote Kreuz ergab einschließlich Kartenverkaufs 108.80 Mark von 108 Gebern. Diesen, aber auch den Samnilerinnen, sei dafür herzlich ge- dankt. — Frau Mühlenbesitzer Sehmsdorf, deren Mann am 25. August 1914 bei Erbeville gefallen ist, verkaufte ihr Besitztum an einen Koburger namens Schmidt. — Unteroffizier Hermann Kluge, Sohn des Landwirts Friedrich Kluge, erhielt die Altenburger Tapferkeitsmedaille. — Korb- macher Plötner, der nach Dessau cingezogen ist, brach den linken Unterarm. — Unteroffizier Karl Kurze von hier, z. Z. in Erfurt, wurde in Dreileben (Prov. Sachsen) kriegsgetraut mit Luise geb. Müller. Hecausgegeben von der Eisenberger Psarrerkonferenz. Schriftleiter Pfarrer Hüttenrauch, Klosterlausnitz. Gedruckt in der Hofbuchdruckorei P. Kaltenbach in Eisenberg, S.-A. 2. Jahrgang. Das Blatt erscheint nionatlich und ist durch den Ortspfarrer zu beziehen, Jährlicher Bezugspreis 60 Pfennig, nach auswärts mit Porto 1.10 Mark. Rssmier »17. So bestehet nun in öer Freiheit, damit uns Lhriftus befreiet hat, und lastet euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen. Galater 5, I. Spruch. ^ritt ein für deines Herzens Meinung und fürchte nicht der Menschen Spott, bekämpfe mutig die Verneinung, so du den Glauben hast an Gott. Wie Luther einst, in festem Linnen, so sprich auch du zu Gottes Ghr': „Ich geh nach Morins, und ob da drinnen jedweder Ltein ein Teufel war!" Und peitscht dich dann der U)itz mit Ruten und haßt man dich — o laß, o laß! Mehr noch als Liebe aller Guten gilt aller Bösen hohn und haß. Fontane. Mit Luther weiter! Nun sind sie vorüber, die Feiern des 400. Geburtstags der Reforuiation. Wie Siegesfeiern mitten im Krieg muteten sie uns an mit ihrer stolzen Erinnerung an all das Große, Ge- waltige, Welt und Gewissen Befreiende, das Luthers Tat zum Leben weckte. Doch nicht der flüchtigen Stunde Augenblick will solch Erinnern füllen, nein, Herrschaft über uns will es ge- winnen, Kraft und Segen will es werden für uns und unser Volk in Gegenwart und Zukunft; Lebenswahrheiten will es uns auftun und Lebenswirklichkeiten schaffen, die uns willig und tüchtig machen, unsre Pflicht zu tun als Bürger und als Christen, zu Hut und Wehr der hehren Lebensgüter unsers Volks, die sich für uns zusammenfassen in den Worten Glaube und Heimat, Evangelium und Vaterland. So richtet nicht nur der 31. Oktober 1917, sondern jeder 31. Oktober als Geburtstag der Reformation und jeder 10. November als Geburtstag des Reformators an der Straße unsers Lebens den Wegweiser auf, der die Tat heischende Inschrift trägt: „Mit Luther weiter!" Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, welcher Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach! Hebräer 13, 7. „Der Gerechte wird seines Glaubens leben" war Luthers starker Trost. „Wer am meisten gläubet, der wird am meisten schützen", schreibt er seinem Kurfürsten. „Gott hat den Ausgang dieses Dinges an einen Ort gestellt, dahin eure Philosophie und Rhetorik nicht reicht, und (dieser Ort) heißt fides, d. i. Glaube" ruft er seinem zaghaft gewordenen Freund Melanchthon zu. In solchem Glauben liegt das Geheimnis seiner Unüberwindlichkeit. Hier strömen die Quellen, aus deren Fülle er schöpfte Gnade um Gnade. — Solcher Glaube tut uns not, vor allem in unsrer schweren Gegenwart. Glaube, der auf Gott vertraut, wenn alle Stützen zu brechen drohen; Glaube, der sich an den Unsichtbaren hält, als ob er ihn sähe; Glaube, der fähig macht, Opfer zu bringen, ob auch der Trübsal Wasser an die Seele gehen; Glaube, der betend seinen Gott festhält und mit Jakob spricht: „Ich laste dich nicht, du segnest mich denn." Solcher Lutherglaube tut uns not. Darum: Mit Luther weiter in starkem Glauben! Wie liebte Luther sein deutsches Land! „Für meine Deutschen bin ich geboren, ihnen will ich dienen." Das war seine Losung. Und er hat seinen Deutschen gedient in heißer Liebe, nimmermüder Treue, nie erlahmender Opferwilligkeit, heiligem Bekennermut. Die deutsche Sprache gab er ihnen, die deutsche Bibel, das deutsche Lied, die deutsche Predigt, das deutsche Pfarrhaus und trug für seine Deutschen willig Acht und Bann. — Daß solche Liebe unser Herz erfüllte; opferwillige, zu jedem Dienst bereite, unauslöschliche Liebe zum deutschen Vaterland; eine Liebe, nicht in Worten, nein: jene tiefe Liebe zum Vaterland, wie sie unsre Truppen draußen bewähren und beweisen, mehr als drei Jahre lang, überall, wo deutsche Helden ringen und das Banner schwarz-weiß-rot sich stolz und siegreich bläht im Schlachtensturm; Vaterlandsliebe, die auch in schwersten Zeiten nicht murrt und klagt, sondern dient und opfert; nicht schilt und nörgelt, sondern hilft und bestert; Vaterlandsliebe, die mit Herz und Tat bezeugt: „Was ich bin und was ich habe, geb ich dir, mein Vaterland." Das war die deutsche Liebe Luthers. Mit Luther weiter in der Kraft heili- ger Vaterlandsliebe! Gewaltige Widerstände mußte Luther überwinden, ehe er am Ziele war. Kaiser und Papst sind ihm gram; seine Freunde werden bedenklich; seine Feinde verleumden, verlästern, verfolgen ihn und suchen auf allerlei Art ihn zu beseitigen und zu ver- derben: er aber bleibt unerschütterlich in seiner Bahn. „Ich mag und will nicht weichen, es gehe mir, wie Gott will." — Das soll unser Wort sein! Diese Zeit der Heimsuchung unsers Volks fordert gebieterisch von uns Beharrlichkeit. Zähigkeit, Festigkeit, durchhaltende Kraft, unerschütterliche Treue. Was wir auch leiden müssen: jetzt heißt es, die Zähne aufeinander beißen und nicht nachgeben, bis das Ziel erreicht ist, d. h. bis wir unsre Feinde, vor allem England, völlig niedergerungen haben. Leicht wird es uns wahrlich nicht gemacht. Verdrehung, Vertragsbruch. Lüge, Verrat — alles setzt man in Bewegung gegen uns. Ueberall in deutschen Landen arbeiten die Spione und Agenten unsrer Feinde, Zwietracht zu säen nach Wilsonschem Muster zwischen Kaiser und Volk, die Massen gegen die Re- gierung zu erregen, das Vertrauen zur obersten Heeresleitung zu erschüttern; Hindenburg sogar wird verdächtigt und ver- leumdet; welche Lügenmären verbreitet die feindliche Presse gegen uns, um uns auch noch die wenigen Neutralen abspenstig zu machen; welche Mittel versucht man, um uns auszuhungern und zu zermürben! Da heißt es fest stehen, wie unsre Braven in der Front, allen Widerständen zum Trotz festhalten am Willen zum Sieg, das „Dennoch!" des 73. Psalms sich in die Seele prägen und mit Luther sprechen: „Ich mag und will nicht weichen, es gehe mir, wie Gott will." Mit Luther weiter in beharrlicher Treue! Ein Kämpfer um die Freiheit war Luther. Man lese nur seine Schriften „An den Adel deutscher Nation", „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche", „Von der Freiheit eines Christenmenschen" und man wird erkennen, daß er der größte Freiheitskämpfer war, den jemals deutsche Erde trug. Freilich nicht der politischen Freiheit gilt sein Kampf: von falschen irdischen Mächten will er lösen, um zu binden an die wahre himmlische Macht; von Menschensatzung will er uns be- freien und unter die Satzung des Gottesworts stellen; Luthers protestantische Freiheit ist die Befreiung vom verdammenden Spruch des Gesetzes und die Bindung an die erlösende Liebe des Evangeliums, die uns den freien Zugang zum Vater im Himmel erschließt durch Bitte, Gebet und Fürbitte, nicht durch Menschen und durch Heilige, sondern durch unfern Herrn Jesus Christus; es ist die Freiheit, in göttlichen Dingen und ewigen Fragen, iru sittlichen Leben, in Handel und Wandel nicht Men- schenwort gelten zu lassen, sondern die Weisung des an Gottes Wort gebundenen Gewissens. „So euch der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei." — „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit." — „Gott dienen, das ist die allergrößte Freiheit." Für diese Freiheit hat Luther gekämpft und gesiegt. — Unser Volk führt jetzt einen harten Freiheitskampf. Es kämpft um Dasein und Bestand, um freies Licht, um freie Lust in der Welt. In diesen Freiheitskampf herein tönt des Freiheitskämpfers Luther Ruf: Die Freiheit, die du jetzt erkämpfst, hilft dir nichts, mein deutsches Volk, wenn du dich nicht freimachst von den finstern Mächten und tyrannischen Gewalten, die dich in ihren Bann gezogen haben: Erdensinn und Sinnenlust, Unzucht und Trunksucht, Mammonssinn und Wuchergeist, Irrglaube und Unglaube, Gebetslosigkeit und Kirchenflucht, Gottentfremdung und Jesusferne. — Diesen Ruf beherzige, mein deutsches Volk, und wandle ihn zur Losung: Mit Luther weiter im Kampf um die Freiheit, die Gott dient im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus. So möge die Jubelfeier der Reformation uns treiben in die Arme Gottes in Kraft und Geist unsers Luther, dessen Gedächtnis wir grüßen mit dem Dichterwort: Du deutscher Mann, du Gottesheld, dein deutsches Volk behält das Feld, solang dein Geist uns führet. Dein starker Mut, dein Kindessinn trägt über alle Fernen hin zu dem, der recht regieret. Sei uns weiter ein Geleiter durch die Zeiten. Hilf uns letzten Sieg erstreiten! DieLinfiihrullg öerAesormatioil imÄltenbnrger^anö. Mancherlei Anlässe hatten bei den Behörden und bei der Bevölkerung unsrer Heimat eine starke Erbitterung gegen die .Klöster erzeugt. So der ausgedehnte Erwerb von Grundbesitz, durch den ein großer Teil der Fluren der Nutznießung der An- wohner entzogen wurde; die Steuerfreiheit und andere Kloster- rechte, durch die den Gemeindekassen ein nicht unbedeutender Ausfall an Einnahmen entstand und andrerseits den Gemeinden schwere Lasten aufgebürdet wurden; vielfache Eingriffe in die richterliche Gewalt, durch die sich die weltlichen Behörden verletzt fühlten. Dazu der wirtschaftliche und besonders der tiefe sittliche Verfall der Klöster, der zu Anfang des 16. Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreicht hatte. Alles das hatte zur Folge, daß man sich in unserni Lande sehr zeitig der Reformation Luthers zu- wandte. Schon 1521 soll in Roda lutherisch gepredigt worden sein; 1522 berief der Stadtrat von Altenburg auf Luthers Rat den früheren Augustinermönch Gabriel Didymus als Prediger, der freilich vom Kurfürsten nicht bestätigt wurde; im gleichen Jahre nahm Kahla Luthers Lehre an, verbrüderte sich aber bald mit Karlstadt in Orlamünde. 1525 finden sich in Treben Be- kenner des Evangeliums; 1526 wandten sich die Nonnen des Zisterzienserinnenklosters in Roda dem neuen Glauben zu und um dieselbe Zeit etwa gewann er Anhänger in Eisenberg und Meuselwitz. In Ronneburg wird als erster evangelischer Pfarrer Johann Voit genannt, der bis 1525 Pfarrer in Treben war und von dort um seines lutherischen Glaubens willen weichen mußte. Nach Schmölln wird als solcher 1529 Johann Peter- mann oder Biedermann berufen, ein geborener Schmöllner; nach Gößnitz Simon Hauskeller oder Cellarius, geboren 1488 in Altenburg. „Ist anfänglich Kantor in Zwickau gewesen, von dannen er zum Pfarrer in Gößnitz verordnet 1522... Ist einer der allerersten in dieser Pflege gewesen, so sich in den Ehestand begeben." — Sein Sohn Paul wurde 1563 sein dritter Nach- folger hier. — In Lucka wird als erster Pfarrer der Reforma- tionszeit Johann Wintzenberger 1528 genannt. Freilich ging es auch in unserm Lande nicht ab ohne harte Befehdung der neuen Lehre, deren Vordringen auch sonst durch mancherlei Hemmungen aufgehalten wurde, besonders durch die Karlstadtschen Händel, zu deren Schlichtung Luther 1524 nach Orlamünde reiste, und durch die Unruhen des Bauernkriegs 1524/25, die sich von Thüringen her über die Saale und das Pleißenland verbreiteten und nicht nur gegen die Edelleute, sondern auch gegen die Geistlichen gerichtet waren. Im Ost- kreise rotteten sich die Bauern in drei förmlichen Lagern zu- sammen, deren stärkstes zwischen Prisielberg und Mockzig auf- geschlagen war, die beiden anderen bei Borna und Frohburg. Aus einer Versammlung in Altenmörbitz hatten sie eine Klage- schrift aufgesetzt, die von Dorf zu Dorf getragen und an einem Markttage in Altenburg verbreitet wurde. Bald kam es auch zu Tätlichkeiten. In Altenburg wurde das Bergerkloster be- droht und die Wohnungen der Domherren des Georgenstifts geplündert. Gleiches Schicksal hatten die Pfarren in der Ronne- burger Gegend, ferner in Monstab, Lohma a. L. und anderwärts, während in Schmölln die baufällige Klosterkirche mit den Wohn- .gebäuden völlig zerstört wurde. Die Unruhen dauerten fort, bis in den ersten Julitagen des Jahres 1525 Kurfürst Johann selbst nach Altenburg kam, die Bauern, die sich mit den Aufständischen verbündet hatten, mit ihren Waffen nach dem Marktplatz be- stellte, die Erschienenen entwaffnen ließ und in die unbenutzt stehende Franziskanerkirche einsperren ließ, wo sie ihres Urteils warten mußten. Dieses lautete für viele auf Todesstrafe. Doch ließ der Kurfürst Gnade walten und nur die vier'Haupträdels- führer, unter ihnen Hans Hartung aus Langenleuba, am 12. Juli auf dem Markte hinrichten, während vierzig des Landes ver- wiesen und die übrigen auf ihr Versprechen, sich ferner ruhig verhalten und zu ihrer Arbeit zurückkehren zu wollen, entlassen wurden. Gleiche Unruhen kamen 1525 im Westkreise vor, besonders in der Gegend von Jena und Kahla. In Orlamünde wurde der Pfarrer Glatz gemißhandelt; in Drackendorf, Schlöben und Schöngleina wurden die Rittergüter geplündert und zerstört. Ihren Ausgangspunkt hatten die Unruhen hier in dem Treiben Karlstadts und seiner Anhänger in Orlamünde, Kahla und Jena. Karlstadt, ein Profesior und Prediger aus Wittenberg, erhob ans früheren Rechten her Anspruch auf die Pfarrei in Orla- münde und gewann außer dem dortigen Stadtrat zahlreiche Anhänger, die ihn zum Pfarrer haben wollten. Der Kurfürst aber wurde von Luther auf die Gefahr aufmerksam gemacht, die durch Karlstadt dem Fortgang der Reformation weiterhin er- wachsen würde, und bestätigte diesen deshalb nicht. Der aber blieb in Orlamünde und begann nun seine Bilderstürmerei, in deren Verlauf z. B. in Kahla die Bilder der Kirche vernichtet wurden, auch ein an der Kirche, der Pfarrwohnung gegenüber, angebrachtes Steinbild, das Christus im Garten Gethsemane darstelltc, der Zerstörung verfiel. Auf Antrag der Universität Wittenberg wurde Luther vom Kurfürsten beauftragt, mit Karl- stadt zu verhandeln. Luther ging nach Orlamünde, wo er am 24. August 1524 eintraf. Bei den Verhandlungen in der Woh- nung des Schösiers kam es zu so aufgeregtem Meinungsaus- tausch, daß es Luther für gut befand, die Stadt zu verlaßen. Noch bei seiner Abreise riefen die Leute ihm arge Schmähungen «ach. Karlstadt wurde schließlich des Landes verwiesen, aber die von ihm entfachte Bewegung hatte noch elf Jahre später Anhänger in der dortigen Gegend, deren Sammelpunkt die Mühle in Kleineutersdorf war. Wie sieht's daheim aus? Eiscnberg. Wir haben Erntedankfest gefeiert. Am 30. September grüßte uns der Erntekranz. Die Erntcpredigt des Oberpsarrers schloß sich an Jes. 16, 9 an: „Ein Schlachtgeschrei ist in deinen Sommer und in deine Ernte gefallen". Der Rückblick auf das Erntejahr ließ es uns dankbar feiern. Der Winter, trotz seiner Länge und Härte hatte die Saat gut durch- fsimnen lassen. Das Frühjahr ließ uns viele und schöne Hoffnungen. Die Heuernte von den Wiesen ergab einen reichlichen Ertrag. Da kam die an- haltende Dürre und versengte das Gras und hielt die Halme der Sommer- saat im Wachstum zurück, weit unter dem Maß. Der Himmel schien ehern zu sein und selbst bei dichtem Gewölk kam oft nicht ein Tropfen zur Erde. Da wurden aber so viele Befürchtungen laut. Nun, da wir die Land- erträgc eingebracht haben: Heu und Korn und Obst und Gemüse, dürfen wir doch darüber danken und fröhlich sein. Die Broterme ist befriedigend, die Kartoffelernte geradezu glänzend. Aus dieses beides kouimt es doch in erster Linie an ln einer Zeit, wo unsere Haus- und Lebenshaltung doch zu- meist auf das Brot und die Kartoffel sich einstellt. Wir sind Gott dankbar, der uns den Tisch wieder gedeckt hat, wenn wir auch damit Haushalten müssen. Wie viel mehr als je erscheinen die Erntegaben als wirkliche Him- melsgabcn! Und wie viel inniger und überzeugter sollte uns jede Mahl- zeit jetzt die Hände falten lassen zu dem Tischgebet: danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich. — Wir haben Hinden - b u r g s Geburtstag gefeiert. Ganz Deutschland ist sich einig ge- wesen, dem beispiellos verdienten Manne zu huldigen. Unser Eisenberg chal ihn im Verein mit allen Thüringer Städten zu seinem Ehrenbürger ernannt „dankerfüllt für die geniale Führung im Weltkriege, die im deut- schen Volke unbeirrbaren Siegeswillen erhalten und ungeahnte Kraft erzeugt, das Vaterland vor Demütigung und Knechtschaft bewahrt und den festen' Grund für eine glückverheißende Weltgeltung Deutschlands gelegt hat", >vie cs der gemeinsame Ehrenbürgerbrief beurkundet. Gott sei Dank, der uns diesen Riefen an überlegener Kraft gegeben hat, den unvergleich- lichen Feldherrn, den ausgezeichneten in Christus gegründeten Menschen. Als junger Leutnant stand er schon in der Schlacht bei Königgrätz. Bei Tannenberg hat er sein Fcldherrntalcnt besiegelt und krönt es in der Obersten Heeresleitung. Es will uns fast bange werden, daß er schon 70 Jahre ist. Den Mann brauchen wir noch so übernötig. Umso herzlicher, inniger, dringender ist unser Gebet für ihn aus seinem Geburtstag, daß Gott, der barmherzige gnädige Gott ihn erhalten wolle in guter Gesundheit, in der Frische seines Geistes, in der Kraft seiner Nerven, damit sein weiser Rat und seine kraftvolle Tat. auch sein kernhaftes Wort uns „och auf lange hinaus sicher ist. Hatte uns der Gottesdienst am vorausgehenden Sonntag in solchem Gebete vereinigt, so brachte uns der eigentliche Geburtstag, der 2. Oktober, eine Festversammlung im großen Saale des Schützenhauses, die von dem Verein zur Feier vaterländischer Feste einberufen war und sich unter dem Vorsitz des Herrn Rektor Eismann zu einer patriotischen Kund- gebung gestaltete, an der die weitesten Kreise unserer Stadt begeisterten Anteil nahmen. Umrahmt von Darbietungen deutscher Dichtung, deutscher Chorlieder, deutschen Turnens brachte der Abend die vorzügliche ebenso warmherzige wie tiefgründige Festrede des Herrn Professor Dr. Fischer. Er verstand es meisterlich, die Bedeutung und Persönlichkeit Hindenburgs herauszuarbeiten. Luther hat gesagt: „Wenn Gott einem Volke hat helfen wollen, so hat er's nicht mit Büchern getan, sondern nicht anders denn daß er einen Mann oder zwei hat aufgeworfen;' die regierten besser als alle Schriften und Gesetze." Hindenburg ist der Retter Deutschlands geworden, weil er als rechter Mann zur rechten Zeit von Gott uns gesandt wurde. Er sei unersetzlich und sittlich groß, das mache ihn zur historischen Persön- lichkeit. Von den Tugenden, die ihn zum großen Feldherrn machen, nannte der Redner vor allein seine Frömmigkeit, sein Pflichtbewußtsein, seine Bescheidenheit und seine unerschütterliche, überlegene Ruhe. Der gleiche Monat, der uns in seinen Anfangstagen den Geburtstag des deut- schen Nationalhelden bringt, bringt uns an seinem Ende noch das 400jährige Jubiläum der Reformation. Deutsches Volkstum und evangelisches Christentum ist in Hindenburg verschmolzen in einem Guß. — Es war eine H i n d e n b u r g - G a b e vorgesehen, die hauptsächlich den Soldaten- hcimen zu Gute kommen soll. Hierfür ivaren die Einnahmen des Abends und die Erträgnisse einer vorausgegangenen Samuilung bestimmt. Die Gesamtabrechnung ergab eine Reineinnahme von 909 Mark 33 Pfg. — Nachträglich kann für die in der vorigen Nummer erwähnte R o t e - Kreuz-Sammlung festgestellt werden, daß sie 800 Mark eingebracht hat. Hinzu komnien noch die in der Geschäftsstelle der Zeitung abgegebenen Beiträge, rund 360 Mark, und der Ertrag der in der Kirche vorgenommenen Opfersammlung in Höhe von 31 Mark, so daß zusammen rund 1200 Mark für die Zwecke des Roten Kreuzes aufgebracht worden sind. — Einer An- regung des Stadtrates auf Grund einer Eingabe des Gcwerkschaftskartells folgend, ist die Fürsorge für die kleinen Kinder und Schulkinder auf die Dauer des Winterhalbjahres insofern erweitert worden, als die Agnes- schule die Zahl ihrer Pfleglinge um das Doppelte erhöht hat, von 50 auf 100. Der Kindergarten des Frl. Klingenschmidt hat in der Knabenschule eine „Filiale,, eröffnet und nimmt nunmehr 170 Kinder auf. Die Marien sch ule will ihre Räume für Schulmädchen als Wärmstube während der Nachmittagsstunden öffnen. Für Knaben soll in der Knaben schule vorgesorgt werden, daß sie in gewärmtem Raum ihre Freizeit ver- leben und ihre Schularbeiten fertig stellen können. So hoffen wir auch für den Winter ausreichend Hilfe leisten zu können. — Den Heldentod fürs Vaterland starben: Landsturmrekrut Wilhelm Gödicke, gefallen im Westen am 5. September; Musketier Paul Graf, im blühenden Alter von 19 Jahren zufolge schwerer Verwundung in einem Feldlazarett gestorben; Musketier Ernst Schreiber, Res.-Jnf.-Regt. 263. in Frankreich gefallen; Kanonier Paul Furkmann, am 26. September in den schweren Kümpfen in Flandern gefallen; Gefreiter Emil Knappe, gefallen im Westen am 30. Sep- tember. — Daheim ereignete sich am 27. September ein bedauerlicher Unfall. Der frühere Porzcllanarbeiter Louis Schramm geriet bei aushilfs- weiser Führung eines schweren Lastwagens unter die Räder, die ihm über die Brust gingen. Der Bedauernswerte war sofort tot. Buchheim. Da der hiesige Lehrer auch den Unterricht in Walpernhain für den zum Heeresdienst einberufenen Lehrer Etzold zu übernehmen hatte, wird der Unterricht am hiesigen Orte mit kombinierten Klassen bei drei Unterrichtsstunden am Tage erteilt. Etzdorf. Zwei Opfer hat der Krieg wieder aus unserer Kirchsahrt seit der letzten Berichterstattung gefordert/ Am 20. September wurde der Ka- nonier Emil Günther, Sohn des Schuhmachermeisters Gustav Günther in Thiemendorf, auf dem westlichen Kriegsschauplätze durch eine Granate schivcr verwundet; es wurde ihm der Unterkiefer zertrümmert und der rechte Oberarm zerbrochen; und am 4. Oktober ist er seiner schweren Verwundung in einem Feldlazarett erlegen. Seit Ausbruch des Krieges stand er im Felde, zuerst im Osten und später im Westen. Die betagten Eltern ver- lieren in ihm die einzige Stütze ihres Alters, weshalb sich ihnen von allen Seiten die größte Teilnahme zuwendete. — Nicht weniger hart betroffen wurde die Frau verw. Mahler in Rauda, deren ältester, 23jähriger Sohn Oskar Anfang Oktober in Flandern durch einen Granatvolltreffer getötet wurde. Sie verliert in ihm umsomehr, als er allezeit seiner Kindespflicht gegen die alleinstehende Mutter in vorbildlicher Weise nachgekommen ist. — Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet wurde der Grenadier Fritz Homuth in Etzdorf und der Landwehrmann Erwin Schlag in Thie- mendorf; der Jäger Paul Gröbe in Etzdorf erhielt zu dem Eisernen Kreuz kürzlich die Altenburger Tapscrkeitsmedaille. Letzterer liegt jetzt in Grodnoiv an der Ruhr krank darnieder. — An Stelle des bisherigen Gemeindevorstehers zu Etzdorf, Alwin Pinkert, der wegen Kränklichkeit sein Amt niederlegen mußte, wurde Alwin Gröbe mit diesem Amte betraut; er hat es am 1. Oktober angetreten. — Am 4. Oktober starb an Scharlach und Diphtheritis das jüngste Söhnchen des Maurers Oswin Lieder, der sich seit etiva Jahresfrist in englischer Gefangenschaft befindet. Hainspitz. Ein selten sonniger September ward uns in diesem Jahre beschiedcn. Er brachte zur Kartoffelernte, die wider Erwarten sehr gut ausgefallen ist, just das rechte Wetter. Er hat auch den Wiederaufbau der am 1. August niedergebrannten Wirtschaftsgebäude des hiesigen Rittergutes ganz besonders gefördert, die nun bis auf die Hosscheune vor Winters- anbruch sämtlich unter Dach kommen werden. Auch unsere Gutshcrrschast hatte er zu längerem Herbstaufenthalt noch einmal aus der Großstadt Leipzig herausgelockt. Frau Sanitätsrat Dr. Schmidt-Hoffmann wurde von Sr. Hoheit deni Herzoge für ihre Verdienste in vaterländischer Hinsicht die Herzog Ernst-Medaille verliehen. Herzliche Glückwünsche! Am 27. Septeinber wurden Ellh Lätz von hier und der Musiker Ernst Alfred Beier aus Serba, der als Sanitäter im Felde steht, in unserer Kirche kriegs- getraut. Gott segne ihren Bund! — Das dem (Putsbesitzer Oskar Tonnd'ors in Aubitz von seiner Ehefrau am 8. Juli geborene Söhnchen wurde am 17. September wieder abgerufen in die ewige Heimat. Der Herr den trauernden Eltern nahe mit seinem reichen Himmelstroste! — 3. unfern Feldgrauen ist zu melden, daß der Telegraphist Otto Krause, kw erst kürzlich 'mit dem Eisernen Kreuze 2. Klasse ausgezeichnet wurde, zum Gefreiten und der Kanonier Max Bittncr zum Obergefreiten ernannt worden sind. Wir gratulieren! Auf Urlaub in der Heimat konnten wir in den letzten vier Wochen begrüßen: Leutnant Gottfried Schmalz, Pionier Karl Laaser, Gefreiten Alfred Theil, Vizeselwebel Walter Baum, Land- sturmmann FclH Gerth, Musketier Otto Preßlcr, Pionier Otto Fischer, Musketier Emil Rühl, Landsturmmann Otto Walther, und den Gefreiten Alfred Plötner. Hcrmsdors. Der Gesamtkirchenvorstand für Hermsdorf hat beschlossen, das Schuldkapitel der Pfarrbaukasse Hermsdors mit Vz Prozent jährlich, rückwirkend bis auf 1915, zu tilgen, die Ende 1917 vorhandene Mehraus- gabe zur Hälfte zu decken, den Rest Ende 1918 zu begleichen und alle künf- tigen Mehrausgaben der Pfarrbaukasse auf gleiche Weise zu beheben. Und zwar soll die Kirchkastc Herinsdorf immer die Hälfte, die Kirchkassen Obern- dorf und Reichenbach je ein Viertel des Bedarfs tragen. Damit ist eine seit 20 Jahren bestehende Schwierigkeit endlich beseitigt. — Der Kirchen- vorstand für Hernisdorf hat beschlossen, von der lange schon geplanten Erweiterung des Gottesackers in Hermsdorf abzusehen und einer An- regung des Herrn Landrats folgend im Kirchenholz Hermsdorf rechts der Straße nach Reichenbach einen Waldfriedhof anzulegcn. Da das Gelände am alten Gottesacker 1.50 bis 5 Mark pro Quadratmeter kosten sollte und die Anlage im Kirchenholze einen erheblichen Gewinn aus Holzabtrag bringt, so bleiben mit diesem Beschlüsse der Gemeinde Hermsdorf mindestens 20 000 Mark erspart. Mit der Anlage, Einzäunung und Bepflanzung des Waldfriedhofes soll sofort begonnen werden. Nach dem Kriege soll mit dem Bau einer Leichenhalle nebst Friedhofskapelle ein gleichfalls lange, gehegter Wunsch vieler Hcrmsdorser erfüllt und erst nach Vollendung der Baulichkeiten der neue Friedhof benutzt werden. — Der Verein für Ge- meindepflege in Hermsdorf hat beschlossen, seine Arbeit auf breitere Grund- lage zn stellen. Es sollen dem Vereine, welcher Diakonissenstation und Kinderheim erhält, nicht nur Vereine, sondern auch Einzelmitglieder an- gehören können, die sich mit einem festen Jahresbeitrag oder auch einmalige Stiftung einer größeren Summe an dem schönen Werke beteiligen wollen. Diese Erweiterung soll Fortschritte erleichtern, die sich dringend nötig machen. So ist das Kinderheim baufällig geworden und muß geschlossen werden. Der Kinderheimsbetricb wird vorläufig im leerstehenden Diako- nate weitergeführt. Durch Anstellung einer Kleinkinderlehrerin wird unser Klüderheim ferner aus gleiche Höhe mit denen an anderen Orten gestellt. Unsere Schwester hat im Monat September 414 Besuche bei 40 Kranken gemacht, außerdem 29 Besuche im Interesse der Kranken, 45 Besuche in der Kleinkinderfürsorge, 21 Besuche bei Alten, im Ganzen 509 Besuche — auch ein Beweis, wie nötig wir unsere Schwester brauchen und wie wichtig es ist, auch die Diakonissenstation für die Zukunft sicherzustellen. Der Orts- ausschuß für Jugendpflege hat Pfarrer Müller das Anrt des Jugcnd- pflegers übertragen und ihm jährlich 400 Mark zur freien Verfügung im Interesse der Jugendpflege überwiesen. Inzwischen hat sich auch der Jung- frauenverein wieder versammelt und verspricht, sich unter der Leitung der Schwester Anna gut zu entwickeln. Ein Mädchenchor wurde Sonnabend, den 13. Oktober, gegründet. Möge Harmonie und Eintracht alle seine Stunden verklären. — Wir haben in Hermsdorf Friedrich August Prüfer, Schmiedemeister, Frau Lilly Plötner geb. Präger, Ehefrau, Karl Friedrich Martin, Kistentischler, Frau Pauline verw. Schöppe begraben, in Reichen- bach Frau Pauline Therese verw. Hädrich zu ihrer letzten Ruhe geleitet. — In Hermsdorf wurden Walter Remme und Martha Fischer, in Reichen- bach Albert Walter Hädrich unü Anna Senf getraut. — Mit großer Freude haben wir gelesen, daß unser lang vermißter Lehrer Lehmann noch lebt und sich in russischer Gefangenschaft befindet. Sei ihm bald eine fröh- liche Heimkehr und uns allen ein ehrenvoller Frieden beschieden. Klosterlausnitz. Der seit 20. August vermißte Schütze Willy Weihmann (Bahnhotstraße) ist, wie er selbst kurz schrieb, in englischer Gefangenschaft; wo er sich aufhält, ist noch nicht bekannt; Ersatz-Res. Erich Herbst wurde aus französischer Gefangenschaft nach der Schweiz ausgeliefert; der k. k. Korporal August Pust liegt z. Z. krank im Lazarett Krakau. — Am 0. Oktober starb infolge Ruhrerkrankung im Kriegslazarett Lehrlingsheim in Mitau Hermann Hutzelmann, der zuletzt zum Fliegerhallenbau und Sägewerk Auzu abkommandiert war. Mit seinen Eltern, seiner Gattin und seineni Kinde betrauern wir herzlich den Tod dieses tüchtigen Mannes, der sich wegen seines liebenswürdigen Wesens und seines ehrlichen Charak- ters allgemeiner Achtung und Wertschätzung ersreute. Er wurde auf dem Ehrensriedhof Mitau vom Etappenpfarrer Teicke, der ihm 1. Joh. 8, 16 über das Grab nachrief, mit allen militärischen Ehren begraben. Sein Führer widmete ihm in cineni Briese an die Witwe Worte aufrichtiger Anerkennung. Gott stärke die Trauernden mit der Kraft seiner gnaden- reichen Nähe! — Aus dem Felde kam manch freundlicher Gruß; den Schreibern herzlichen Dank mit dem Wunsche glücklicher Heimkehr! — Aus der Gemeinde ist sonst nicht viel zu berichten. Tüchtig wird überall noch an der Felübestellung gearbeitet, die, begünstigt von prächtigem Wetter, bald beendet sein wird. — In der Morgenfrühe des 7. Oktober brach im Prüferschen Dampssägewerk am Bahnhof Grotzfeuer aus, das die Halle vollständig niederlegte. Die Entstehungsursache ist noch nicht festgestellt. — Herr Major Dr. Neide, zuletzt Abteilungskommandeur im Feld-Art.- Regt. Nr. 4, erhielt den Charakter als Oberstleutnant; Kanonier Artur Prüfer (Bahnhosstraße) wurde unter Beförderung zum Gefreiten mit den. Eisernen Kreuz ausgezeichnet; Wehrmann Paul Rosenkranz zuni Gefreiten befördert. — Von hier weggezogen ist die Familie des Kreisers Diebler, der seit der Mobilmachung im Fockendorser Revier Dienst tut. Das Bach- mannsche Haus in der Luftstraße kaufte Amtmann Kreith aus Köstritz, jj während Frau Bachmann nach Altenburg zog. — Auf dem Friedhof wird ; an der Besserung des tzauptwegs gearbeitet; auch stellte der Kirchenvor- j %rnb eine Friedhofs- und Begräbnisordnung auf. — Die Zahl der Kon- j nanden betrügt hier 56, 23 Knaben und 33 Mädchen, im ganzen i .chspiel mit Tautenhain 100. Möchten sie alle hernnwachsen zu einen: parken Geschleckt der Zukunft, das wert ist der schweren Opfer unserer Gegenwart. — Beerdigt wurde das kurz nach der Geburt verstorbene Kind des Kaufmanns Muntschick; Frau Helene gesch. Weißker, 50 Jahre 11 Mon. alt, und Frau verw. Muldenhauer Wilhelmine Kluge, im Alter von 76 Jahren 1 Monat 22 Tagen. — Die Taufe erhielten die Kinder des Rangiermeisters Raidisch, Hans Herbert, und des Eisenbahndienstanfängers Klinghammer, Rolf Willi Louis. Königshofen. Am 30. September wurde das jüngste Söhnchen des Gastwirts Willy Sperhake getauft. — Das Eiserne Kreuz wurde verliehen dem hiesigen Gutsbesitzer Emil Wulschner, welcher wegen schwerer Ver- wundung aus dem Heere entlassen wurde, und dem Landsturmmann Franz Gruber von hier. —- Fürs Vaterland gefallen ist der Einjährig-Freiwillig? Hugo Herbst von hier, Unteroffizier beim Stabe eines Fußartillerie-Regi- mentes, jüngster Sohn der Witwe Meta Herbst. Ein Volltreffer setzte dem Leben des strebsamen jungen Mannes ein rasches Ziel. Kraftsdors. Am 14. Oktober wurde der neue Pfarrer unserer Parochie, Herr Pastor Kobitzsch aus Kahla, durch Herrn Kirchenrat Brctschneider feierlich in sein Amt eingeführt. Der reiche Segen Gottes sei mit ihm und seinem Wirken in unfern Gemeinden. — Beerdigt wurde am 29. September der frühere Weichensteller Friedrich Karl Fischer, welcher im Alter von 76V- Jahren starb, ferner am 9. Oktober der Gutsauszügler Hermann, Friedrich Bachmann, welcher ein Alter von über 77 Jahren erreicht hatte,' beide in Kraftsdorf wohnhaft. — In Kaltenborn starb am 29. September der 314jährige Knabe Herbert Walter Schade und wurde am 2. Oktober beerdigt Petersborg. Dem Handarbeiter Gustav Max Merkel in Tünschütz wurde am 14. September eine Tochter geboren, Frieda Elisabeth. In demselben Dorfe starb am 22. September Frau Emilie Geyer geb. Gabler, eine lang- jährige Kreuzträgerin, im säst vollendeten 63. Lebensjahre und das andere Zwillingskind des Gutsbesitzers Ernst Schönseld, Albine Marie, 3 Monate alt am 2. Oktober. — Der Gefreite Max Rietze aus Törpla, der den Krieg bisher von Anfang unversehrt mitgemacht, wurde verwundet und befindet sich in einem Lazarett in Godesberg a. Rhein. — Ausgezeichnet wurden mit dem Eisernen Kreuz Ennl Fritschc von Tünschütz und Hans Böhme von Petersberg, mit der Tapferkcitsmedaille Walter Baum von Pretschwitz. — Der Vater des Letzteren, der Gutsbesitzer Gustav Baum, feierte am 1. Oktober sein 25jähriges Jubiläum als Gemeindevorsteher in Pretschwitz-.., — Für die beiden Glocken in Petersberg erhielten wir 2065.50 Mk., fij_r !- die Glocke in Tünschütz 405 Mk. ausgezahlt; wir haben das Geld in d-c 7. Kriegsanleihe angelegt.' ■ Rüdersdorf. Eine recht große Freudennachricht wurde uns allen Ende' September durch ein Telegramm gebracht, in welchem der Unteroffizier Willi Buschold mitteilte, daß es ihm und zwei Leidensgefährten gelungen sei, aus der französischen Gefangenschaft zu entkommen. Fünf Tage oder vielmehr Nächte nahm diese Flucht in Anspruch; während dieser Zeit haben diese drei Unerschrockenen viele Lebensgefahr glücklich überstanden und ent- setzlich an Hunger und Durst leiden müssen. Das Hungern hatten sie aller- dings schon während ihrer Gefangenschaft in Frankreich gründlich gelernt. Ihr Wagemut wurde zunächst mit einem sechswöchentlichen Urlaub be- lohnt. — Doch auch tiefe Trauer ist wieder über uns gekommen. Vor wenigen Tagen hat Reinhard Kirchner bei den grimmigen Kämpfen in Flandern den Heldentod gefunden. Die tiefgebeugten Eltern trauern bereits um einen Sohn, der seit 2 Jahren vermißt wird. — In Stübnitz starb Frau Emilie Pauline Oehler, die Ehefrau des Maurers Oswin Oehker, im Alter von 54% Jahren. Sie hatte sich im Milbitzer Kranken- hause einer schweren Operation unterziehen müssen, die ihren so frühen Tod herbeiführte. — Die Sammlung für das Rote Kreuz ergab 97.60 Mk., und zwar 54.60 Mk. aus Rüdersdorf, Altb. Ant., und 43 Mk. aus Rei- chardtsdorf. — Am 80. September wurden der Gärtner Paul Alfred Bern- hardt aus Hartmannsdorf und Helene Frieda Bränner aus Stübnitz-.-, kriegsgetraut. I. Saasa. Die hiesigen Schulkinder haben sich diesmal auch an der Zeich-- nung aus die Kriegsanleihe beteiligt: Aus kleinen und kleinsten Gaben sind 300 Mark zusammengebracht worden. — Eine in der Schule vorge- nommene Sammlung für die Hindenburgspende ergab 10.30 Mark. Seifartsdorf. Mit dem Eisernen Kreuz wurden ausgezeichnet: Hugo Kaufmann, Kurt Kaufmann, Willi Büchner aus Seifartsdorf und Eugen Perthel aus Caaschwitz. Herzlichen Glückwunsch Euch allen! — Die Haus- kollekte für das Rote Kreuz ergab aus Seifartsdorf, altenb. Ant., 20 Mk. — Am 28. August wurde dem Bahnbeamtcn Emil Mar Karl in Caaschwitz ein Sohn geboren, der am 23. September die heilige Taufe empfing, —e Eine Diebesbande machte in der Nacht vom 14. zum 15. September in Seifartsdorf reiche Beute. Aus einem Hause stahl sie 8 Gänse, aus einem andern 5 Gänse und 10 Hühner. — In einem zahlreich besuchten Fa- milienaücnd am Sonntag, dem 7. September, ließ sich die Gemeinde Caasch- witz Anregung geben zum Zeichnen der 7. Kriegsanleihe. Sicher wird diese Gemeinde auch diesmal wie früher ansehnliche Beträge zeichnen. Serba. Dem Maurer Oswin Plötner in Serba wurde am 27. Sep- tember ein Sohn geboren. — Am 7. Oktober sind Emil Ernst Becker, Pianofortearbeiter in Klengel, und Helene Ciliax daselbst getraut worden. — Von dem Erlös für die abgeliefertc kleine Kirchenglocke sind 600 Mk. zur siebenten Kriegsanleihe gezeichnet worden; auch dies ein Baustein für die künftige Sicherheit des Deutschen Reichs, die unsere Tapferen erkämpfen. Nun müssen auch die zinnernen Prospektpscifen unserer Orgel entfernt werden, damit ihr Metall dem Vaterland diene. Unablässiges 'Opfern und Ringen, worin die Heimatgemeinde mit dem Feldheer wetteifert! Tautenhain. Als llrlauber konnten wir daheim begrüßen: Füsilier Kurt Köcher; Ers.-Res. Ernst Grüner; Musiker Emil Schütze; Fahrer Her- mann Sörgel; Ers.-Res. Oskar Stahl; Gefr. Richard Födisch; Obergefr. Richard Hänseroth; Utfz. Ed. Plötner; Vizewachtmeister Emil Sparschuh. Leicht verwundet wurde Wehrmann Willi Födisch';. mit dem Eisenkreuz aus- gezeichnet Wehrmann Emil Straube. — Getauft wurde das Kind des Maurers Willi Klotz, der z. Z. bei der Piönierkompagnie des J.-R. 153 steht, Walter Willi Ernst; beerdigt der Zimmermann Christian Trnugott Friedrich Köcher, der 32 Jahre lang, von 1882—1915, Gemeindsdiener, Totengräber und Bälgetreter war. Der Zimmerer- und der Gesangverein gaben ihm das letzte Geleit; und die sonstige zahlreiche Teilnahme der Gemeinde zeigte, welcher Beliebtheit sich der Verstorbene zeit seines Lebens erfreute. Er war 72 Jahre 10 Monate alt geworden. Nach 25jährigen! Dienst in der Gemeinde wurde ihm vom Herzog als Auszeichnung eine silberne Uhr verliehen. — Für die kleine Glocke, die wir abliefern mußten, wurden 364.50 Mk. gezahlt, von denen wir -300 Mk. zur Kriegsanleihe zeichneten. — Die Konfirmandenstunden, die nun wieder begonnen haben, werden von 17 Kindern, 9 Knaben und 8 Mädchen, besucht. Walpernhain. Getraut würden am 1. September Gutsbesitzer Arno Hugo Franks ans Lonzig, Bez. Halle, und Rosa Milda Trommler aus Walpernhain. — Infolge der am 1. August erfolgten Einberufung des Lehrers Hugo Etzold zum Waffendienst hat Lehrer Große von Buchheim auch den hiesigen Schuldienst zu versehen. Der Unterricht wird indessen mit verminderter Stundenzahl erteilt, da auch in Bnchheim gesonderter Unterricht besteht. Wcißenborn. Ausgezeichnet wurde mit Eisenkrcuz und Tapfcrkeits- medaille Utfz. Karl Kurze und Landsturmmann Otto Büchner (Einnehmer); mit der Tapferkeitsmeimille Utfz. Hermann Schütze, mit dem Eisenkreuz Kanonier Fritz Hennig, mit der Friedvich-August-Medaillc in Bronze Landsturmmann Otto Grnnert. — Am 15. Oktober wurden Lehrer Götze als erster, Lehrer Roßner als zweiter Lehrer in ihre Aemter eingeführt. Letzterer ist 1886 in Hermsdorf geboren, bestand 1912 die Wahlfähigkeits- prüfung, war dann Vikar in Großröda und Hermsdorf und war seit 1913 Lehrer in Großenstein. Wir heißen ihn auch an dieser Stelle herzlich bei uns willkommen. — Den Konfirmandennnterricht besuchen dieses Jahr 27 Kinder, 12 Knaben und 15 Mädchen. Herausgegeben von der E i s e n b c r g e r P s a r r e r k o n s e r e n z. Schriftleiter Psarrer Hüttenrauch, Klosterlausnitz. Gedruckt in der Hofbuchdruckerei P. Kaltenbach in Eisenberg, S.-A. * Dezember M7. 2. Jahrgang. Das Blatt erscheint monatlich und ist durch den Ortspfarrer zu beziehen» Jährlicher Bezugspreis 60 Pfennig, nach auswärts mit Porto 1.10 Mark. Fürchtet euch nicht; siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Lhristus, der Herr, in der Stadt Vavids. Lukas 2, j0. ü- Kriegsweihnachten. 'LV^cihnachtsabend! — Am Himmel fern IrK' blitzt aus dem Himmel Stern-um Stern; nieder wirbeln die flocken facht, rings liegt die Welt in schweigender Pracht und aus der Glocke eherneni Munde feierlich klingt es in weiter Runde: Friede auf Erden. Doch es lodert des Krieges Brand noch durch die Welt, von Land zu Land; tausend Herzen sind schon zerschellt an der Mauer, die uns umstellt, und der Lhor der Geister zagend singt es leise, flehend, klagend: Friede aus Erden. Darum kämpfe, du deutsches Schwert, schütze Heimat und Haus und Herd, bis das heilige Werk vollbracht, endlich dem Lichte weichet die Nacht. Dann als Verkünder goldener Zeiten werden die Glocken auf's neue läuten: Friede auf Erden! Karl Lamb. Friede auf Erden. In altersgrauer Zeit war's — vor Jahrtausenden.' Da lag kin Volk in heißem Ringen um Dasein und Bestand. Es stritt Hub litt, brachte Opfer und trug Lasten. Aber des Krieges Zollte kein Ende kommen, und immer lauter rang sich aus den Herzen los der Sehnsuchtsschrei nach Erlösung aus alter Not — dach Frieden. Auf solchen Aufschrei seines Volks gab Antwort Prophet, Jesaias, so voll göttlicher Höhe und gewaltiger ^iefe, daß sein Wort zu einer frohen Botschaft wird für alle Seiten und Welten. Er sieht über dem Volk, „so im Finstern handelt, ein großes Licht"; er hört ein Aufjubeln dieses Volks w heller Freude; „das Joch ihrer Last und die Rute ihrer Schulter und der Stecken ihres Treibers ist zerbrochen". Denn wird Einer geboren sein, „auf daß seine Herrschaft groß lwerde und des Friedens kein Ende". — Dahin rauscht die Zeit. Jahrhunderte sind vergangen, seit der große Prophet sein Volk also getröstet. Da leuchtet es auf über nachtstiller Flur, und schlichte Hirten hören eine „gute neue Mär": „Siehe, ich ver- kündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird; denn euch ist heute der Heilantr geboren." Und es singt und jubelt in himmlischem Chor: „Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!" — Weihnacht! Weihnacht! Stille Nacht, heilige Nacht! Weihnacht kommt wieder auf Erden. Und die Erde erzittert vom Gedröhn des Kriegs; und auf ihr ringt ein Volk vier Jahre schon um Dasein und Bestand; und aus seinem Herzen steigt empor doppelt heiß in der heiligen Nacht die Sehnsucht nach Frieden; nicht nach Frieden um jeden Preis, sondern nach einem Frieden, der, wie Hindenburg sagt, unser Volk erreichen läßt, „was es braucht, um für alle Zeit gesichert dazustehen", mit dem Ziel: „ein Deutschland hoch in Ehren, ftei und groß". Ja, wir sehnen uns nach dem Frieden auf Erden. Wird er nicht kommen? An Versuchen, der Welt Frieden zu bringen, ewigen Frieden, der den Krieg nicht mehr kennt, hat es nicht gefehlt seit Kaiser Maximilian I. vor länger als 400 Jahren den „ewigen Land- frieden" als Losung' ausgab. Doch nichts ward erreicht. Warum? Weil es eine harte Wirklichkeit gibt in der Welt, an der auch die ehrlichsten Friedensversuche scheitern müsten; eine Macht, die kein Machtwort eines. Fürsten, kein Wille der Masse aus der Welt schafft; die heißt Sünde. Solange ihre Herrschaft groß ist auf der Welt, bleibt der Friede auf Erden nur ein Traum. Trotzdem ist die Botschaft der Weihnacht nicht Lüge. Der ge- boren -ward im Stqll zu Bethlehem trägt nicht zum Scherz den Namen „Friedefürst". Er ist der Eine, der Frieden bringen kann für alle Welt, weil er der Eine ist, der Macht hat, die Sünde der Welt zu besiegen; und nur, wenn die Sünde.besiegt ist, kommt der Friede. Diesen Frieden aber bringt der Herr der Weihnacht jedem, dessen Seele nach Frieden verlangt. Das ist die große Weihnachtsgabe, die uns auch jetzt im Kriege werden soll, daß das Hungern unsrer Seele, die Sehnsucht nach Frieden, gestillt werden soll durch die Liebe Gottes, , in Jesus erschienen auf Erden. Oder zweifelst du an Gottes Liebe? —' Durch unsre Zeit geht laut und trotzig die Rede von dem „Bankerott des Christen- tums", den der Weltkrieg offenbart haben soll. Das ist ein ober- flächliches Gerede. Was hat Selbsffucht und Heuchelei, Niedrig- keit und Ungerechtigkeit, Lüge und Rachsucht, Wuchergeist und Geldgier zu tun mit Christus und seinem Reich? — Nicht daS ' Christentum, die Welt m i t Christus, sondern die Menschheit ohne ihn ist zur Bankerotterklärung gezwungen worden, mag sie auch wohnen in dem „allerchristlichen" Frankreich, dem „frommen" England und dem „heiligen" Rußland. Gerade der jetzige Weltkrieg hat es offenbart, daß die Sünde dort die grauen- vollste Gewalt gewinnt, wo Christus nicht in Tat und Wahrheit der „stille Regent" eines Volkes ist; daß ohne die innere sittliche Kraft des Christentums Menschen, Volker und Staaten rettungs- los dem Tod und Untergang verfallen, weil jedem Leben ohne Christus die Macht fehlt, die Sünde zu bezwingen. Diese Macht will die stille, heilige Nacht der Welt mit Christus bringen; die Liebe Gottes aber,ist es, die uns den Heiland schickt. Ein Heimatgruß der Liebe Gottes ist jedes Weihnachtsfest; drum ist uns Weihnachten ein Heimatsfest sondergleichen. Nicht wahr, ihr Lieben draußen im Graben und im Unterstand, in Lazarett und Garnison, im U-Boot und im Flugzeug: so sehn- süchtig habt ihr noch niemals heimgedacht an Vater und Mutter, Bruder und Schwester, Weib und Kind, Freund und Braut, als in den Weihnachtstagen. Und so verlangend hat sich unser Wünschen für euch, über euch noch nicht ausgestreckt, als wenn wir daheim singen „Stille Nacht, heilige Nacht!" Weihnachts- gedanken sind Wandergedanken, find fragende Gesellen, die manches „Warum?" und „Wozu?" im Rucksack ihres Herzens tragen in dieser harten Kriegszeit. Sonderbare Gedanken gehen jetzt oft durch ein Menschenhirn und Menschenherz. Noch sonder- barere Gedanken hat unser Gott über uns, sodaß wir ihn oft nicht begreifen und mit tausend Fragen kommen. Fragen sollen wir ihn auch, wie Söhne ihren Vater, wie Kinder ihre Mutter fragen. Aber eins dürfen wir nicht: an seiner Liebe zweifeln und alles bester wißen wollen und ihm dareinreden. Den Gehorsam heiligen Stillbleibens müssen wir lernen und üben, nach dem Vorbild besten, der in Bethlehem geborew ward und in seinem Leben und Sterben uns ein Vorbild gab, mit allem Fragen des geängsteten Herzens fertig zu werden, als er in erschütterndem Seelenkampf sich durchrang zu dem siegesstarken Willen: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!", weil er erkannt hatte-: „Vater, du hast nur Gedanken des Friedens und nicht des Leides. Muß ich den Dornenweg gehen, und sei er noch so schwer: ich will ihn gehen, weil du es willst. Dein Wille ist der beste." Seit jener Stunde sind Gethsemanestunden einer Menschenseele ein heiliges Stück gesegneter Weihnacht ewigen Friedens. Denn still gewordenes Fragen ist das Friedensglück eines Menschenherzens. In ihm ruht das hoffnungsstarke/fiegesaewiste „Dennoch" des Glaubens, das nicht sieht und doch nicht, zweifelt; das Wohl zittert, aber nicht verzagt, weil es Gottes Hand nicht losläßt: „Ich laste dich nicht, du segnest mich denn. Ich warte auf dein Heil und auf deine Hilfe. ■ Ich weiß, du bist der Helfer und Erlöser." Daß iip Glanze des Weihnachtslichtes auch das Fragen unsrer Herzen still würde imdemütiger Beugung unter den Willen des Herrn, der uns im Kriege heimsucht' Wir wißen, um was wir kämpfen: um deutsche Heimat, deutsche Erde, deutsches Vater- land. Und wenn ihr Kämpfer draußen in stiller Weihnachts- stunde eure Gedanken nach der Heimat sendet, dann geht es wie ein neues Kraftgelübde durch eure Seele: „Um unsrer Heimat willen stehen wir noch fester. Ihr gehört der letzte Tropfen Blut. Sie wollen wir Wiedersehen, will es Gott, die freie, starke deutsche Heimat!" So feiern deutsche Männer Kriegsweihnacht im Feld. Aber höher geht unser Blick. Wir suchen noch mehr: Die ewige Heimat, das ewige Vaterland. Damit wir dort letzte stille heilige Nacht feiern dürfen, gilt es jeden Tag, solange der Dienst in der Kampffront des Lebens dauert, das Leben zu heiligen und den Willen stählen zu allem guten Werk, Gehorsam zu halten unserm Gott und nicht irre werden an seiner Liebe — auch in der Nacht. „Nur treu, mein Gott; und fest und stark in deiner Kraft, gesegnet mit deinem Frieden!" Das.soll unsre Weih- nachtslosung sein daheim und draußen. Dann wird es werden Frieden auf Erden. Weihnacht — stille Nacht, heilige Nacht! Einkehr Gottes bei der friedelosen Menschheit; Leuchten der ewigen Liebe über einer Welt des Hastes und des Kampfes, des Blutes und der Tränen, des Grauens und der Schuld. Du Gruß gus der ewigen Heimat? Wir bergen unS in deine Stille. Herr Jesus Christus, Kraftheld und Friedensfürst, segne uns mit deinem Licht! Dein ist das Reich, die Kraft, die Herrlichkeit. Dein ist der Sieg und dein ist der Friede! Du, der den Himmelsthron verläßt, kehr in die Herzen ein! Laß dein Geburtsfest uns ein Fest des reichsten Segens sein! >:( Wie sieht's daheim aus?! Eisenberg. Das Wichtigste, wovon wir diesmal zu berichten haben, ist unser R e f o r in a t i o n s j u b i l ä u m , die vierhundertste Wiederlehr des Reformationstages. Wir können auf eine würdige und befriedigende Feier zurückblicken, wenn sie auch bei weitem stiller erfolgen mußte unter dem Druck des Krieges, als wenn die Friedenssonne darüber geleuchtet hätte. Wir haben das Jubiläum nach Kräften und nach Gebühr herausgchoben, und haben es wirklich als Fest gefeiert, als Fest für das evangelische Haus, für die evangelische Kirche, für die evangelische Schule, für die evangelische Gemeinde gefeiert. Der Sonntag zuvor, der 28. Oktober, galt als Vorfeier. Der Oberpsarrer sprach im Hauptgottesdienst ini Anschluß an das Evan- gelium des Sonntags: „Er glaubte mit seinem ganzen Hause" — über Luthers Haus und sein Familienleben, als Vorbild für jedes evangelische I Christenhaus. Am Vorabend des eigentlichen Festtages, am Dienstag,.! läutete die eine uns verbliebene Glocke vom Turm der Stadtkirche das Fest ein. Zwischen den einzelnen Pausen spielte die Stadtkapellc auf dem Markte Choralmusik, und zwar ausschließlich Luthermelodien.' Es war ja I nicht das volle Geläut wie sonst. Unsere. Glocken haben jetzt anderen Dienst zu tun. Aber während hier der eherne Mund der fehlenden Glocken schweigen mußte, hat, wie uns nachher die Heeresberichte meldeten, gerade in den Festtagen das Erz der' Geschütze drunten am Jsonzo seine dröhnende ' Stimme vernehmen lassen. Während wir uns hier zurückversetzten in Luthers Kamps, der ja auch gegen Rom, gegen Italien, ging, haben unsere Truppen mit den verbündeten.Oesterreichern gegen Italien im blutigen I Männerkampf gestanden, um einen der glorreichsten Siege dieses Krieges zu gewinnen. — Am Mittwoch, dem 31. Oktober, versammelte sich eine ungemein zahlreiche Gemeinde in der Stadtkirche zum Festgottes- d neust, der noch besonders feierlich ausgestaltet wurde durch die Mit- wirkung des Kirchenchors und der Kurrende. Der letzteren gab ja die Er- innerung an Luthers Kurrendenzeit ein besonderes Recht zur Mitfeier an dem Jubcltage. lind der Kirchenchor wollte es sich nicht nehmen lasten, das Fest zu verschönen im Andenken an Luthers Vorliebe für die Musik und an seine Verdienste, um den Kirchengesang. Wirkungsvoll gestaltete sich der Gesang des Hauptliedes, des Lutherliedcs „Ein' feste Burg ist unser Gott". Die erste Strophe in dem ineisterhaften Satz von Johann Sebastian Bach sang der Kirchenchor unter Leitung des Herrn Kantor Pilling, die zweite Strophe — dreistimmig — sang die Kurrende, die dritte zur Orgel die Gemeinde; zur vierten Strophe erhob sich die Gemeinde und sang stehend mit dem Chor, mit Orgel und voller Instrumentalmusik: Das Wort sie sollen lassen' stahn. Die hiermit erzielte Steigerung von Strophe zu Strophe wird jeder Kirchgänger mächtig und wuchtig empfunden haben. An das Festlied schloß sich die Festpredigt an, die Kirchcnrat Bretschneider über Offenbarung Johannks '3, 11 hielt: „Halte was du hast, daß dir niemand deine Krone nehme", indem er der Gemeinde die reichen Segens- gaben der Reformation nachwies und ihr vor das Gewissen stellte,' wie! jeder einzelne das schöne reiche Erbe zu bewahren habe: „Was du ererbt. j von deinen Vätern hast, erwirb es, uiti es zu besitzen". Im Anschluß an die Predigt sang der Kirchenchor noch eine stimmungsvolle Motette mit dem Lüthertext: „Verleih uns Frieden gnädiglich". O, daß die Zeit nicht mehr fern sei.'da wir nach einem ehrenvollen Ausgang dieses Riescnkampses als ein ganzes von Gott gesegnetes und geeintes Land, wenn auch vielleicht unter Tränen und in Trauer zu Luthers Harfe singen könnten: „Herr Gott dich loben-wir, Herr Gott wir danken dir". — Am Mittwoch nachmittag war Predigt- und Abendmahlsgottesdienst, gehalten von Herrn -Pastor Basedow. — Am Donnerstag, dem 1. November, feierte die Schule in der Kirche. Nahezu tausend Kinder und eine große Anzahl erwachsener Gemeindeglieder füllten die Kirche bis auf den letzten Platz. Welch eine Freude, in die hellen Kindcrgesichter hineinzusehen. Das war eine Feier, die unvergeßlich bleiben wird. Kirche und Schule in edlem Verein, in schwesterlichem Bunde! Die Feier begann mit dem Lutherlied. Herr Pastor Basedow schloß die Schrift- Verlesung und ein warm empfundenes Gebet an. Dann folgte in drei Teilen die Ansprache des Herrn Rektor Eismann, der getragen von hoher Begeisterung für Luthers Person und Werk die Reformation als die Quelle der Segnungen feierte, die sich in Strömen über Kirche, Schule und Haus ergossen habe. Herr Kirchenrat Bretschneider hatte die Schluß- ansprache übernommen und führte den Gottesdienst mit Vater Unser und Segen zu Ende. Dazwischen hinein boten die Kinder auch eigene Gaben. dar. Vom Altarplatz aus trugen sie Proben aus den 95 Thesen vor, aus Luthers Vorrede zum Psalter und die Erklärung zum 4. Gebot aus seinem Großen Katechismus. Vom Orgelchor erklangen zwei Einzelgesänge (Aus tiefer Not, Vom Himmel hoch), von zwei Knaben aus der Kurrende rein und klar durchgehalten. Dazu kam der aus 320 Schülern und Schülerinnen gebildete Kinderchor, der unter Herrn Heymers Leitung die Wintersche Lutherhymnen: „Herr Gott dich loben wir" und das „Lob der Mustka" von Arnold Mendelssohn prachtvoll zu Gehör brachte. Besonders packend aber war es, als die Kinder allzusammcn sich erhoben und tm Chor das Glau- bensbekenntnis sprachen. Da hätte Luther, der Schul- und Kinderfreund, seine helle Freude gehabt! Möge den Kindern die Feier eine dauernde Erinnerung sein und ein Gewinn für das innere Leben zu evangelischer Tapferkeit, zu evangelischer Gewissenhaftigkeit, zu evangelischer Frömmig- keit. — Für die Erwachsenen der Gemeinde hatte der Zweigverein dÄ Evangelischen Bundes noch einen öffentlichen Volksabend im Saale des Schützenhauses auf Sonntag, den 4. November, angesetzt. Die Leitung des Abends lag in den Händen Pastor Basedows. Als Redner war für den Abend Kirchenrat D. Saupe aus Roda gewonnen worden. Dieser hielt uns einen geradezu gewaltigen Vortrag über „Luthers Per- sönlichkeit" — so reich, fo* tief, daß es unmöglich ist, hier in ein paar Zeilen den Inhalt wiederzugeben. Nur eines sei erwähnt, wie überzeugend und überwältigend das feine Luthergewissen und der reine Lutherglaube nach- ' gewiesen wurden. Ja, Luthers Persönlichkeit — ein Heiligtum! Umrahmt war der Festvortrag von prächtigen Gesängen des Kirchcnchors und der vereinigten Männerchöre des Fetter scheu Gesangvereins und des Gesang- vereins Humor, sowie von zwei vortrefflichen Gedichtsvortrügen Professor Dr. Erbes. Kirchenrat Brctschneider hielt die Schlußansprachc. — Wenn von den großen, erhebenden Anregungen, die uns die Festzeit gebracht hat, recht viel in uns nachhält, dann können wir sie dankbar als wirkliche Jubelfeier preisen. — Die in den Festtagen veranstaltete Opfersamnilung war für kriegsgeschädigte evangelische Gemeinden, besonders in den Schutz- gebieten und im Ausland, bestimmt und brachte den ansehnlichen Ertrag von 123,98 Mk. — Neben den Jubelbericht müssen wir zu unserm Bedauern' auch heute wieder eine Reihe Trauermeldungen stellen: An den Folgen des Feldzugs verschied daheim bei seinen Eltern dev Kriegsinvalid Max Heyer, er wurde am 19. Oktober auf unserm Ehrenfriedhof beigesetzt; int Lazarett zu Saarburg verstarb am 8. Oktober der Schütze Friedrich Prange; auf dem Schlachtfeld fiel Musketier Ludtvig Morgner am 3. Oktober; im Reservelazarett Heiurichsbrücke in Gera starb am 19. Oktober .Landsturm- mann Max Böhme aus Kursdorf, auch er wurde auf dem hiesigen Gottes- acker auf dem Ehrenabteil beerdigt; ani 11. Oktober fand den Heldentod der Schütze Paul Hübel, am 19. Oktober der Obermaschinistenmaat Albert Hutzelmann von hier; aus Kursdorf forderte der Krieg ein neues Opfer: Musketier Richard Fiedler, gefallen in Frankreich. Buchheim. Das Reformationsjubiläum wurde durch Festgottesdienst am 31. Oktober und 4. November gefeiert. — Am 10. November feierte das Ehepaar Handarbeiter Friedrich Albert Roßmann und Wilhelmine geb. Preußer das Goldene 'Ehejubiläum. Der Ortspfarrer überreichte die von Sr. Hoheit dem Herzog verliehene 'Prnchtbibel. Etzdorf. Nachdem der Kanonier Oswald Petzold aus Etzdorf lange Zeit nichts von sich hatte hören lassen, ist jetzt an seine Frau die Mitteilung «gangen, daß er wegen eines Nervenleidens im Reservelazarett Galkhausen im Rheinland liege. An Malariafieber war der Ulan Walter Kytschbach aus Thiemendorf aus dem südöstlichen Kriegsschauplätze erkrankt. Wie wir hören, befindet er sich aber aus dem Wege der Besserung. — Mit dem Eisernen Kreuze 1. Klassd ausgezeichnet wurde der Leutnant und Koni- pagnieführcr Herr Lehrer Kettwich aus Thiemendorf. Der Musketier Max Mahler aus Rauda erhielt für tapferes Verhalten vor dem Feinde , das Eiserne Kreuz 2. Klasse und der Sanitäter Max Meißner aus Etzdorf zu dem Eisernen Kreuze die Altenburgische Tapferkeitsm'edaille. — Der Sanitütsunteroffizier Trautloff aus Hartmannsdorf wurde zum Vizefeld- webel und der G'efreite Willy Grobe aus Etzdorf zum Unteroffizier be- fördert. — Schwer verwundet wurde auf dem westlichen Kriegsschauplätze durch Lungenschuß der Musketier Mar Böhme, aus Hartmannsdorf, und als vermißt gemeldet wird seit längerer Zeit der Gefreite Paul Nimmler aus Rauda. De» Tambour Willy Petzold aus Etzdorf, der von einer Granate verschüttet wurde, retteten seine Kameraden durch schnell und tat- kräftig einsetzende Hilfeleistung -vom Tode. — Der zweite Sohn des Herrn Lehrers Reichardt in Rauda, Erich Reichardt, ist zu einem Offizierskursus abkommandiert ivorden. — Herr Lehrer Benndorf aus Etzdorf, der zu einem Eisenbahnregiment eingezogen worden war, ist jetzt zur Infanterie übergeschrieben worden. — Der seit Ende August aus Grund einer Reklama- tion des Königlichen Konsistoriums zu Dresden aus dem Heeresdienst ent- kassene Kandidat der Theologie Theodor Bohne aus Etzdorf ist zum Diakonus in Oberlungwitz bei Hohenstein i. Sa. gewühlt ivorden. — Zur Feier des 400 jährigen Reformativnsjubiläums wurde am Rcformations- lest, dem '31. Oktober, in Etzdorf und am Sonntag, dem II. November, in Thiemendorf ein Familienabcnd gehalten, auf welchem nach einem Vor- trag des Ortspfarrers über „Luther und der Krieg" die Schulkinder unter , Leitung des Herrn Lehrer Enke in Prosa und Dichtung mit eingestreuten Gesängen ein Bild von dem Leben und Wirken Luthers entwarfen. Auf beiden Familienabcnden wurden Sammlungen füx Zwecke der evangelischen Kirche veranstaltet, welche ergaben in Etzdorf 52,70 Mk. und in Thiemen- dorf 46,13 Mk. — Für die Sänglingsfürsorge im Altenburger Lande wur- den von dem Frauenverein Etzdorf-Thiemendorf 34,50 Mk. gespendet. Hainspiß. Nach den beiden Glocken haben wir nun auch die zinnernen Pröspektpfeifen unserer Orgel dem Vaterlande opfern müssen. Glücklicher, weise verfügt dieselbe noch über genügend klingende Stimmen, sodaß ihr schöner Klang dadurch wenig gestört worden ist/ Trotzdem die Haussamm- tuiigen für vaterländische Zwecke in letzter Zeit sich häuften, ist doch zu allen reichlich gespendet worden. Es wurden gezeichnet zur Hindenburg- wende 117 Mk., zur Deutschlandspende für Säuglings- und Kinderschutz k10 Mk. und zur Beschaffung von Weihnachtspaketen an unsere Krieger *01 Mk. Zu letzterem Zwecke haben auch unsere Ehrenvorsitzende Frau Geheimrat Vollsack und unser Ehrenmitglied Frau Sanitätsrat Dr. Schmidt- Zoffmann wieder reiche Gaben gestiftet. Für den 4. November hatte unser Frauenverein zu einem Reformationsjubiläums-Familienabend eingeladen. Der Ortspfarrer hielt Vortrag über Luther und sein Haus. Auch wurden «e Anwesenden durch mehrere Solo- und Ouartettgesänge erfreut. Unser ^ee wurde in diesem Jahre am 15. Oktober gefischt. Der Ertrag des Fisch- iges war ein selten guter. Doch waren sämtliche Fische beschlagnahmt, s°oaß ein Einzelverkauf an Bewohner des Ortes und der Umgebung nicht Kattfinden konnte. Bon unfern Kriegern ist zu melden: Der Landsturm- Lefreite Theodor Hovse wurde zum Unteroffizier befördert. Dem Unter- Mizier Albin Kurze ist für tapferes Verhalten vor,dem Feinl>e das Eiserne *«euz 1. Klasse verliehen worden. Dem Leutnant der Reserve Hermann Hildebrandt wurde eine seltene Auszeichnung zuteil. Sein vormaliger Chef des Generalstabes sandte ihm sein Bild mit einem überaus freund- lichen Briefe „zur Erinnerung an die gemeinsame harmonische Zusammen- arbeit in der Etappeninspcktion und dem Wunsche, daß seine weitere Arbeit von gleichem Erfolge gekrönt sein möge". Alle, drei beglückwünschen wir aus das herzlichste zu diesen Auszeichnungen und Ehrungen. Der seit September d. I. vermißte Musketier Oswald Stichfest befindet sich in französischer Gefangenschaft. Es geht ihm, wie er schreibt, den Verhältnissen entsprechend gut. Aus Urlaub aus dem Felde konnten wir begrüßen den Schützen Walter Haufe in Aubitz. Die gesandten Grüße unserer Krieger seien auch hier herzlichst erwidert. Um regelmäßige Mitteilung über Adressenveränderungen, über Beförderungen und Auszeichnungen wird gebeten. Hermsdorf. „In Italien" — so heißt es jetzt öfters in Hermsdorf, sobald man fragt, wo sich der oder jener befindet. So manche sind 'mit nach Italien gezogen, dort Apfelsinen und — Lorbeer zu pflücken. Mögen alle nach reichem Erfolg frohgemut wieder zu uns heimkehren. Wir in der Heimat halten noch durch trotz Teurung und Mangel an Fleisch und an Fetten, auch wenn Rußland immer noch zögert, schleunigst Sonder- frieden zu machen. Jetzt müssen die vielen Enten und Gänse ihr körner- loses Dasein beschließen, um markenfrei in die Psanne zu wandern, und hat der eine Hase der Hermsddrser Jagd die'Ernährung unserer lieben Hermsdorser leider nicht günstig beeinflussen können, so haben wir doch wenigstens einmal Rehflci'sch in größeren Mengen verteilt und für die Anfuhr von Rüben und Kraut in guter Beschaffenheit Sorge getragen. Unsere Kirchenholzauktion brachte 17 000 Mk. Davon Helsen 7000 Mk. die Steuerlasten für die Schule erleichtern und 10 000 Mk. uns noch für einige Zeit vor den drohenden Kirchsteuern bewahren. Die milde Witterung hilft Kohlen ersparen, und Holzzuweisungen aus dem Klostcrlausnitzer Forste halfen und werden in Zukunft noch helfen, im Winter warme Stuben zu schaffen. Im Kinderhcini werden jetzt regelmäßig einige 50 Kinder gespeist, etwa 15 Kinder darunter den ganzen Tag über versorgt und beschäftigt. Die Klcinkinderlehrerin hat sich gut eingerichtet, das Essen ist beständig vortrefflich und mit den reichsich beschassten Vorräten an Graupen, Grieß, Schokosade, Kraut, Rüben, Kartoffeln können täglich noch hundert Kinder mehr ernährt werden. Unsere Schwester hat im Monat Oktober 502 Be- suche gemacht. 370 Besuche bei Kranken, 68 in der Kleinkinderfürsorge, 18 in der Altcrssürsorge, '8 bei an Tuberkulose Erkrankten, 38 Besuche im Interesse der Kranken.' Die Vierhundertjahrseier der Reformation wurde auch in der Kirchfahrt Hermsdorf besonders feierlich gestaltet. Am Abend zuvor zogen unsere Kirchlehrer mit ihren Schulkindern durch die Straßen der Orte und ließen Lutherlieder erklingen. In Hermsdorf war außerdem Abendandacht, vor allem für die Kinder berechnet. Die füllten unsre große Kirche bis auf den allerletzten Platz und lauschten den Worten ihres Pastors andächtig, der Luther als Gottesmann ihnen vorstellte, so wie er in den Malereien der Hermsdorser Kirche, die gleichsam ein Lutherdenkmal sind, dargestellt und verherrlicht wurde, Am Resormationsfeste selbst wurde an allen drei Orten Reformationssestgottesdienst gehalten und eine Abend- mahlsfeier am Nachmittag in der Hermsdorser Kirche vereinigte abermals eine ziemlich zahlreiche Gemeinde. Auch unser Kirchenchor hat das Fest mit verschönt, trotzdem so manche treue Sänger ausscheiden mußten, um Kriegsdienst zu leisten. Zur Kirchweih ging es lebhafter her als in den letztvergangcnen Jahren. Unsere Jugendpflege blüht wieder erfreulich. Die Jugendabende des Jugendvereins sind gegenwärtig regelmäßig von 25 bis 30'Mitgliedern besucht, die sich ganz freiwillig einstellen und teilweise sehr an den Abenden hängen, die Bastelabteilung haust jetzt im unteren Kindcrheimszimmer, zimmert Arbeitstische selber, die dramatische Abteilung übt fleißig Ludwig Ühlands Drama „Herzog Ernst von Schwaben" ein, und die Spielabteilung Sportklub Hermsdorf muß heiße Kämpfe in der zweiten Spielklasse bestehen. Im neubegonnenen Jungfrauenverein sind jeden Sonntag 40 bis 50 junge Mädchen versammelt und im Mädchenchor- abend gar über 70, sodaß das Rathauskaffce kaum zureicht, der Sanges- lind Spielfreude Raum zu gewähren. Im Frauenvereine wird nächstens der Pfarrer Vorträge über die Zukunftserwartungen in der Bibel beginnen und auch der Oberndorfer Frauenverein hat sich zum ersten Male wieder versammelt. In Hermsdorf ist in den' letzten vier Wochen niemand ge- storben, in Reichenbach wurde Friedrich Hermann Rosenkranz, Fabrik-. arbciter, in Oberndorf Frau Friederike Wilhelmine verw. Schütze geb. Graumüller begraben. In Oberndorswurden der Bahnarbeiter Otto Hugo Hühn und Emma geb. Schreck öffentlich und mit allen Ehren getraut. Unsere Lehrer Göbel und Jäger sind wieder in den Hermsdorser Schuldienst getreten. — Gott, der beides ist, Sonne und Schild, wolle uns auch ferner- hin gnädig durch die große Kriegszeit geleiten! Hohendorf. Das durch die Versetzung des Pfarrers Kirst nach Monstab verwaiste.Pfarramt Hohendorf wird durch dys Pfarramt Serba verwaltet.. Die Predigtgottesdienste in Hohendorf und Rauschwitz, werden durch die Pfarrer von Hainspitz, Petersberg und Serba abgehalten. — Der Ersatz- reservist Otto Lentzer. Jnf.-Regiment 254, Sohn des Schuhmachermeisters Eduard Lentzer aus Göritzberg, wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Kl. ausgezeichnet. — Pfarrer Kirst schreibt: „Von meinem neuen- Wirkungs- kreise Monstab aus sende ich allen lieben im Feld und in der Garnison stehenden bisherigen Gemeindegliedern einen herzlichen Abschiedsgruß und wünsche ihnen allen eine recht baldige gesunde Heimkehr. Auf Wiedersehen einmal in der Zeit des Friedens!". ,■ Klosterlausnitz. Die Jahrhundertfeier der Rejormation verlief in würdiger/dem Ernst der.Zeit entsprechender Weise. Zur Kirche ging's im Festzüg von der Schule aus unter Glockengeläut und dem Gesang des vom Bläserchor begleiteten Liedes „Befiehl du deine Wege"; durch Mitwirkung des Kirchenchors wurde der Gottesdienst festlich ausgestaltet; das Lutherlied begleiteten Orgel und Bläser, die auch den heimkehrenden Kirchgängern. vom Turm aus das Geleit gaben mit dem Liede „Allein Gott in der Höh' sei Ehr". Der Gottesdienstbesuch am Vormittag war leider sehr gering, da die Fabrikbetriebe arbeiteten; der Abendgottesdienst aber sah eine starke Beteiligung. Ebenso der Familienabend, der als Nachfeier im „Thüringer Hof" in Weißenborn gehalten wurde (s. u. Weißenborn). Die Kirchen- sammlung für die Evangelischen im Auslande ergab 42,45 Mk. — Am 11. November hatten wir Erntedankfest, tags daraus Kirchweihfest/ Da gingen unsre Gedanken ganz besonders herzlich und schmerzlich hinaus zu euch Kämpfern. Gott gebe, daß ihr das nächste Mal wieder mit uns feiert. — Frauenverein und Jungsrauenverein nahmen ihre Versammlungen wieder aus, auch die männliche Jugendpflege ist fleißig an der Arbeit. Silberhochzeit durften feiern die Ehepaare Gustav Kluge, der leider keinen Urlaub aus dem Felde hatte, und Eduard Löscher am 30. Oktober, Louis Storch am 14. November. Getraut wurde Fabrikarbeiter Hermann Hugo Gleitsmann aus Eisenberg mit Alma Elsa geb. Schob von hier; getauft das Kind des Leitermachers Petermann, Helmut Harald. — Heimgcgangen- sind Karl Willi Grunert, 2)4jähriges Kind der Anna Grunert, Steinstraße; Elsriede Hildegard Toni Voigtsberger. 2^ Jahre, Tochter des.Holzhändlers Voigtsberger, Bahnhofstraße; Frau Luise Therese vcrw. Prager im 76. Lebensjahr; Fabrikarbeiter Richard Hascher, 39 Jahre alt; Frau Tischler- meister Ernestine Beier, im Alter von 60 Jahren.3 Monaten, und Stell-' machermeister Reinhold Steiniger, 54/2 Jahr. — Auch aus dem Felde kamen Trauernachrichten: Im Kriegslazarctt 58 starb der Landsturmmann Otto Grunert (Altpreuße) an Ruhrerkrankung im Alter von 44 Jahren; am 7. November fiel durch Granatvolltresfer der Seesoldat Walter Büchner (Kirchgasse); am 9. November der Pionier Otto Rahn bei der Vorbereitung zum Sturm im Chaume-Wald vor Verdun, dessen Bruder bereits am 18. Mai 1915 bei Whgode gefallen ist. An dem Schmerz der Trauernden nehmen- wir herzlich teil und befehlen sie der treuen Gnade Gottes. — Auch frohe Nachricht und freundliche Grüße brachte die Feldpost, für die herzlich gedankt sei, namentlich für die Bilder (Kurt Voigtsberger mit seinem Onkel Plötner; Obersignalgast Max Kirchner, der auch treffliche Ansichten von Schiss.und See und Land schickte) und Ansichtskarten, die alle dem Kriegsalbum eingereiht werden. — Tambour Paul Plötner (Liesens) erhielt zum Eisenkreuz die Altenburgische Tapserkeitsmedaille, Füsilier Paul Löscher, Eisenberger Straße, das Eisenkreuz. Herzlichen Glückwunsch! — Wenn ihr Kameraden draußen dieses Blatt bekommt, ist wohl schon Weihnachten. So sei dieser Bericht geschlossen mit dem Wunsche eines gesegneten Festes und frohen Neujahrs und vor allem einer baldigen, fröhlichen Heimkehr. Königshofen. Mit dem Eisernen Kreuze 2. Kl. wurden ausgezeichnet: Musketier Kurt Sölle, Landsturmmann Kurt Heinecke, Wehrmann Richard Fichtlcr und Unteroffizier Bruno Sperhake. — Die Sammlung für die Säuglingspflege ergab in hiesiger Gemeinde 38.85 Mk. (einschließlich 20 Mk. vom hiesigen Frauenverein). — Zu den von hiesiger Gemeinde zu liefernden Weihnachtspaketen spendete der hiesige Frauenverein 5 wertvolle Pakete. Die Gemeinde Gösen hat 70 Mk. für die Weihnachtspaketsendung gestiftet. Kraftsdorf. Mit dem Antritt des neuen Pfarrers ist nun wieder Stetig- keit in die Verwaltung des Pfarramtes eingezogen. Hoffentlich wird auch die Freilassung des ersten Lehrers Bauer vom Heeresdienste verlängert. Das Reformationsfest konnte nur in der schon hergebrachten Weise gefeiert werden. Doch haben wir wenigstens ein sichtbares Andenken geschaffen, indem nach dem Gottesdienst; am Friedhofseingange feierlich zwei Linden gesetzt wurden, Luther- und. Melanchthonlinde genannt. Am Abend fand die erste Winterversammlung des Frauenvereins statt. Den folgenden Sonntag wurde hier, am 11. November in Harpersdorf ein Familienabend als Nachklang des Reformationsjubiläums veranstaltet.' Vorträge über Luther und über das, was bei uns zu Lande an die Reformation erinnert, wurden von Gesängen'und Gedichtsvorträgen eingerahmt. — In Kraftsdorf wurden abgerufen Anna Hoppe, Ehefrau von Hermann tz., im 66., Eduard Burgold im 73. und Henriette verw. Undeutsch im 63. Jahre, beide Frauen nach längerem Leiden, B. nach ganz kurzem Krankenlager. Die erste wurde nach einer Hausandacht nach Leipzig übergeführt. In Harpersdorf wurden getraut der bisherige Gastwirt Arno Bergner, z. Zt. Soldat in Gera, und Frieda Klara geb. Weimer. In Niederndorf wurden getauft eine Tochter des Maurers Emil Alfred Placht und ein Sohn des Landwirts Oskar Leutloff. Petersberg. Während ihr draußen Schlachten schlagt, haben wir daheim Feste gefeiert. Die Festfeiern waren aber ganz der Zeit angepaßt, ernst und würdig. Am 31. Oktober feierten wir das Jubiläum der Reformation durch einen Gemeindeabend, zu dem sich auch viele Gäste aus der Umgegend eingefunden hatten. Zum ersten Male trat da der Jungfrauenverein, der ja den Kriegern schon durch die Weihnachtspakete bekannt ist, in die Oessent- lichkeit. Aber auch einige von der männlichen Jugend halfen mit. Wir hatten einen schönen, würdigen Familienabend. Am 11. und 12. November hatten wir dann Erntefest und Kirmes. Die Gottesdienste waren sehr gut besucht, sonst ging es still zu daheim und im Dorfe. — In mehrere Familien ist Trauer eingezogen: Am 2. November entschlief nach kurzem Leiden der Rentner Bernhard Eschenbach in Tünschütz, fast 83 Jahre alt, das älteste Glied unserer Gemeinde. Er hat der Schule 500 Mk. vermacht, deren Zinsen den Tünschützer Schulkindern bei Schulreifen zugute kommen sollen. Am 6. November verschied im Krankenhause zu Eisenberg im Alter von 23 Jahren Martha Raifarth. Sie hatte sich innerlich einen Schaden zu- gezogen. Sie wurde am Sonnabend vor dem Erntefest unter großer Be- teiligung besonders der Jugend hier begraben. — Dem Kriegsinvaliden Ernst Adolf Ritter wurde am 7. November ein Sohn geboren, Adolf Karl. — Unteroffizier Alfred Tümmler von Petersberg wurde mit der Tapfer- keitsmedaille ausgezeichnet. Unteroffizier Hugo Krause von hier wurde verwundet. Unser früherer Lehrer, Sanitätsunteroffizier Paul Nehmzow, erhielt das Eiserne Kreuz und die Tapserkeitsmedaille. — Nun haben wir auch die Ansichtspfeifen unserer Orgeln abgeliefert. Schön sehen die Orgeln nicht mehr aus, aber zu spielen sind sie noch. Wir haben auch dies Opfer willig gerächt für das Vaterland. Rüdersdorf. Am 11. November fand im Rühlingschen Gasthofe als Nachfeier des Reformationsjubiläums eine Abendunterhaltung statt, die sehr zahlreich besucht war. Hierbei wurde von einigen Schulkindern der 1. Klasse das Festspiel „Jung Luthers silbern Ringlein" aufgesührt, welches mit großem Beifall ausgenommen wurde. Außerdem wprden noch einige gemischte Chöre dargeboten. In einer Ansprache wies der Pfarrer auf die Bedeutung Luthers, besonders in Bezug auf Schule und Kirchengesang, hin. Der Reinertrag der 106,47 Mk. betragenden Einnahme fließt dem Fonds für den Kirchenchor zu. Das' Kirchweihfest in Rüdersvorf und Pörsdorf war am 12. November, in Reichardtsdorf an: 19. November. Saasa. Seiner schweren Verwundung, die er im Kampfe gegen die Engländer, enipfangen hatte, erlag in einem Feldlazarett in Flandern der Oberjäger stuc). pliil. Max Gundermann am 19. Oktober. Ein begabter, fleißiger Mensch, ein liebevoller, treuer Sohn wird mit ihm aus dieser Welt abberufen. Sein Tod trifft die Ellern um so härter, als nur wenige Tage nach Eintreffen der Todesnachricht auch sein einziger jüngerer Bruder zum Heeresdienste einrücken mußte. Seifartsdorf. Die Ruhr hat unsere Gemeinden heimgesucht und leider auch Opfer gefordert. In Seifartsdorf starb am 17. Oktober in einem Alter von 4/- Jahren Ella Margarete Schröder, Tochter des Gutsbesitzers Otto Schröder, und am 25. Oktober in einem Alter von 7 Jahren Minna Emma Matthcs, Tochter des Handarbeiters Richard Matches. In Caasch- witz wurde der Vizefeldwebel Wilhelm Grieß, Briefträger aus Böhlen, Schwiegersohn der Frau Gastwirt Bauer in Caaschwitz, beerdigt, der in Caaschwitz aus Urlaub erkrankte und am 14. Oktober im Krankenhause zu Gera in einem Alter von 32 Jahren starb. — Karl Schumann von Caasch- witz wurde zum Unteroffizier befördert, Kurt Böttger und Kurt Flamme erhielten das Eiserne Kreuz. — Alfred Just aus Seifartsdorf ist in Flan- dern durch Granatsplitter am Oberschenkel schwer verwundet morden. — Unsere beiden prächtigen Glocken haben wir bis jetzt in Seifartsdorf be- halten dürfen, aber die Orgelpfeifen haben wir nun hcrgeben müssen. — Das Reformationsjubiläum wurde von einer zahlreichen Gemeinde kirchlich geseiert. Als Nachfeier fand am Sonntag darauf in Caaschwitz ein Fami- lienabend statt, in dem die Gestalt unseres Luther und seiner Vorläufer der Gemeinde vor Augen gestellt wurde. Serba. Kriegsgetraut wurden Richard Oskar Kleiner aus Serba, Musiker, z. Zt. Vizewachtmeister beim Fußartillerie-Regiment 81, 1. Battr., und Martha Rauhut aus Kroppenslädt; seiner Joh. Karl August Lippold aus Bürgel, Landwirt, z. Zt. Gefreiter im Ulancnrcgiment 15, und Magda- lene Marie Springer aus Serba; endlich Friedrich August Karl Conradi aus Droschka, Schmiedegehilfe, z. Zt. Unterofsizier d. Res., im Felde, und Elisabeth Magdalene Hebenstreit aus Scroa. — Gestorben ist ain 6. No- vember der Zimmermann Friedrich Traugott Konstantin Blöthner aus Klengel im Alter von 77 Jahren, 10 Tagen. — Den Konfirmandenunter- richt besuchen 38 Kinder, und zwar 18 aus der Schule Serba, 11 aus der Schule Droschka, 9' aus der Schule Rauschwitz. — Das Reformations- jubiläum wurde durch Gottesdienst am 31. Oktober gefeiert, der durch Fest- gesünge der Schule Serba und eines Doppclguartetts des Jungfrauen- vereins bereichert wurde. Aus gleichem Anlaß fand am 11. November ein zahlreich besuchter Familienabend in Serba mit Deklamationen ^durch Schulkinder, gesanglichen Darbietungen der. Schule'Serba und des Jung- frauenvereins und Vorträgen des Ortspfarrers statt.- Die Tellersammlung für erblindete Krieger ergab 45,85 Btt. Tautenhain. Zur Vorbereitung des Resormationsjubelfestes fand ani 27. Oktober ein Familienabend statt, der eine Reihe von Aufführungen und Gesängen der Schulkinder bot, von Lehrer Thurmann mit großer Mühe eingeübt. Die nicht geringe Arbeit des Lehrers und der Kinder lohnte eine erfreuliche Beteiligung der Gemeinde. — Der Festgottesdienst am 31. Okto- ber war gleichfalls gut besucht; ebenso der Kirchweihgottesdienst am 18. No- vember. — Getraut wurde Fabrikarbeiter Robert Kurt -Peter nnt Toni Eügenie geb. Sperhake (Pöhlitzens), die nach Jena gezogen sind. — Be- erdigt wurden Frau Christiane Wilhelmine vcrw. Arnold, 68 Jahre alt. und Frau Christiane Friederike Schütze im 82. Jahre. Während der Beerdigung der letzteren kam die betrübende Nachricht, daß ihr Enkel, Musketier Kurt Schütze, gefallen sei. Gott helfe den Hinterbliebenen in ihrem doppelten Herzeleid! Walpernhain. Der vierten Jahrhundertfeier der Reformation wurde in den Festgottesdiensten vormittags und nachmittags des 31. Oktober gedacht. Der Vormittagsgottesdienst war mit Abendmahlsfeier verbunden. — Die beschlagnahmten 48 zinnernen Orgelpfeifen gelangten am 26. Okto- ber zur Ablieferung. — Verstorben ist in der Nacht vom 29. zum 30. Oktober im Alter von 76 Jahren die verwitwete Christiane Pauline Friedemann geb. Theil. Weißenborn. Der Familienabcnd, den wir am 31. Oktober zur Jubel- feier der Reformation hielten, erfreute sich einer sehr starken Beteiligung auch aus Klosterlausnitz. Lehrer Götze chatte sich keine Mühe verdrießen lassen, Gesänge und Deklamationen einzuüben, und die Kinder führten sie in tüchtiger Weise aus. Die Ansprache des Pfarrers zeigte die Bedeutung der Reformation für Volk und Staat. Der Reinertrag des Abends brachte 41,05 Mk., von denen 20 Mk. der Bücherei des Jugendvereins überwiesen wurden und 21,05 Mk. der Mäntelkasse, die damit einen Bestand von 98 Mk. erreicht. —. Landsturmmann Otto Grunert, der, wie wir in der letzten Nummer meldeten, die Sächsische Friedrich-August-Medaille in Bronze er- halten hat, wurde jetzt noch durch das Eisenkreuz ausgezeichnet. — Pionier Otto Fischer liegt wegen einer Handverletzung in einem Reservelazarett in Jlsenburg (Harz). — Getauft wurden die Kinder des Maurers Lippold, Helene Gertrud; des Böttchers Hebenstreit, Margarete Ilse Charlotte; des Fabrikarbeiters Moritz, Ernst Walter. , Herausgegeben von der Eisenberger Pfarrerkonserenz. Schriftleiter Pfarrer Hüttenrauch, Klosterlausnitz. Sebrinft in der Hofbuchdruckerei P. Kaltenbach in Elsenberg, €>.«8. 2. Jahrgang. Das Blatt erscheint monatlich und ist durch den Ortspfarrer zu beziehen. Jährlicher Bezugspreis 60 Pfennig, nach auswärts mit Porto 1.10 Mark. August 1917. Ser^röblick^nHos snung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet. Römer \2, \2. Laß, P. Das Fel! das 231a die taufei verkläre da wir in Lhrer der letzte Wir 1ra< 1111 llll llll llll llll llll llll llll iiiiii cm 1 2 3 4 1 5 Zum dritten unserm Vaterland wahr: eine inhaltl drei Worten. 2B» doch auch wievielj Drei Jahre Leben eines Volkl 156 Wochen scht wir 1914 waren, harte Arbeit und StsstsbibliotlieK zu Berlin Preußischer Kulturbesitz kmmner uno Herzeiero, wt.upe uno ^)oiE mancherlei Entbehrungen haben an unfern Kräften" gezehrt und uns die Malzeichen des Kriegs ausgeprägt; uns daheim. Vor allem aber unfern Kämpfern draußen, die nun drsi Jahre schon im Felde stehen. Wie hat auf sie die harte Zeit gewirkt! — Wie anders schaut uns heute auch unser Wirt- schasts- und Verkehrsleben an. Wir fühlen uns in eine andre Welt versetzt. Ja, ja, der Krieg, der ändert viel. Eins aber hat er nicht geändert: Fest blieb und unerschütter- lich der Siegeswille unsers Heers und Volks. Was half es unfern Feinden, daß sie die halbe Welt gegen uns entboten und mit Lüge und Verrat im Bunde an unsrer Vernichtung arbeiteten? Nirgends sind sie durchgekommen. Fest standen unsre Linien, wie granitne Wälle, an denen die wilde Brandung der Millionenheere jäh zerschellte; die Flotte machte den Traum von Englands Ueberlegenheit zur See zunichte; die U-Boote packten wacker zu und wurden mit den Fliegern im Verein zum größten Schrecken unsrer Feinde. Aus Nord, Ost, Süd und West Schlachtgesang: „Lieb Vaterland, erstürm des Kampfes übertönt der ir lassen sie nicht durch!" — Un- ist der Siegeswille unsers Heeres, c genug können wir unserm Heer m Kaiser, unserm Hindenburg, die drei Kriegsjahre so pflichtgetreu lk und Vaterland, blieb fest. Zwar wurde brennen- des Krieges Ende. Und unsers «gebot erschien wie eine Himmels- nd die dargebotene Friedenshand ufs neue sich der Wille des Volks. Ende. Die Opferfreudigkeit blieb den stets gefüllt; die letzte Kriegs- "rtrag alle vorherigen; alle Be- f die Knie zu zwingen, scheiterten: für deinen Opfermut! tt sorgte, daß wir Mut behielten, ar. So öffnet uns der Dank an r Herz bewegt, das Auge, Gottes n Herrn, meine Seele." Gerade wer. Denn der Krieg mit seinen at — Gott sei es geklagt! — ert an einen Gott, weil er sich Gedanken, daß der Gott, der jetzt er die Erde geht, derselbe ist, der sich voll Gnade zu den Seinen neigt. Aber wir dürfen die Zu- versicht nicht lasten auf den allmächtigen Gott, denn wir brauchen Mehr, als Menschenkrast, um nicht schwach zu werden in dem schweren Ringen, das uns noch bevorsteht gegen den Feind draußen und gegen alle Irrungen und Wirrungen daheim. Darum soll dieser dritte Jahrestag des Kriegsbeginns uns allen den Weg öffnen hin zu Gott. Er muß unsre Zuversicht und Stärke sein. Was auch Erfolg und Siegespreis dieses beispiel- losen Ringens sein mag: eines muß durch ihn an uns erreicht werden: das Ende dieses Krieges mit all seiner göttlichen Hilfe« mit all seinen blutigen Opfern darf uns innerlich nicht an der alten Stätte der Gottesferne finden, wie sein Anfang. Wir mästen reifere, tiefere, ernstere, gottesfrohere Menschen werden, die mit dem Dichter des 46. Psalms sprechen lernen: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke." Im Glauben an Gott drum vorwärts ins vierte Kriegsjahr hinein! Dann können wir leben der starken Zuversicht, daß er,